Auf dem „Puerta del Sol“, dem „Tor der Sonne“, versammeln sich in Spaniens Hauptstadt Madrid die Menschen. Wie die Ägypter auf ihrem „Platz der Befreiung“ von Kairo, dem Tahrir Platz, verlangen die Spanier, was ihnen in ihrer gesamten, Tausende Jahre alten Geschichte immer wieder verwehrt und zerschlagen worden ist: eine echte Demokratie.
Der Madrider Platz „Tor der Sonne“ in diesem Augenblick:
Spanien ist keine Republik. Nach dem Ende der faschistischen Diktatur von Francisco Franco, der seinerzeit mit Unterstützung des deutschen Diktators Adolf Hitler 1939 den Spanischen Bürgerkrieg gegen die republikanischen Kräfte gewann, wurde 1975 König Juan Carlos neuer Diktator von Spanien. Carlos Machtübernahme war von Diktator Franco Jahre vor seinem natürlichen Tod so bestimmt worden. Nach seiner Machtübernahme gab Juan Carlos als König und Diktator die Macht teilweise an eine parlamentarische Monarchie ab, deren neue Verfassung 1978 beschlossen wurde.
Eine Monarchie ist Spanien noch immer. Und Juan Carlos regiert noch heute.
Nun platzt den Spaniern – ausgeplündert, erpresst und erwürgt durch die Banken, durch die Konzerne, die Räte und Kommissare der „Europäischen Union“ und die ihnen zuarbeitenden Verrätermaschinen von sogenannten „Volksparteien“ – der Kragen. Sie wollen eine echte Demokratie. Und so heisst auch ihre Volksbewegung, die sie nicht mit, sondern nur und direkt frontal gegen die Parteien selbst aus dem Nichts erschaffen haben, mit ihrem Mut, ihrem Engagement, ihrem Herz und trotz des nimmermüden Geschwätzes der Defätisten, Feiglinge, Untertanen und Versager.
Democracia real, YA! Das ist der Schlachtruf der Spanier und sie stemmen den Felsen der Demokratie den Berg hinauf, wie Sisyphos, hin zum Tor der Sonne, zur Freiheit und sie verzagen nicht. Sie klagen nicht. Sie heben die Hände und sie haben viel darin: was sie geschaffen haben, mit ihrer Hände Arbeit, ihre Werke, ihre Gesellschaft, ihr Land. Und mit diesen Seelen ist ihr Wille zum Fortschritt,weit, weit über das hinaus, was ist.
„Wir sind normale Menschen. Wir sind wie du: Menschen, die jeden Morgen aufstehen, um studieren zu gehen, zur Arbeit zu gehen oder einen Job zu finden, Menschen mit Familien und Freunden. Menschen, die jeden Tag hart arbeiten, um denjenigen die uns umgeben eine bessere Zukunft zu bieten.
Einige von uns bezeichnen sich als fortschrittlich, andere als konservativ. Manche von uns sind gläubig, andere wiederum nicht. Einige von uns folgen klar definierten Ideologien, manche unter uns sind unpolitisch, aber wir sind alle besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektive, die sich uns um uns herum präsentiert: die Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern macht uns hilf- als auch sprachlos.
Und diese Situation ist mittlerweile zur Normalität geworden – tägliches Leid, ohne jegliche Hoffnung. Doch wenn wir uns zusammentun, können wir das ändern. Es ist an der Zeit, Dinge zu verändern. Zeit, miteinander eine bessere Gesellschaft aufzubauen. Deswegen treten wir eindringlich hierfür ein:
– Gleichheit, Fortschritt, Solidarität, kulturelle Freiheit, Nachhaltigkeit und Entwicklung, sowie das Wohl und Glück der Menschen müssen als Prioritäten einer jeden modernen Gesellschaft gelten.
– Es gibt Grundrechte, die unsere Gesellschaft gewähren muss: das Recht auf Wohnung, Arbeit, Kultur, Gesundheit, Bildung, politische Teilhabe, freie persönliche Entwicklung und das Recht auf Konsum von Gütern, die notwendig sind um ein gesundes und glückliches Leben zu führen.
– In ihrem momentanen Zustand sorgen unsere Regierung und das Wirtschaftssystem nicht für diese Prioritäten, sondern stellen sogar auf vielerlei Weise ein Hindernis für menschlichen Fortschritt dar.
– Die Demokratie gehört den Menschen (demos = Menschen, krátos = Regierung), wobei die Regierung aus jedem Einzelnen von uns besteht. Dennoch hört uns in Spanien der Großteil der Politiker überhaupt nicht zu. Politiker sollten unsere Stimmen in die Institutionen bringen, die politische Teilhabe von Bürgern mit Hilfe direkter Kommunikationskanäle erleichtern, um der gesamten Gesellschaft den größten Nutzen zu erbringen, sie sollten sich nicht auf unsere Kosten bereichern und deswegen vorankommen, sie sollten sich nicht nur um die Herrschaft der Wirtschaftsgroßmächte kümmern und diese durch ein Zweiparteiensystem erhalten, welches vom unerschütterlichen Akronym PP & PSOE angeführt wird.
– Die Gier nach Macht und deren Beschränkung auf einige wenige Menschen bringt Ungleichheit, Spannung und Ungerechtigkeit mit sich, was wiederum zu Gewalt führt, die wir jedoch ablehnen. Das veraltete und unnatürliche Wirtschaftsmodell treibt die gesellschaftliche Maschinerie an, einer immerfort wachsenden Spirale gleich, die sich selbst vernichtet indem sie nur wenigen Menschen Reichtum bringt und den Rest in Armut stürzt. Bis zum völligen Kollaps.
– Ziel und Absicht des derzeitigen Systems sind die Anhäufung von Geld, ohne dabei auf Wirtschaftlichkeit oder den Wohlstand der Gesellschaft zu achten. Ressourcen werden verschwendet, der Planet wird zerstört und Arbeitslosigkeit sowie Unzufriedenheit unter den Verbrauchern entsteht.
– Die Bürger bilden das Getriebe dieser Maschinerie, welche nur dazu entwickelt wurde, um einer Minderheit zu Reichtum zu verhelfen, die sich nicht um unsere Bedürfnisse kümmert. Wir sind anonym, doch ohne uns würde dergleichen nicht existieren können, denn am Ende bewegen wir die Welt.
– Wenn wir es als Gesellschaft lernen, unsere Zukunft nicht mehr einem abstrakten Wirtschaftssystem anzuvertrauen, das den meisten ohnehin keine Vorteile erbringt, können wir den Missbrauch abschaffen, unter dem wir alle leiden.
– Wir brauchen eine ethische Revolution. Anstatt das Geld über Menschen zu stellen, sollten wir es wieder in unsere Dienste stellen. Wir sind Menschen, keine Produkte. Ich bin kein Produkt dessen, was ich kaufe, weshalb ich es kaufe oder von wem.
Im Sinne all dieser Punkte, empöre ich mich.
Ich glaube, dass ich etwas ändern kann.
Ich glaube, dass ich helfen kann.
Ich weiß, dass wir es gemeinsam schaffen können.
Geh mit uns auf die Straße. Es ist dein Recht.“
Livebilder von Volksreportern aus Spanien: http://www.spanishrevolution.eu/
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(…)
Artikel zum Thema:
16.05.2011 Massendemonstrationen in Spanien: Wir sind keine Handelsware in den Händen der Politiker und Banker
In fünfzig Städten Spaniens, darunter Madrid, Barcelona und Valencia, gingen am 15.Mai 2011 die Bürger auf die Strasse, um gegen den Ausverkauf ihres Landes zu protestieren. Allein in Barcelona sollen nach Angaben der Organisatoren 15000 Menschen dem Protestaufruf gefolgt sein.
letzte Änderung: 22.39 Uhr