„Spiegel“-Schrift für EU-Staatsstreich veröffentlicht

Im „Spiegel“ können heute Teilnehmer der Öffentlichen Meinung wieder einmal einen alten Hut lesen: die Forderung nach Entmachtung der verbleibenden 26 Demokratien und Parlamente im Einflussbereich der „Europäischen Union“, nach Errichtung einer Finanzdiktatur durch „Haushaltswächter“ und ein „Finanzministerium“ der staatenlosen EU, nach der Unterschrift von 17 souveränen EU-Mitgliedsstaaten unter „Kollektiv-Schuldscheine“ des destruktiven Euro-Systems und nach einer offenen Umwandlung des „Euro-Rettungsfonds“ EFSF, der berühmten Aktiengesellschaft des Großherzogtums Luxemburg, in eine Bank der Bad Banks.

Geschrieben hat diesen „Masterplan“ Stefan Schultz, mit demselben erfolglosen Zynismus, mit dem das neokonservative Hamburger Blatt seit Jahren versucht nicht nur den Abbau von Demokratie, Gewaltenteilung und Verfassung, sondern auch den von öffentlicher Intelligenz zu betreiben. Schultz beschreibt, wie er Europa sieht, also zum Beispeil das prosperiende Norwegen oder die Schweiz:

„Kontinent der Vielfalt. Jede Krise ist anders.“

Jede Krise in jedem Staat, der so dumm war sich der 1992 geschaffenen „Eruopäischen Union“ anzuschliessen (mittlerweile 27 Staaten) und jede Krise in jedem Staat, der so unfassbar dumm war sich der Währungszone Euro und seinem System anschließen (bislang lediglich 17 Staaten), ist systemisch gleich, wenn es um das Euro-System und die EU geht. Diese Systeme haben keine Krise, sondern sie verursachen sie, um sich selbst „retten“ zu lassen und als Lösung anzubieten.

„Die Euro-Zone präsentiert sich so als monolithischer Block. Einzelne Länder können nicht mehr abrutschen, der EU würde es erspart bleiben, ständig neue Rettungspakete zu schnüren..Das Schicksal des Euro läge nicht länger in den Händen griechischer Parlamentarier oder in den Händen von Silvio Berlusconi .“

Das Schicksal des Euro liegt in den Händen der von jeder Demokratie und jeder Kontrolle unabhängigen Frankfurter „Europäischen Zentralbank“ (EZB). Das ist der essentielle Kern des Euro-Systems und der von ihm verursachten Staatsverschuldung. D.h., die „Schuldenkrise“ ist systembedingt. Will man die Staatsverschuldung auflösen, muss man das Euro-System ändern. Stattdessen fordern dieselben üblichen Reaktionäre, ersatzweise für die abwartende Regierung von Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble, wieder einmal genau den Staatsstreich gegen 16 verbleibende Demokratien in der Euro-Zone, der bereits in Griechenland durch die dieselben üblichen Reaktionäre („Linke“, „Sozialisten“, irgendwelche Partei-Apparate unter falscher Flagge) bereits gelungen ist.

„Spiegel“-Redakteur Stefan Schultz zitiert als seine Zeugen:

Peter Bofinger. Peter Bofinger ist 2004 auf Vorschlag der Regierung von Gerhard Schröder (SPD) und Joschka Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) in den Rat der sogenannten „Wirtschaftsweisen“ ernannt worden. Dieser „Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung“ versteht unter „Gesamtwirtschaft“ offensichtlich etwas völlig Anderes als die deutsche Volkswirtschaft. Trotzdem sind diese „Weisen“ offiziell geduldete Einflussnehmer, Verzeihung, Einflußgeber der deutschen Regierung. Weitere Mitglieder im Rat: die Schweizer Akademikerin Beatrice Weder di Mauro (ebenfalls 2004 von rot-grün berufen), Wolfgang Franz (Vorsitzender des „Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung“ (ZEW) in Mannheim und 2003 von rot-grün berufen), Lars Feld (seit 2002 Privatdozent der Universität im Schweizer St. Gallen und seit Januar 2011 auf Vorschlag vom damaligen FDP-Wirtschaftsminister und heutigem FDP-Fraktionsleiter im Bundestag Rainer Brüderle im „weisen“ Rat) und Christoph Schmidt, wie seine Kollegin Beatrice Weder di Mauro am „Center for Economic Policy Research“ (CEPR) in London.

– der Schweizer Thomas Straubhaar, Direktor des „Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts“, daß bereits 2005 (damals noch unter dem Namen „Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv“ unter Straubhaars Leitung wegen Untauglichkeit der „Evaluationsergebnisse“ von jeglicher staatlichen Förderung ausgeschlossen wurde. Seitdem wird der Schweizer Straubhaar und sein „Weltwirtschaftsinstitut“ u.a. von der Handelskammer Hamburger und der HSH Nordbank finanziert.

– der 1950 in Wien geborene US-Staatsbürger Dennis Snower. Wie Schmidt und di Mauro am Londoner „Center for Economic Policy Research“. Er leitet das staatlich finanzierte „Institut für Weltwirtschaft“ an der Universität Kiel (IfW) und hat außerdem noch die Zeit für den Beirat der Commerzbank.

Michael Hüther. Er machte seine Doktorarbeit 1990 noch unbeplagt unter dem Titel „Integrierte Steuer-Transfer-Systeme für die Bundesrepublik Deutschland. Normative Konzeption und empirische Analyse“. Sicherlich damals in Westdeutschland ein vorausschauendes Thema, das 21 Jahre später in die Zeit passt. Hüther ist im Vorstand der Atlantik-Brücke Berlin, Kuratorium in der weltweit vorbildlichen „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, war „Chefvolkswirt“ bei der Frankfurter „DekaBank Deutsche Girozentrale“ und ist Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Des Bundesverdienstkreuzes. Da hat der arme Kerl doch sicherlich schwer zu schleppen. Immerhin gibt es mittlerweile 4.8 Billionen Euro Geldvermögen in Deutschland.

Fazit: bei soviel Sachverstand, Leistungsvermögen und bösmenschlicher Treue zu nichts – außer dem eigenen Geld, natürlich – kann der deutsche Staat und seine Bürger doch gar nicht anders als zu seiner Entstaatlichung, Entsouveränisierung und Entdemokratisierung seinen begeisterten, nein, willigen Applaus abgeben.

Das geht doch gar nicht anders. Das hat er doch im Spiegel gelesen. In Spiegel-Schrift. Ganz deutlich.

(…)

Artikel zum Thema:

26.06.2011 71 Prozent: Kein Vertrauen in das Euro-System
Laut einer Umfrage des Allensbach-Instituts für die”Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung” haben 71 Prozent der Befragten “das Vertrauen in eine gemeinsame europäische Währung verloren”. Laut der Online-Ausgabe der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” sind das fünf Prozent mehr als bei einer entsprechenden Umfrage im April dieses Jahres.

07.05.2010 DIE GRIECHENLAND-KRISE (IV): Machtergreifung einer neuen kapitalistischen Sowjetunion
Absicht oder Dummheit: nirgendwo wurde in der deutschsprachigen Presse auch nur annähernd die kühle, pragmatische Berechnung der gesamten Kampagne gegen Griechenland aufgezeigt, die in der Öffentlichkeit der ehemaligen Besatzungsmacht Deutschland exekutiert wurde. Dazu hätte es eben einer ökonomischen Analyse bedurft, die über angelernte Vorurteile und simple Nationalismen hinaus denkt.
Diese primitiven emotionalen Mechanismen aber, sie wurden nun bewusst dafür benutzt, jedwede Zwangsmaßnahmen gegen die Griechen – sei es durch den IWF, die Brüsseler Räte, die eigene Regierung, oder eine bereits zu diesem Zeitpunkt drohende Chunta – in der deutschen Öffentlichkeit populär zu machen.
Die Deutschen verstanden nicht, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes für diese Dummheit noch teuer bezahlen würden.

Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/0,1518,774146,00.html

letzte Rechtschreibkorrektur: 20.07., 12.08 Uhr

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