Wann waren am Freitag wieviel Wachmannschaft, Polizei und Geheimdienst auf Utoya?
Um die Norwegen-Attentate von Oslo und Utoya wirbeln Boulevard-Presse und Behörden jede Menge Nebel auf. Um die entscheidenden Fragen will sich wieder einmal jeder drücken. Von Antworten ganz zu schweigen.
Gestern am späten Abend veröffentlichte das Boulevard-Blatt „Verdens Gang“ (VG), zwei Tage nach den Norwegen-Attentaten von Oslo und Utoya, eine überraschende Meldung. Unter den Toten auf der Insel, so VG, sei auch ein Polizist. Dieser habe sich dort „außer Dienst“aufgehalten und sei dort als Wachmann eingesetzt gewesen. Unbewaffnet.
Heute nun meldet das „Dagbladet“ (1): es handelt sich bei diesem Toten um den Stiefbruder der Kronprinzessin Mette-Marit, den 51-jährigen Trond Berntsen. Dieser habe, als Polizist außer Dienst, „private Überstunden“ als Wachmann auf der Insel gemacht.
Folgendes wird nun durch das „Dagbladet“ berichtet: nach dem Attentat in Oslo sei am Freitag den Veranstaltern des Jugendcamps auf der Insel telefonisch mitgeteilt worden, daß ein Polizei-Vertreter auf der Insel erscheinen werde, um sie über das Attentat in Oslo zu informieren.
WAS?!!
Es geht noch weiter. Vorhergehend am Freitag befand sich die ehemalige Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland, nach insgesamt drei Amtsperioden immer noch eine der beliebtesten Persönlichkeiten des Landes, auf Utoya und hielt vor den Jugendlichen im Camp der Arbeidernes Ungdomsfylking (AUF) eine Rede. (2)
Radio Utopie berichtete bereits gestern im Laufe des Abends, daß der norwegische Polizei-„Chef“ Sveinung Sponheim zugeben musste, daß „ein Polizist auf der Insel hätte sein sollen“. Man wisse aber nicht, wo dieser gewesen sei. Von einem Polizisten „außer Dienst“, noch dazu unbewaffnet, erwähnte Sponheim nichts. Im Laufe des Tages kam die Meldung dann auch in der deutschen Presse an. (3, 4)
Die Boulevard-Presse konzentrierte sich heute im Laufe des Tages auf die Erzählungen des „Dagebladet“ über vermeintliche oder tatsächliche Aussagen des 10-jährigen Sohnes von Trond Berntsen, wie dieser vor den Augen seines Sohnes umgebracht worden sei. Des Weiteren zitierte die Zeitung „Aftenposten“ aus Polizei-Angaben, über vermeintliche oder tatsächliche Aussagen des mutmaßlichen alleinigen Attentäters in Oslo und Utoya, Anders Behring Breivik. Dieser habe die ehemalige Premierministerin Brundtland bei ihrem Aufenthalt auf Utoya umbringen wollen. Aber diese habe zum Zeitpunkt seines – dem „Dagbladet“-Bericht zufolge angemeldeten – Besuches auf Utyoa die Insel bereits verlassen gehabt.
Hier nun die Fragen, die für Verantwortliche, Behörden, Ermittler und Boulevard-Presse scheinbar mit 85 Menschenleben untergingen:
– Wer hat denn nun Breivik, bzw einen in Polizeiuniform gekleideten Attentäter auf Utoya angemeldet? Wer hat dort angerufen? Denn wenn es nicht Breivik war – und es ist durchaus anzunehmen, daß nun blitzschnell der Bericht auftaucht, er habe (simsalabim) ein Handy dabei gehabt – dann ist mindestens eine zweite Person in das Attentat auf Utoya verwickelt.
– Wie kann es sein, daß auf einer Insel, die zunächst eine ehemalige Premierministerin besucht und einen Tag später der amtierende Ministerpräsident besuchen soll, kein einziger regulärer Polizeibeamter eingesetzt ist? Und kein einziger Agent des Polizei-Geheimdienstes Politiets Sikkerhetstjeneste PST? Und wenn dort Polizisten und Agenten im Einsatz waren: wo waren sie, als der Massenmord an über 80 Menschen in aller Ruhe anderthalb Stunden lang über die Bühne ging, während das Antiterrorkommando der Kollegen irgendwie weder Boot noch Helikopter fand? Hatten Sie noch damit zu tun, die ehemalige Ministerpräsidentin um Norwegen herum zu rudern? Oder fuhr sie mit dem Auto übers Wasser? War da nicht doch vielleicht ein Boot, ein Helikopter, wenn schon das später für die Leichenbergung eingesetzte Mini-U-Boot der Polizei etwas zu spät kam?
– was ist mit dieser Wachmannschaft, welche die Jugendorganisation AUF zu ihrem Schutz auf Utoya angeheuert hatte (wir berichteten) und ihrem Wachmann Simon Braenden Mortensen, der über den mutmasslichen Attentäter ausgesagt hat:
„Er sagte, er sei geschickt worden, um die Sicherheit zu überprüfen. Das sei reine Routine nach dem Anschlag in Oslo“ (5).
Dieser Wachmann hat mit dem Polizisten bzw als Polizisten verkleideten Attentäter, den er passieren ließ, gesprochen. Hat er sich vielleicht einen Ausweis zeigen lassen, bevor er ihn auf die Insel ließ? Wenn nein, warum nicht? Wenn ja, was war das für ein Ausweis? Soll den Breivik vielleicht auch noch selbst und allein gefälscht haben?
Sollen wir uns jetzt wieder beruhigen, ja? Sollen wir jetzt tun, als wäre nichts geschehen? Außer wenn es um Trauer geht, um Opferhaltung, bis zum nächsten Mal. Natürlich. Gejammert und geklagt werden darf, aber hallo. Nur die Schnauze halten soll das Opferpack, das Weichziel, der Zivilist, wenn er wieder mal unter den Nicht-Augen irgendeiner Obrigkeit und ihrer Bewaffneten massakriert wird, deren Vorgesetzte dann später da sitzen und Dreck erzählen, Dreck, und nochmal Dreck. Menschenverachtend ist das.
Wenn selbst ein Massenmord an jungen Menschen für die Öffentlichkeit nicht ausreicht, die Berufsheuchler und Lügner in Behörden und Boulevard-Presse zur Herausgabe relevanter Informationen, sowie zu Ermittlungen in alle Richtungen zu zwingen – als zu ihrer Aufgabe, wenigstens im Nachhinein – dann muss sich der Bürger auch hierzulande eingestehen, daß er bereits keiner mehr ist, sondern lediglich der perfekte Untertan einer überhaupt nicht perfekten Maschinerie, die Schreckenstaten zu Schreckensnachrichten macht, um einen Krieg des Schreckens zur Schreckensherrschaft seiner Politik zu machen.
(…)
Artikel zum Thema:
24.07.2011 Die Entdeckung des Otto-Normal-Bombers
Analyse und Kommentar zu den zynischen Lügen und dreisten Manipulationen rund um die Norwegen-Attentate in Oslo und Utoya.
– Der ranghöchste Polizist Norwegens hat in einer Pressekonferenz einräumen müssen, daß ein Polizist “auf der Insel hätte sein sollen”.
– Der norwegischen Polizei wurde bei den Ermittlungen durch die Londoner Polizei “geholfen”.
– Anwohner, die mit Booten Überlebende retteten, wurde von der Polizei befohlen, sich nicht der Insel zu nähern.
– Große Teile des angeblich vom festgenommenen Verdächtigen Anders Behring Breivik geschriebenen “Manifestes” sind ein Plagiat des “Manifestes”, welches 1995 vom “Una-Bomber” Theodore Kaczynski verschickt wurde.
Quellen:
(1) http://www.newsinenglish.no/2011/07/25/horrific-details-continue-to-emerge/
(2) http://www.neues-deutschland.de/artikel/202837.nationale-tragoedie-im-ferienidyll.html
(3) http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE76O01520110725
(4) http://www.focus.de/panorama/videos/massaker-in-norwegen-kritik-am-einsatz-der-polizei_vid_26138.html
(5) http://www.tagesschau.de/ausland/oslo138.html