Die neuen Siedler und Landlords brechen, unter Beihilfe der Regierungsbeamten durch eine entsprechend angepasste Gesetzgebung zur Monopolbildung, die Verfassung von Puerto Rico.
Neokolonialismus, transgenes und pharmazeutisches Paradies in Puerto Rico, spätestens seit dem Jahr 2009, zementiert durch Gesetz 69 des Business Promotion and Development of Agricultural Biotechnology Law (Abb.: „Map that show pharmaceutical companies around Puerto Rico“, Kako13,Wikipedia unter public domain, Mausklick zum Vergrössern der Grafik)
„Menschen in der dritten Welt verhungern.“
Diese Meldung flimmert fast tagtäglich durch den Medienäther, meistens in Zusammenhang mit Klimaveränderungen oder explosiven Krisengebieten zitiert und nur selten in Relation zum Raubbau an der Natur und der Zerstörung des Lebensraums durch industrielle Grossprojekte der Menschen in schonungslosen Reportagen thematisiert.
Ein Beispiel für die wahren Verursacher der Verelendung ganzer Landstriche – die Banken- und Grosskonzerne – zeigt sich in Lateinamerika auf Puerto Rico. Das Land – assoziierter Freistaat und Nichtinkorporiertes US-amerikanisches Aussengebiet mit eigenem Parlament und Verfassung – hat sich mit finanziellen Förderungen zu einem El Dorado für acht Unternehmen, darunter sieben multinationale Gentechnik- und Chemieriesen, wie Monsanto, Deutschlands Bayer CropScience LP, AgReliant Genetics LLC, Mycogen Seeds, Dow Agro Sience LLC, Illinois Crop Improvement Association Inc., die schweizerische Firma Syngenta AG, Pioneer Hi-Bred von DuPont und Rice Tec Inc. entwickelt.
Die staatliche Puerto Rico Industrial Development Company und das Landwirtschaftsministerium schaffen für die Gentechnik-Industrie durch die Erleichterung des Erwerbs von Gebäuden und die Bereitstellung finanzieller Anreize ein Schlaraffenland für die Multis.
Auf den besten fruchtbarsten Böden entlang der Südküste Puerto Ricos werden auf öffentlichen und privaten Flächen Versuche mit transgenen Pflanzen wie Getreide, Sojabohnen, Sorghumhirse, Sonnenblumen oder Baumwolle durchgeführt. Um den Aussaatfeldern liegen über 100 Acres (1 Acre ? 4046,87 m2 ? 4046,9 m²) grosse Flächen als isolierende „dekontaminierende Schutzzonen“ brach, auf denen nichts angebaut werden kann. So werden diese landwirtschaftlich nicht mehr nutzbaren wertvollen Ackerböden der Bevölkerung für einen Anbau zur Ernährung und Einnahmequellen durch den Handel mit Feldfrüchten entzogen.
Am 21.November 2011 erschien auf der Website von Centro de Periodismo Investigativo der Artikel „Monsanto‘s Caribbean experiment“ zu den freundschaftlichen Beziehungen der Regierung zu den grössten internationalen Biotechnologie-Firmen und der zweifelhaften Legalität zu dem Ausmass an den durchgeführten transgenen Pflanzenexperimenten.
Die Entwicklung der ersten Generation von gentechnisch verändertem Saatgut sind für die Verteilung in die USA und auf der ganzen Welt bestimmt.
Die meisten dieser Firmen besitzen mehr als 500 Acre geleaste Entwicklungsfläche, das ist mehr als die Verfassung von Puerto Rico erlaubt. Im § 14 Artikel VI ist festgelegt, dass landwirtschaftliche Unternehmen nicht mehr als 500 Acre Land besitzen dürfen – zu tief sitzt die Wunde der Kolonialzeit mit ihren Zuckerrohrplantagen der Grossgrundbesitzer und dient der Verhinderung der Dominanz der amerikanischen „Landlords“ über die kleinen lokalen Bauern.
Monsanto beansprucht etwa 1500 Acres Land zwischen Juana Díaz, Santa Isabel, Isabela und Aguadilla – das ist das Dreifache dessen, was gesetzlich erlaubt ist. Davon sind 500 Acres Flächen der öffentlichen Hand und der grössere Teil gehört Succession Serrallés.
Wie auf der gesamten Welt zu beobachten ist, werden Verfassungen durch willfährige Gesetzesgeber im Dienste des Kapitals zu Ungunsten der eigenen Bevölkerung gebrochen und Puerto Rico stellt hier keine Ausnahme dar.
Im Jahr 2009 wurden begünstigende Gesetze zur Förderung und Entwicklung der landwirtschaftlichen Biotechnologie-Konzerne verabschiedet, die direkt auf diese zugeschnitten wurden.
Professor Carlos Ramos, Spezialist auf dem Gebiet und Professor an der Interamerican University Law School sieht einen Verfassungsbruch und Verstoss gegen § 14 Artikel VI durch diese Inbesitznahme der Landflächen:
„Wenn dieses Gesetz keinen Sinn mehr macht, wollen wir die Debatte eröffnen. Die Absicht des Gesetzes ist heute noch genauso aktuell wie in den Jahren um 1900. Der Justizminister ist verpflichtet, die Verfassung durchzusetzen und muss handeln.“
Die Monsanto AG tritt offiziell nicht als Nutzer in Erscheinung, dafür gibt es gesetzlich legitimierte Umwege über Tochtergesellschaften, so wurde die Monsanto Caribe LLC und die Monsanto AG Products LLC gegründet.
Für Interessenten ist unter diesem Link ein Blick in die Corporationswiki zu empfehlen.
Die Verfassung von Puerto Rico verbietet auch jedem Mitglied eines landwirtschaftlichen Unternehmens eine Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft dieser Art. Beide oben genannten Unternehmen gehören Monsanto und somit zur Muttergesellschaft.
Die Regierung selbst hat das beste Land den Saatgutherstellern auf dem Silbertablett serviert – 2445 Acres, das sind ca. 8 Prozent des gesamten öffentlichen Geländes im Süden der Insel. Insgesamt wurden von den Gentechnik-Konzernen ca. 6000 Acres privaten und öffentlichen Landes für ihre Anbauversuche okkupiert.
„Das Schema, ein anderes Unternehmen unter einem anderen Namen einzusetzen, macht die Situation noch dramatischer. Nun müssen wir sehen, wie die Regierung ein Auge auf diese Situation wirft, da sie glaubt, sie würde Arbeitsplätze schaffen“,
so Carlos Ramos.
Paradoxerweise, während ein Grossteil der übrigen Landwirtschaft im Sterben liegt, war nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums Puerto Rico das fünfwichtigste transgene Forschungszentrum in den USA nach Iowa, Illinois, Hawaii und Nebraska.
Im vergangenen Jahr erwirtschafteten die Gentechnik-Multis mit ihrem in Puerto Rico angebautem Saatgut 70 Millionen US Dollar und erhielten dennoch von der Regierung die gleichen Steuervergünstigung wie die einheimischen kleinen Bauern.
Darüber hinaus erhielten die Konzerne 2,72 US Dollar staatlichen Zuschuss für jede Stunde der Löhne der Feldarbeiter erstattet. So wurde allein Monsanto für das II. Quartal (April, Mai und Juni) nach Angaben des US-Landwirtschaftsministeriums mit insgesamt 121040 Dollar unterstützt. Der Zuschuss aus öffentlichen Mitteln, der in diesem Jahr dem Unternehmen gewährt wird, könnte fast eine halbe Million US Dollar betragen.
Monsanto errichtet für 4,3 Millionen US Dollar auf einem 20000 Quadratmeter grossen Gelände ein Labor für gentechnisch verändertes Mais- und Baumwollsaatgut in Juana Díaz. Die Gehälter für die Mitarbeiter werden von der Regierung subventioniert.
„Das Monsanto-Projekt ist genau die Art von Investitionen, die von der Regierung von Puerto Rico unterstützt wurden. Diese Monsanto-Investition dient dem optimalen Ziel, unsere Position in der biowissenschaftlichen Industrie zu festigen und unsere Mission zu einer innovativen Wirtschaft zu fördern“, sagte der Minister für Handel und wirtschaftliche Entwicklung von Puerto Rico, José Pérez Riera.
Diese Ankündigung ist eine neben einer 6 Millionen US Dollar teuren Investition von Pioneer Hallo-Bred, in Salinas ein landwirtschaftliches Biotechnologie-Forschungslabor zu errichten. Im Mai letzten Jahres eröffnete AgReliant Genetics LLC in Santa Isabel ein Entwicklungszentrum für Hybrid-Mais, das 800000 US Dollar kostete.
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Quelle: http://cpipr.org/inicio/index.php?option=com_content&view=article&id=271