Selbstverbrennung von Moshe Silman: „Der Staat Israel hat mich ausgeraubt und mit nichts zurückgelassen“

Ein Jahr, nachdem Daphni Leef auf dem Rothschild-Boulevard von Tel Aviv alleine ihr Zelt aufgeschlagen und die größte soziale Bewegung in der Geschichte Israels ausgelöst hat, findet in Tel Aviv eine Demonstration zum Jahrestag statt. Moshe Silman, ein Mann Ende 50, ehemaliger Soldat, liest in der Kaplan Straße einen Brief an die Regierung vor. Dann übergießt er sich mit einer brennbaren Flüssigkeit und setzt sich in Brand.

Aus seinem Brief, dessen Kopien auf der Straße verstreut liegen:

„Der Staat Israel hat mich ausgeraubt und mit nichts zurückgelassen..

Du bekommst nicht einmal Miethilfe, zwei Wohnungskomitees haben mich zurückgewiesen, trotz der Tatsache dass ich einen Schlaganfall hatte und arbeitsunfähig wurde. Ich klage Israels öffentlichen Dienst an: das staatliche Versicherungsinstitut. Ich klage den Staat Israel, Benjamin Netanjahu and Yuval Steinitz, der kontinuierlichen Demütigung der Bürger Israels an, welche diese täglich ertragen müssen. Sie nehmen den Armen und geben den Reichen..

Ich kann mir keine Medikamente oder Miete leisten. Ich habe Millionen an Steuern gezahlt, ich habe in der Armee gedient und in der Reserve, bis ich 46 Jahre alt war. Ich will nicht obdachlos werden und darum protestiere ich gegen all das Unrecht was der Staat Menschen wie mir antut.“

Genau ein Jahr, nachdem Daphni Leef ihr Zelt aufschlug, sich die Israelis zu ihrer größten Sozialbewegung überhaupt zusammenschlossen, nur um sich nachher mit genau dem gleichen, leeren, zynischen Geschwätz der Heuchler in den etablierten Verrätermaschinen – die sich selbst „Parteien“ nennen – abspeisen zu lassen, beginnt alles wieder von vorne.

Es wird immer wieder von vorne beginnen und niemals erfolgreich sein – nicht in Israel, nicht in Deutschland, nirgendwo – solange nicht irgendwann, irgendwelche Leute auf die Idee kommen selbst eine Partei zu gründen, eine ganz normale Partei des Volkes, es dann auch tun und all diesen etablierten Abfall von Handlangern der Superreichen fertig machen und in die Flucht schlagen.

Nur so geht es. Und nur so wird es auch passieren.

(…)

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12.09.2011 “Träumen ist zu sein”: Die Rede von Daphne Leef in Tel Aviv
Am 14. Juli des Jahres 2011 schlug sie auf dem Rothschild-Boulevard von Tel Aviv alleine ihr Zelt auf. Am 3. September demonstrierten in Israel Hunderttausende von Menschen. Hier ist ihre Rede, geschrieben mit Dror Feuer, die Daphne Leef an diesem Tage auf dem Kikar Hamedina in Tel Aviv hielt. Es ist das Dokument eines Sieges der Menschlichkeit über Lüge, Verrat, Gemeinheit, Feigheit, Ausbeutung, Resignation und Unterwerfung. Es ist das Dokument des Sieges eines Traums über die vor ihm existierende Realität. Es ist das Dokument des Sieges der Kunst über die Macht.

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