Wendezeiten in Italien: Abtretender Präsident zeigt Anzeichen von Realitätsverlust
Giorgio Napolitano sieht sich für seine versuchte Installation einer Schattenregierung der „Weisen Männer“ vernichtender Kritik von allen Seiten ausgesetzt.
Was macht daraufhin der Präsident? Er beklagt sich.
Das Parlament „unter Administration gestellt“, ein „Putsch“, eine „Rückkehr der Monarchie“, eine „Oligarchie am Hofe von König George die nach einer abgekarteten Sache aussieht“, eine „Anomalie“, „de facto Präsidentialismus“, eine „verfassungswidrige Entscheidung“, die ernannten sogenannten „Weisen Männer“ „Demokratie-Minderer“: Der abtretende Präsident von Italien, Giorgio Napolitano, dessen Nachfolge anderthalb Monate vor Ablauf seiner Amtszeit am 15. Mai vollkommen unklar ist, sieht sich nach seiner Weigerung andere als seinen „Mitte-Links“-Liebling Pier Luigi Bersani (P.D.) mit der Regierungsbildung zu beauftragen und stattdessen Banker, Statistiker, Funktionäre und Kader der alten Parteien als „Weise Männer“ bzw „Expertenrat“ einer parlamentarisch nicht bestätigten Schattenregierung zu benennen, vernichtender Kritik von allen Seiten ausgesetzt. Nun verkriecht sich der 87-Jährige Präsident auf Abruf hinter der letzten Verteidigungslinie aller Imperialisten und Antidemokraten seit Kriegsausbruch in 2001, dem Kriegsbegriff „Verschwörungstheorie“, und beklagt sich in der „Corriere della Sera“ über die Demokratie Italien.
Er fühle sich „von den Parteien allein gelassen“, so Präsident Napolitano.
Wirklich furchtbar. Der arme Kerl.
Seine siebenjährige Amtszeit – wie wir alle wissen: nur erfolgreich zum Wohle der Republik – ende „auf surreale Weise“.
Wollen wir dem alten Mann mal ausnahmsweise recht geben.
Er finde sich selbst als Ziel von „absurden Verdächtigungen und obskuren Verschwörungstheorien“ wieder, manche davon „brilliant, andere dement“.
Man muss erklärend hinzufügen: der Präsident von Italien redet hier mit der Presse, nicht etwa mit sich selbst. Vor der Einsetzung dieses „Expertenrates“, dieser „Weisen Männer“, hatte er allerdings mit dem Präsidenten der Frankfurter E.Z.B. geredet – bzw wohl eher zugehört.
Es wird wirklich Zeit für Napolitano zu verschwinden. Möge er alle „Weisen Männer“ mit sich reißen die er noch in seine kalten, toten Finger kriegt.
(…)
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