Divisionskommandeur tritt nach Untersuchungsbericht zurück / Geheimdienstwarnungen vor Entführung von Soldaten wurden nicht weitergeleitet / Kritik von Offizieren an Generalstab und RegierungJerusalem: ex-Major General Doron Almog, der Leiter der Untersuchungskommission zu den Ereignissen rund um die Entführung von Ehud Goldwasser and Eldad Regev im libanesisch-israelischem Grenzgebiet vor dem Einmarsch israelischer Streitkräfte im Libanon, hat heute dem Generalstabschef Dan Haluz Ergebnisbericht vorgelegt.
Dabei kam es laut Presseberichten zu lautstarken Auseinandersetzungen zwischen Untersuchungsleiter Almog und Oberbefehlshaber Haulz (3).
Almog verlangt im Untersuchungsbericht, der später am heutigen Sonntag auch Verteidigungsminister Peretz vorgelegt wird, die Entlassung des Kommandeurs einer galliläischen Division, General Gal Hirsch, aus der IDF (Israeli Defense Forces) (1). Bereits vorher war Hirsch von seinem Posten zurückgetreten und hatte sich bereit erklärt, die Armee zu verlassen (3).
Die Untersuchungskommission hatte massives Versagen auf allen Ebenen des Militärs festgestellt.
Das Reservebattallion, dem Goldwasser und Regev angehören, hatte vor der Patrouille in der unsicheren Region nicht das geforderte Entführungsszenario geübt.
Der Tip aus den Geheimdiensten zur geplanten Entführung sei im Militär nicht weitergeleitet worden.
Aber auch ohne Warnungen von Agenten hätte der Alarmzustand nach der Entführung des Soldaten Gilad Shalit im Gazastreifen höher sein müssen.
0815-info.de hatte bereits am 19.September von den Vorwürfen berichtet (4).
Innerhalb der IDF gibt es lautstarke Kritik an der geplanten Entlassung von Hirsch, allein 5 Major Generäle protestierten dagegen beim Generalstab (1). Major General Ben Reuven, ebenfalls Divisionskommandeur und Vize der Nordfront während des Krieges (2), trat aus Protest ebenfalls zurück und sprach von einer massiven Verleumdungskampagne gegen Hirsch, den er als einen der besten Kampfkommandeure der IDF beschrieb.
„Was mit ihm geschehen ist, ist ungerecht. Die obersten Befehlshaber sollten dafür geradestehn“, so Reuven.
„Der schlechte Ausgang des Krieges lag nicht an den Kommandeuren der Divisionen, sondern an ihren Befehlshabern an der Spitze.“
Bereits während des Libanonfeldzugs hatte Generalstabschef Dan Haluz den Oberkommandierenden der Nordfront Udi Adam gefeuert und durch seinen Vertrauten Moshe Kaplinsky ersetzt (6).
Die Kritik von ex-Nordfront-Vizechef Reuven und des jetzt unter dem Druck des Untersuchungsberichtes zurückgetretenen Gal Hirsch (deren unmittelbarer Vorgesetzter Adam war) zielt deshalb nach Einschätzung von Beobachtern direkt auf Haluz (3).
Ex-Kommandeur Hirsch selbst sprach von „Irrtümern“, „Fehlgriffen“ und „Versagen“, die aber nicht allein den Fronteinheiten und deren Kommandeuren, sondern in erster Linie der Führung der Armee angelastet werden könnten.
Nach dem gescheiterten Libanonfeldzug waren in der israelischen Öffentlichkeit Forderungen nach dem Rücktritt von Generalstabschef Haluz, Verteidigungsminister Peretz und Premier Olmert laut geworden (3).
„Was hier nach dem Krieg passiert, ist schlimmer als der Krieg selbst. Man hat den Eindruck, es gibt überhaupt keine Kontrolle mehr über das System und wir müssen zusehen, daß wir das in den Griff kriegen, weil nicht nur Israelis mitverfolgen, was hier passiert – es wird auch an anderen Orten beobachtet“, so ein Offizier (2).
Laut ynet prognostizierte jemand aus dem militärischen Establishments Israels, daß weitere Rücktritte in der Militärführung zu erwarten seien, inklusive des Oberbefehlshaber Haluz.
„Er ist derjenige, der Hirsch noch vor der Untersuchung eigentlich befördern wollte, das wurde vom Verteidigungsminister verhindert, was offenbar gerechtfertigt war und deshalb muß dieser ganze Vorgang untersucht werden.“ (2).
In Washington klopfte der in Israel auf der Rücktrittsliste stehende Ehud Olmert derweil auf den Bush und meinte, der Iran müsse sich nun „beginnen zu fürchten“ (5).
Wenn er da mal nicht von sich auf Andere schließt.
Quellen:
(1)
http://www.haaretz.com/hasen/spages/786541.html
(2)
http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3327129,00.html
(3)
http://www.haaretz.com/hasen/spages/786752.html
(4)
http://0815-info.de/archiv/2006/september/haaretz.php
(5)
http://haaretz.com/hasen/spages/786566.html
(6)
http://0815-info.de/archiv/2006/august/eskalation.php