das Attentat auf Industrieminister Pierre Gemayel trägt die Handschrift des Mossad / ebenfalls Attentat auf den christlich-maronitisch ex-General Aoun, einen Verbündeten der Hisbollah
Libanon: Im Juni dieses Jahres wurde der Mossad-Agent Mahmoud Rafeh vom libanesischen Geheimdienst verhaftet.Dieser soll nach Angaben der libanesischen Regierung im Libanon ein eigenes Terrornetzwerk unterhalten und angeführt, sowie als Kommandeur mehrere tödliche Anschläge im Auftrag des israelischen Geheimdienstes Mossad zu verantworten haben.
Bei der Explosion einer Autobombe in der südlibanesischen Stadt Sidon am 26. Mai war Mahmoud Al-Majzoub, ein Führungsmitglied des Islamischen Dschihad, und dessen Bruder getötet worden.
Der libanesische Außenminister Fawzi Salloukh verlangte nachher, der UN-Sicherheitsrat solle nun »die wiederholten Verletzungen des libanesischen Luftraums durch israelische Militärflugzeuge« untersuchen.
Verteidigungsminister Elias Murr hatte zuvor erklärt, es sei »sehr wahrscheinlich«, daß die Autobombe, die gegen Al-Majzoub gerichtet war, von israelischen Militärflugzeugen ferngezündet wurde. Dies hätten bisherige Ermittlungen ergeben. Murr war am 12. Juli 2005 selbst einem Mordanschlag entgangen.
Gefahndet wurde in diesem Zusammenhang auch nach Husein Khattab, der nach Angaben von Rafeh an dem Anschlag in Sidon beteiligt war. Khattab ist demnach auch für einem Mordanschlag am 20. Mai 2002 verantwortlich, bei dem Jihad Ahmad Jibril, der Sohn von Ahmad Jibril, des Chefs der Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP), getötet worden war.
Offenbar als Revanche für die Festnahme ihres Terroristen Rafeh bombardiert die israelische Luftwaffe in der Nacht zum 17.Juli genau den libanesischen Militärgeheimdienst in Abde, der ihn festgenommen hatte.
In der deutschen Papierpresse, mit Ausnahme der Jungen Welt, wurde der Fall totgeschwiegen (1).
Siniora-Minister erschossen
Und heute nun das: in einem christlichen Vorort von Beirut wird der falangistische Industrieminister Pierre Gemayel durch ein gezieltes Attentat getötet, die Attentäter können entkommen (2). Die ersten Bilder des Attentats auf Euronews (während sämtliche anderen Medien nur noch „Psychologen“, „Schüler“ und „Emsdetten“ vor sich hin brabbeln) zeigen 2 Nobelkarossen, eine davon erkennbar mit zerschossenen Scheiben und zwar vorne auf der Fahrerseite. Also wurden entweder auch die Leibwächter erschossen oder sie waren darin verwickelt.
Der gleichnamige Großvater Gemayel hatte die Falangisten gegründet, der Sohn und Vater des Attentatsopfers Amin Gemayel wurde 1982 Präsident des Libanon, nachdem der Bruder Bachir Gemayel, welcher eigentlich in das Amt gewählt worden war, einem Attentat zum Opfer fiel (3).
Die rechten Falangisten sind heute keine ernstzunehmende Kraft mehr im Libanon, bei den Parlamentswahlen schaffte es diese nicht mal mehr, ihren eigenen Anführer ins Parlament zu hieven.
Doch im Libanon herrscht eine brisante Situation, die sich aus angeblich ethnischen, aber in Wirklichkeit aus denselben machtpolitischen Gründen wie überall erklären läßt, wir hatten dazu berichtet (4).
Nun fordert die Hisbollah und ihr Verbündeter, der christlich-maronitische ex-General Aoun, Neuwahlen.
(Auf Aoun ist laut neuesten Meldungen ebenfalls geschossen worden,N24, 18.00 Uhr).
Das wiederum will die Siniora-Regierung mit allen Mitteln verhindern, mit dem Argument, „wozu Neuwahlen, wir hatten doch die Zedern-Revolution“.
Die Siniora-Regierung hat mit dem Pentagon-Vize Peter Rodman gerade einen US-libanesischen Waffendeal unterzeichnet und will in die WTO (4).
Die undemokratische Aufteilung der Macht im Libanon
Das sensible Gleichgewicht im Libanon beruht auf dem libanesischen Nationalpakt von 1943, der sich auf eine Volkszählung von 1932 stützte. Inzwischen stellen die Schiiten, repräsentiert durch Amal, Hisbollah und andere, aber ca. 45% der Bevölkerung. Ihnen stehen aber bis heute nur 27 der 128 Sitze im libanesischen Parlament zu. Präsident Emile Lahoud teilte denn auch gleich Ministerpräsident Siniora mit, sein Kabinett sei nun nicht mehr verfassungsgemäß, da die einzelnen Volkgruppen nicht mehr repräsentativ vertreten seien.
Das sieht logischerweise auch Hisbollah-Chef Nasrallah so und läßt nun seine Anhänger demonstrieren.
Nun scheint es aber durchaus so zu sein, daß die auch demonstrieren wollen, weil sie zur Unterschicht des Libanons gehören (sie kennen das von zuhause, ungebildet, keine Ahnung, nicht aufstiegswillig, mit einem Wort: keine Kohle).
Nasrallah hat im Gegensatz zu Unterstellungen der Merkel-Bush-Westentaschenfreundlichen Regierung Sinioras keineswegs vor, die Demonstrationen eskalieren zu lassen, wozu auch?
Er sicherte zu, daß diese friedlich und zivilisiert ablaufen würden(5), denn parlamentarisch hätte er alle Chancen an die Macht zu kommen, genauso wie schiitische Vertreter im Irak bei freien Wahlen.
Die Einzigen, die etwas demokratische Strukturen und Frieden im Libanon haben sind der Westen, Merkel, Olmert, Bush und deren Witzfigur Siniora, die allesamt auf den Irankrieg und eine Schlacht gegen die Hisbollah und Syrien drängen.
Und die erfahrenen Bomber des Mossad werden, wenn schon die Luftwaffe in Israel macht was sie will (das sagt ihr eigener Fatzke von Generalstabschef, Dan Halutz (6)) bestimmt nicht lange fackeln, wenn es darum geht den Libanon ins Chaos und in den Bürgerkrieg zu stürzen.
Dann noch diese in Europa lancierten Geheimdienstmeldungen, der Iran und die Hisbollah würden Al-Qaeda-Terroristen ausbilden und so weiter und so fort…(7)
Die Olmertregierung hat es nach israelischen Zeitungsberichten (8)selbst darauf abgesehen gehabt, daß 2 ihrer eigenen Soldaten durch die Hisbollah entführt werden, die dann auch so dumm war, dieser den Gefallen zu tun. Vorher informierte die Olmertregierung noch die US- sowie die französische Regierung (die zusammen mit der deutschen Militärmacht im Seepakt PSI verbündet sind (10)) von einem möglichen Militärschlag gegen den Libanon im Entführungsfalle (9).
Das fast zeitgleiche Attentat auf die beiden Gegner Gemayel und Aoun soll wie im Irak einen Bürgerkrieg und Chaos produzieren. Die Attentäter müssen den gleichen Hintergrund haben, eine Gegenreaktion ist wegen der Kürze der Zeit zwischen den Attentaten ausgeschlossen.
Wenn man mal nicht nach der Devise geht „an ihrem Geschwätz sollt ihr sie erkennen“, sondern sich die Taten anschaut, dann bleibt nur eine rationale Erklärung:
der Westen will Krieg im Libanon, gegen Syrien, gegen den Iran.
Das ist die einzig logische Schlußfolgerung.
Quellen:
(1)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=119&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=8
(2)
http://www.cnn.com/2006/WORLD/meast/11/21/lebanon.shooting.ap/index.html
(3)
http://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_Gemayel
(4)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=167&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=11
(5)
http://www.taz.de/pt/2006/11/21/a0102.1/text
(6)
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID6112914_TYP6_THE_NAV_REF1_BAB,00.html
(7)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=192&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=11
(8)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=166&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=11
(9)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=141&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=9
(10)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=177&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=11