CDU: Bye, bye, Volkspartei SPD

die Union überholt auf ihrem Parteitag ihren Koalitionspartner als solchen

Zeigt sich die Springer-Welt, die nicht die Eine ist, noch verwirrt („Wer ist Angela Merkel?“ (1)), so haben es diejenigen, die ihr Bewußtsein nicht neben dem geistig-moralischen Sarkophag der 80-er geparkt haben, heute merken müssen:
die CDU will nicht verlieren.Allein das unterscheidet sie positiv von allen anderen Parteien, mit Ausnahme ihres zukünftigen Koalitionspartners FDP.

Angela Merkel, und was noch viel wichtiger ist, die einflußreiche Bildungs-und Forschungsministerin sowie Vorsitzende der Programmkommission Dr.Annette Schawan und der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen Arbeiterpartei Jürgen Rüttgers, sie haben eins begriffen, eins – und das ist schon viel heutzutage:
ohne den Wähler geht es nicht.

Immerhin.

Fassen wir nun, als mittlerweile zum genügsamen Bewohner eines unüblich verdächtigen Flecken Erdes mit Laptop gemausert, die Ereignisse des heutigen, unübersehbaren Erdbebens mal zusammen:
– es werde, so Merkel, keinen „Urknall“ geben, was alles verändere. Klingt vernünftig.
– man werde die „soziale Marktwirtschaft“ als „internationalen Ordnungsrahmen“ propgieren. Einem Spekulationsjüngling möcht´schwindelig werden..
– man habe (als CDU) schon immer folgende Werte gehabt (jetzt kommt´s): „Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität“. Gut, daß man saß, in Dresden. Wobei: mit der „fraternité“ haute es noch nicht so ganz hin, aber auch im Elyseé-Palast waren bestimmt die Bildschirme an, so klang es jedenfalls.
– „Arbeit für alle muss das Kernstück sozialer Gerechtigkeit bleiben“, sagte sie und tat tatsächlich, als hätte das was mit ihr zu tun und glaubte das auch.
– man müsse die Probleme der Welt nicht nur „deutsch“ lösen, sondern „global“. Vielleicht hätte sie den Berufsautisten ihrer ehemaligen Blockpartei zuerst erklären müssen, daß es Probleme in der Welt gibt.

„Ich will, daß es wir wieder sind, die es über die 40%-Marke schaffen“, so Merkel und machte deutlich, woher die fehlenden 10% nun kommen sollen.

Jürgen Rüttgers, ihr Nachfolger nicht nur als Redner, brachte dann den hessischen Blackout-Künstler Koch auf der Bühne richtig zum Schlucken, als er zart, aber deutlich daraufhin wies, daß die Meinung von 80% der Bevölkerung nicht als „links“, sondern als „Mitte“ einzuordnen wäre.
Auch ein längst überfälliger Grundkurs, den sich die aus der Regierungsverantwortung bald verabschiedende SPD in den letzten 25 Jahren nicht leisten wollte, von der Nichtentsendung von Kampftruppen in den Irak-Krieg einmal abgesehen, aber auch nur davon..

Dann gibt es da noch das Welttalent an Rethorik aus Thüringen, Rüdiger Althaus.
Man sollte ihn vielleicht dazu zwingen, seine Reden nicht mehr selbst vorzulesen oder gar zu schreiben, dann würde er nicht ständig den Saal leer reden.
Aber so hat man den Eindruck, er macht mit u.a. mit seiner Idee vom bedingungslosen Grundeinkommen, die er natürlich von Götz Werner hat, so ein Bischen auf „Ottmar“ (Schreiner), nach dem Motto, „ich schlag das jetzt mal vor damit es nicht passiert“.

Ein weiteres, unverzichtbares Highlight ist da der Pofalla.
Wenn Harald Schmidt ihn öfter mal zitiert hätte, hätte man ihm nicht soviel Sendezeit gekürzt.
Herr Generalsekretär Pofalla warnte also vor kurzem davor, mit Unterstützung von Althaus(2), vor zuviel „sozialer Gerechtigkeit“.
Da zeigt sich heute wieder einmal, wozu ein Generalsekretär als Einziges taugt: zum Klappe halten. Entweder von sich selbst oder von anderen.

Erstaunlich ist der Effekt dieses politischen Dammbruches.
Nie und nimmer hätte man sich anläßlich eines SPD-Parteitages auf einem Schwiegersohnsender wie Phönix getraut, öffentlich einen Widerspruch zwischen Arbeit und Kapital zu attestieren.
Dort hätte man ihn, wenn überhaupt, mit den üblichen barbarisch-schlechten Beschwichtigungsfloskeln niedererklärt, „überholt“, „in Zeiten der Globalisierung“, „nicht mehrheitsfähig“, „seid doch vernüüüünftig“, usw.
Womit wir wieder beim Thema wären.

Die SPD-Politik ist so schlecht, daß sie schon wieder katatrophal ist.
Wer mit aller Blabla-Gewalt nichts tut, und das noch falsch, der muß sich in der Tat eine Risikoversicherung besorgen, oops, noch eine, die „Linkspartei“ ist schon abgelaufen.
Das zentrale Problem der SPD läßt sich in einem Namen zusammenfassen: Franz Müntefering.

Mit der Zielsicherheit eines zwielwassertrinkenden, aber gleichzeitig verdurstenden Vogel Strauß versucht er mit dem Kopf Treibsand steckend alle Umstehenden anzuherrschen, ihm in selbigen gefälligst zu folgen, und siehe da, sie tun es auch, und weil sie das tun, ist das vernünftig.
Kurt Beck, das Schwergewicht am Bug, damit der Kahn wenigstens nach vorne absäuft, hat es auch für die Unterschicht seiner Partei treffsicher auf den Punkt gebracht, nur ließ er die Bowlingkugel weg und schmiß sich gleich selbst über die Kegelbahn:
„Nicht aufstiegswillig und ungebildet“.

Wer etwas begreift in der SPD, der ist gefährlich, wer etwas werden will ein Feind und wer sich durchsetzen kann, der wird nach beleidigter Art und Weise eines nur durch Fernfunk erreichbaren Alm-Öis zur Seite gegrantelt.
So bleibt nur das schnurpolitstrichgerade Strebergedöns übrig, was sich mit früh ergreisten Politjünglingen wie Eckehard von Klaeden an einem (volljährigem) Aktenordner vergreift.

Wer braucht noch die SPD, wenn die CDU links von ihr steht? Was passiert im Falle einer Jamaika-Koalition?
Es ist offensichtlich.
Die SPD erodiert. Weil so etwas wie eine politische Sozialdemokratie schlicht nicht mehr exixtiert.
Und wie eine Kette, aus falsch verstandener Lust am Untergang hinaus, streckt man die Arme, reicht sich die Hände über Gewerkschaften, „Linkspartei“, bis ins trotzkistische Spektrum hinein und zieht sich Seit an Seit auf´s sinkende Schiff, während man gleichzeitig ruft „linke Ratten raus“. Und alle hinterher. Auf´s Schiff.

Als Linker in diesem Land beschleicht, nein, bespringt einen allmählich das Gefühl, man hat´s nur mit Bekloppten zu tun.
Das Schlimme ist, das dieser echt langsame rot-rote Selbstmord nicht ein Bischen unterhaltsam wirkt, sondern eher wie eine Pausenreklame, die sich im Potemkinschen Vorstadtkino als der eigentliche Abendknüller entpuppen will und dabei den Saal leert.

Wenn jemand wirklich, wirklich jemals in seinem Leben Tucholsky gelesen hat, dann weiß man, womit man´s bei der SPD zu tun hat.
Mit der Aufführung einer seiner Satiren, und zwar mit professionellen Laienschauspielern, die keine Ahnung haben wer sie engagiert hat, aber nichtsdestotrotz bei längst gefallenem Vorhang staunend vor der eigenen Kulisse stehn und Richtung Parteitagsmotto spielen.

Die CDU hat sich heute wenigsten mal wieder umgedreht.

Quelle:
(1)
http://www.welt.de/data/2006/11/27/1126583.html
(2)
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/idw_dlf/564864/

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