Moskau: Heute stellt der Präsident der russischen Militärakademie, Armeegeneral Makhmut Gareyev, bei einer gemeinsamen Tagung im Verteidigungsministerium Vertretern des russischen Militär- und Sicherheitsapparat den Entwurf einer neuen Militärdoktrin Rußlands vor, die vom Präsidenten der Förderation, Wladimir Putin, bereits im Juni 2005 angefordert worden war.Zu den neuen neuen strategischen und militärischen Überlegungen gab Garayev der russischen Presseagentur „Ria Novosti“ ein ausführliches Interview, was aber auf der eigentlich mehrsprachigen Nachrichtenseite nur in der englischsprachigen Fassung vorlag.
Darin spricht der oberste Stratege im Militär der russischen Förderation von mehreren ernsten und grundlegenden Änderungen in Ausrichtung, Analyse und Tragweite weltweiter Kriegführung und kündigt eine entsprechend neue Ausrichtung der Strategie und Gefahrenanalyse durch Rußland an.
„Es ist notwendig exzessive Betonungen auf Politik und Ideologien zu vermeiden und sich stattdessen auf die praktischen Belange zu konzentrieren, die man braucht um eine Verteidigung aufzubauen“, so Gareyev.
„Umwelt- und Energiefaktoren werden der Hauptgrund für die politischen und militärischen Konflikte der nächsten 10-15 Jahre sein. Manche Staaten werden versuchen, die Energieressourcen von anderen zu kontrollieren, wie es im Irak geschehen ist, während andere nur die Wahl haben Widerstand zu leisten oder zu sterben.“
Laut Gareyev wird sich die Ausbildung der militärischen Führungskräfte der russischen Förderation auf „alle Arten von Konflikte und Kriege“ bis 2015 ausrichten, er spricht dabei ausdrücklich sowohl von „bewaffneten Käften und anderen Truppen“.
„Der Hauptpunkt ist, daß wir wissen sollten, wie wir die Nation vor allem für die Verteidigung in der wirtschaftlichen, militärpolitischen und moralischen Arena rüsten.“
Die neue Militärdoktrin wird laut dem obersten Militärstrategen der Förderation sich auf 3 Arten von Bedrohungen konzentrieren:
1. nicht-militärische Umstürze und Regimewechsel an der Grenze zu Rußland, um es zu destabilisieren, sowie Versuche der Souveränität oder Wirtschaft der Förderation Schaden zuzufügen bzw. einzuschränken, und zwar durch „gewisse internationale Kräfte und führende Länder“.
Als Beispiel nennt Gareyev die Ereignisse in Georgien, Kirgisien und in der Ukraine.
Zur Ausschaltung dieser Bedrohungen sollen „politische, diplomatische, wirtschaftliche, informative und andere nicht-militärische Methoden“ benutzt werden.
2. die atomare Bedrohung durch strategische Interkontinentalwaffen, die von sämtlichen Atommächten weltweit speziell für den Einsatz gegen Rußland entwickelt worden seien. Die Bedeutung von atomarer Abschreckung sei heute noch wichtiger als früher.
3. die Expansion, die Aufrüstung und die Stationierung der NATO im Einflußbereich Rußlands. In diesem Zusammenhang wird ein „umfassender“ Krieg von Gareyev als „Risiko“ benannt.
Auch spricht er, ausdrücklich „in diesem Kontext“ von der notwendigen Bereitschaft der „bewaffneten Kräfte und anderer Truppen“ Rußlands, sich auf „Kampfeinsätze“ und „counterterroristische Operationen“ vorzubereiten.
Innerhalb Rußlands sei die größte Gefahren Terrorismus und Seperatismus, die von außen provoziert würden, um die Förderation zu destabilisieren.
Als Konsequenz sieht die neue Militärdoktrin de facto eine massive Aufrüstung vor, konventionell wie atomar.
Interessanterweise wird auch hier das alte Schreckgespenst Rußlands beschworen, das Überrennen durch eine riesige konventionelle Übermacht von Soldaten und Landstreitkräften aus „dem Osten und Süden“.
Zwar werde der Präsident die Verfassung einhalten.
Aber schließlich ginge es um das „Homeland“.
Fast wie im Westen.