München: Man könnte meinen, der Buchdruck sei gerade erfunden worden und eine Horde fetter Pfaffen versucht dem ganzen, bislang um´s Seelenheil Willen zwangsfreigiebigen Bauernpack in höchster Panik die übersetzte Bibel aus der Hand zu reißen.
Eine ganze Orgie von allerdümmsten Ideen auf Lager, versucht eine Generation von Hinterwäldnern (welche es sich jahrzehntelang hinter´m Autopiloten eines – vielleicht- ehemaligen Königreiches bequem gemacht hatte) fingerwedelnd der sie durchfütternden Herde die freie Wahl auszureden.
Aber sehen wir die Dinge mal poetisch…In einer sich selbst nach außen stülpenden geistig-moralischen Wende entblößt sich der Kaiser, sein Hofstadel tut es ihm gleich, nur um mit den Klamotten auf eine renitente Hofdame zu schmeíßen. Die wiederum bleibt stehen, elegant umwickelt sie ihre Gestalt mit all dem Plunder, um dann die schönen neuen Kleider des Kaisers und seiner Angestellten schmunzelnd zu bewundern.
Die wiederum drehen sich bewußt störrisch zueinander um, nicken sich zu, machen „aaahhh“ und „oohhh“, um sich gegenseitig ihrer Pracht zu versichern und rufen noch dem Volke zu „sehet her, wie wir uns verstehen..“
Nur einer vom Hofstaat hat noch die Hosen an, und da kommen sie auch schon angeflitzt und versuchen, sie ihm herunterzurupfen, mit eilfertigem Gezeter, während der Kaiser, dem nun immer kälter wird, nervös schon Richtung Ausgang schielt.
Doch scheinbar unberührt, steht der Hosenträger inmitten des nackten Hofstaates, der sich auf ihn gestürzt hat, lächelt ein wenig Richtung umwickelter Hofdame, die schmeißt ihm ein paar Hemden rüber und schon geht´s besser.
Draußen rüttelt das nackte Volk am Eisentor, der Lärm wird immer lauter, der Hofstaat brüllt und zetert, jemand trägt eine Wahlurne herein, und ein Wimmern und Wehen setzt an, daß es zum Erbarmen ist. Der kleinste und älteste aus dem Hofstaat, der an einer Kette eine Menge unerfüllter Ämter hinter sich herzieht und sich kaum bewegen kann, greint noch in die nun immer größer werdende Runde, „aber..aber…“, „NIX DA“ tönt´s zurück, jemand reißt die Gardinen auf, Sonnenlicht scheint herein, auf einmal raucht´s überall, des ma husten möget, die Hälfte vom Hofstaat ist auf einmal verschwunden und dann, dann setzt der mit einer frischen weißen Weste (oben allerdings a bisserl aufgeknöpft) versehene Hosen-Träger an zu einer einladenden Geste, das Volk stürmt heran, vom Kaiser ist nix mehr zu sehen, und vor der Wahlurne bildet sich eine lange, sich lebhaft unterhaltende Schlange.
Die Schätze werden a bisserl verteilt, das Schloß wieder aufgepeppt, der Thron bleibt leer, dafür gibt´s regelmäßig Besichtigungen, die auch gut besucht sind, während das halb so große, gleich gebaute, aber fast völlig verlassene Konkurrenzschloß auf dem Hügel abwärts vor lauter Langeweile vollständig in sich zusammenfällt.
Und da sage noch einer, in Bayern gäbe es vor lauter Königen keine Märchen mehr..