Stoiber,Sankt Pauli und Passau in Zeiten der Inquisition

Passau: Eins ist sicher – er hätte den Krieg gewonnen. Im Irak, am Stammtisch, bei männlichen Delegierten über 60, einfach immer. Nur, warum er jetzt verloren hat, daß konnte er weder Putin, sich selbst oder dem größten regierungsamtlich-königlich-bayrischem-vormittäglichem Besäufnis der Welt erklären.
Aber gut, daß man mal alles rausgelassen hat.Weder mit seiner Anekdote zum russischen Präsidenten, der ihn angeblich dutzt und nach seinem Rücktritt gefragt hat, noch mit seinem Abgang hat Edmund Stoiber seiner Partei einen Gefallen getan. Um der Parteihegemonie Willen ruiniert er den einzigen Nachfolger, der im Stande gewesen wäre bei Wahlen über 50% zu bringen, Horst Seehofer, und setzt sein Vorstandsmitglied Pauli, die für seine dreisten und unmoralischen Bespitzelungsversuche wahrlich nichts kann, einer fast schon bedrohlichen Hetzkulisse aus, die zeigt, wer und was die CSU wirklich ist – eine im früheren Leben lechzend um den Scheiterhaufen postierte und gröhlende Meute, schon vor 1000 Jahren vom Fleisch- und Alkoholgenuss zu zwei roten Bäckchen aufgedunsen, mit nichts als dem Spaß am Beifall im Hirn, was selbst dann noch (unter Lust-Schock) nicht über Erbsengröße hinauskommt.
Mein lieber Schwan..

Über den Moslem an sich:
„Wir haben hier die Trennung von Staat und Kirche, hier gilt das Grundgesetz, und nicht die Scharia.. (grööööhl)“.
Und schlappe 20 Sekunden später:
„Das Kreuz muß in die Justizbehörden, in die Schulen, in die Parlamente, liebe Freunde..(grööööööööhhlllll)“

Man fühlte sich ein bischen wie die Achse der Catweasels, nach dem Zeitreiser-Epos über einen verwirrten, aber wohlmeinenden Gast aus der fernen Vergangenheit.
Man kam irgendwie nicht so richtig klar mit Passau heute, man schaute ständig auf die Uhr und suchte verzweifelt die Jahreszahl.

Niemand wollte diesen Bahnhofsverdreher Edmund, den Stoiber, mehr sehen und hören. Kein Sapiens fuhr mehr drauf ab, Sense. Dann bespitzelt der alte Spitzen-Rhetoriker vor lauter Gewohnheit eine zu ihrem Pech gutaussehende UND intelligente Frau seiner Partei, die ihm irgendwie nicht willig genug war.
DANN versucht er das gewohnt plump zu vertuschen, DANN haut das überhaupt nicht hin, DANN läßt sie sich nicht runterkriegen, DANN tritt er zurüch, weil Huber und Beckstein hinter ihm konspirieren, DANN erklären Uber und Beckstein, daß sie die Ämter des Herrn Stoiber schon verteilt haben, DANN sagt Seehofer, „he, Moment mal, hier wird gewählt, hoabt´s mi?!“, DANN versuchen die Zentimeter-Parteipflanzen Beckstein und Huber das mit allen Mitteln zu verhindern, DANN tauchen schmutzige Geschichten im Ter-Rohr-Geschütz „Bild“-Zeitung auf, DANN läßt sich Seehofer nicht unterkriegen und DANN, jetzt, hier und heute auch noch dieses gesellige Beisammensein um den Scheiterhaufen von Passau.

Es war mehr als peinlich. Das war das Zündeln an etwas, was nicht (mehr) in die Republik paßt.
Die CSU ist gefährlich, daß hat sie heute wieder gezeigt. Die CSU ist demokratieunfähig, und zwar weil sie es so WILL, anders fühlen sich fleischfressende Alkoholiker über 60 einfach nicht wohl.
Der Rest des heutigen Tages war leider periphär. Wenn dann Stoiber in einer typischen Partei-Dramaturgie erst das eine sagt (um Anlauf für Beifall zu holen) um dann in letzter Sekunde in den Saal zu rufen, „Wir brauchen liberal, sozial und konservativ“, dann mag das in 10 Jahren gelesen gut klingen, aber das war´s dann auch schon.

Falls die CSU-Delegierten über 60 (von denen jetzt schon begeistert kolpotiert wird, die wüard´n a soa aanen eh nie wählen) am kommenden Parteitag tatsächlich den superblassen Aktenvernichter und Apparatnietenvorsteher Erwin Huber zum König, ähhh Vorsitzenden ernennen, und den Peitschen-ohne-Zuckerbrot-Schwinger Beckstein damit zum Landesherbergsvater, dann wird´s nach den Landtagswahlen in Bayern ein Beben und Fluchen und Jammern und Greinen geben, hinter 7 Bergen, wie man es dort seit der Erfindung des Buchdrucks noch nie vernommen hat.
Die CSU kann nicht gegen die SPD verlieren, das ist richtig (wer ist das eigentlich nochmal, „SPD“?), aber sie kann gegen die Bayern verlieren.
Denn die dürfen seit kurzem (oder langem) wählen. Und seit ganz kurzem haben sie das sogar begriffen.

Und manch einem (und ich setze auf manch einE..) wird das gehört und vernommen haben, diese Männerchöre und ihr „Pauli RAAAUUUUS!!“-Gebrülle, die vom heimlich-innerem „geil“ auf ein gröhlend artikuliertes „Mediengeil“-Gezische umschalteten.
Dieses Steinzeit-Rottengetue ist die Konserve des dumpfen Hasses vor Spiegelbildern und Veränderung.
Es ist das Rumgeprolle der Autobahndrängler, immer-in-der-Mitte-Mitmacher, der angepaßten Spießrutengertlinge, die sich selbst bei solchen Anlässen gern entblößen, daß es Freud eine helle Freude wäre.

Nun – was bleibt von diesem Tag, ist der Abschied eines Lieblingsfeindes, nein – Gegners, der jedem Intellektuellem eine Lücke hinterläßt.
Was hat man mitgelitten und gelacht, wenn man von Bahnhof zu Bahnhof im Geiste mitmarschierte, wenn der Kopf ruckte, aber nichts Rechtes, ähhh Richtiges raus wollte.

Wie annodünnemal beim Trampen, bei 160 links auf der Autobahn auf dem Rücksitz eines gnädigen Mercedes, das teure Jackett neben mir am Haken, ist man trotzdem irgendwie gerührt.
Damals, wie übrigens erstaunlich oft damals, hatte ein hilfsbereiter Bayer neben mir angehalten und die Reise konnte auch ohne Geld weitergehen.
Ich saß noch keine 20 Sekunden im Auto, als er laut rief: „Hast Du schon gehört? Der Strauß ist tot“.
Ich sagte ein wenig hilflos „Ja“, ein weiterer, angemessener Kommentar fiel mir einfach nicht ein.

Es war fast so, als sei sein Vater gestorben. Da kann man einfach nicht unhöflich sein.
Also – falls der Herr Edmund nicht (was wirklich der Uralte verhüten möge) nicht heute noch lang hinschlägt, dann muß man leider die heutigen Ereignisse nüchtern betrachten.

Das werden die Bayern aber erst morgen schaffen. Und ab da fängt der Spaß erst an…

Quelle (neben eigenen, unleugbaren Wahrnehmungen am flimmernden Erklärungskasten unserer Zeit):

http://www.stern.de/politik/deutschland/:Aschermittwoch-Passau-CSU-Liebe-Edmund-S./583068.html

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