Ostafrika-Krieg: USA rüsten Süd-Sudan auf, Somalia brennt, Spannungen zwischen Äthiopien und Eritrea

Mogadischu, Juba, Khartum: Während im Somalia-Krieg innerhalb von 4 Tagen mehrere Hundert Menschen allein in der Haupstadt Mogadischu starben (1), protestierte der Verteidigungsminister von Nord-Sudan, Lt-Gen Abdelrahim Mohamed Hussein, in der Haupstadt Khartum (Khartoum) gegen die geplante massive Aufrüstung der in Süd-Sudan herrschenden SPLA und sprach von einem Versuch der US-Regierung unter George Bush die Invasion einer internationalen Interventionsarmee in Darfur herbei zu zwingen.(2)

„Die USA waren schon immer feindlich uns gegenüber weil Washington nicht will, dass der Sudan stabil ist“, so Hussein.
Er verwies auf die Tatsache, dass die Opferzahlen im Irak denen von einem Jahr in Darfur entspreche und warnte vor einem „Meer des Chaos“ in der Region.
Gleichzeitig wiederholte er das Angebot des Regimes von Nord-Sudan unter Präsident Bashir nach Zustimmung zur Verstärkung des bereits laufenden UN-Einsatzes in Darfur. Einzige Bedingung: Oberbefehl der UN- und AU-Truppen müsse bei der Afrikanischen Union (AU) liegen, die bereits 7000 Soldaten in Darfur stationiert hat.
EU, US und UN wollen aber selbst den Oberbefehl über die Truppen im Sudan haben. Darum dreht sich zur Zeit die Diskussion.

In Mogadischu liess derweil der „Regierungssprecher“ der nicht vorhandenen Regierung Somalias, Hussein Mohamud Hussein, verkünden, der Krieg in Somalia sei Schuld von ausländischen Terroristen der El Kaida / Al Kaida / al-qaida / Al Qaeda /whatever, die „zusätzliche Kämpfer“ in die „Hauptstadt“ des längst in mehrere Bestandteile zerfallenen Somalias entsandt habe (1).
Äthiopien sandte derweil neue Truppen in die „Hauptstadt“ des längst in mehrere Bestandteile zerfallenen Somalias.(3)

Um zu verstehen, was in Ostafrika vor sich geht, muss man zuerst mal verstehen, dass es sich um einen Krieg handelt.
Um zu verstehen was ein Krieg ist, muss man das Wesen des Krieges verstehen, wie er im 21.Jahrhundert geführt wird.

DAS WESEN DES KRIEGES IM 21.JAHRHUNDERT

Nehmen wir mal an, Sie wollen irgendwo einrücken, die dortigen Ressourcen ausbeuten, ´ne Menge Leute umbringen und Zeug in die Luft jagen um die Gegend unter Kontrolle zu bringen.

Nun, früher wären Sie als Machthaber einfach irgendwo eingerückt, hätten die Ressourcen ausgebeutet, ´ne Menge Leute umgebracht und Zeug in die Luft gejagt um die Gegend unter Kontrolle zu bringen.

Heute dagegen müssen Sie sich schon mehr Mühe geben. Das ist ärgerlich, aber im Zuge der Zivilisation, die Ihnen im Wege ist und Sie beim Krieg behindert, leider unvermeidlich. Also, was machen Sie?

Sie fangen erstmal an blödes Geschwafel abzusondern. Mist zu erzählen. Irgendein dummes Gelaber, was der Herde zuhause, die Sie und Ihre Armee ernährt, echt plausibel erklärt, warum das jetzt unbedingt notwendig ist irgendwo einzurücken, die dortigen Ressourcen ausbeuten, ´ne Menge Leute umbringen und Zeug in die Luft jagen um die Gegend unter Kontrolle zu bringen.

Tja, das war´s.
Jetzt müssen Sie noch das Wesen Ihrer Armee und einer Armee generell verstehen.

DAS WESEN EINER ARMEE

Eine Armee besteht aus Bewaffneten. Es gibt keine guten Bewaffneten.
Es gibt nur Mittel und Wege, diese im Zaum zu halten, zu kontrollieren und sie zu zwingen, das zu tun, was man ihnen sagt, denn das sind sie gewohnt, wie alle Waffenträger.

Und jetzt gibt es genau 2 Möglichkeiten, nicht eine, nicht
drei und nicht 2 1/2, selbst wenn man in der SPD ist:
***
Möglichkeit Nr.1: Man befiehlt Ihnen den Einsatz.
(Das heisst, sind die eigenen Bewaffneten die Stärkeren gibt man ihnen die Freiheit ihre Waffen zu gebrauchen.
Sind die eigenen Bewaffneten schwächer, zwingt man sie nieder, demütigt sie, zerbricht sie und kommandiert sie in den Tod.)

Möglichkeit Nr.2: Man befiehlt Ihnen nichts zu tun.
(Dass heisst, sind die eigenen Bewaffneten schwächer, tun sie das gerne, weil sie dann nicht sterben. Sind die eigenen Bewaffneten nun aber stärker, muss man sie niederzwingen, zur Schnecke machen und mit aller Gewalt der Gewaltenteilung (sofern vorhanden) zum Frieden abkommandieren, also zum Nichtstun. Es gibt auch allerdings auch die Variante, dass Ihre Bewaffneten stärker sind und Sie ihnen trotzdem befehlen nichts zu tun, damit Sie ihren Gegner täuschen, zum Angriff einladen, usw. Oder Sie rüsten Ihre Truppen einfach nicht aus, trainieren Sie nicht, schicken Sie in falsche Schlachten wo Sie draufgehn, um zu verhindern, dass alle Leute merken, dass Ihre Armee die stärkere ist)
***
Egal wie man´s dreht: es gibt immer nur die beiden Möglichkeiten.

DER US-EINMARSCH IN SOMALIA

In der Nacht zum 9.Januar geschahen gleichzeitig zwei Dinge:
1. Der Einmarsch von US-Truppen in Somalia (4) begann mit einem Luftangriff der US-Luftwaffe. Die Drecksarbeit machten die Truppen Äthiopien´s, deren Drecksarbeit machten irgendwelche Warlords und deren Drecksarbeit irgendwelche Söldner.
2. Für die blöden Hobbits zuhause kollidierte das „Atom-Uboot“ USS Newport News, was keine Raketen an Bord hatte sondern nur atomar betrieben wird, rein zufällig zur selben Zeit mit dem japanischem Öltanker Mogamikawa der Kawasaki Kisen Ltd in der Strasse von Hormus vor Iran, und zwar um abzulenken, Zeit zu gewinnen und die Schlagzeilen solange zu besetzen bis das Ding mit dem Einmarsch rollte.

Die Kawasaki Kisen Ltd. („K“Line) ist übrigens seit 2005 Geschäftspartner von Exxon Mobil und hat mit seinem Geschäftspartnern Hyundai und EnerSea Transport LLC ein eigenes Büro in Houston. Es liefert auch an die US-Westküste und hat von US-Behörden entsprechende Zertifikate ausgestellt bekommen.
Die USS Newport News ist ein Uboot der Angriffsklasse und wird durchaus in der Lage sein zu sehen, wo es hinfährt. (5)

Ausreden und Gequatsche:
Die El Kaida / Al Kaida / al-qaida /Al Qaeda/ whatever. Das langt heutzutage.

Aktivitäten und Kriegsdiplomatie zu dieser Zeit:
Die US-Spezial-Diplomatin Jendayi Frazer hielt sich zu dieser Zeit in der Region auf, zu einer „diplomatischen“ Mission auf. Sie pendelte dafür zwischen Jemen, Äthiopien, Kenya und dem mit Äthiopien verbündetem Zwergstaat Djibouti (Dschibuti) hin und her, wo auch die deutsche Floote unter NATO-Kommando sitzt. Sie ist dort u.a. Teil der „Task Force 150“ (4).

Erst im Sommer 2006 hatte der deutsche Verteidigungsminister während eines Besuchs in Djibouti deutsche Hoheitsrechte für Jemen gefordert, angeblich um „Terroristen“ in den Jemen hinein zu verfolgen. Von einem Protest der jeminitischen Regierung war nichts bekannt geworden.

Außenminister Steinmeier hatte am 29.Dezember ein Engagement Deutschlands als EU-Ratspräsident in Somalia ins Spiel gebracht, die Spezial-Beauftragte Dorothee Janetzke-Wenzel war nach Kenia, Äthiopien und Kairo geflogen.
Ban Ki Moon, der neue südkoreanische UN-Generalsekretär hatte am 5.Januar von der Chance gesprochen, nun die Kontrolle über das ganze Land zu übernehmen, der somalische „Übergangspräsident“ hatte die „internationale Gemeinschaft“ zu Hilfe gerufen (5).

Seit 2002 halten sich US-Spezialeinheiten im längst in mehrere Bestandteile zerfallenen Somalia auf. (4)

WEST-SUDAN, DARFUR

Über die Situation in Darfur ist bereits ausführlich von Radio Utopie berichtet worden (s. „Der kommende Ostafrika-Krieg “ vom 12.Januar, 6, und „Der kommmende Ostafrika-Krieg Kapitel II: Darfur, das Konsortium, die Atommächte, das Uran und das Öl…, 7)

Zentraler Punkt ist: warum tun die mindestens 7.000 Soldaten der AU nichts?
Antwort: weil es Ihnen befohlen wurde (s.o. „das Prinzip einer Armee“).

Obwohl vor kurzem AU-Soldaten durch westlich unterstütze „Darfur-Rebellen“ (nettes Wort, was?) ermordet worden sind, wird den AU-Soldaten befohlen, ihre Waffen nicht einzusetzen und sich auch noch abschlachten zu lassen, obwohl sie die stärkere Partei sind.
Gleichzeitig werden sie durch die EU / UN / US nicht finanziert, weil die selbst in der an Bodenschätzen reichen Region einmarschieren wollen.(8)

UGANDA, SÜD-SUDAN, KENIA

Diese drei Staaten, bzw. ihre Regime, sind de facto US-Kolonien. Die Truppen Ugandas können in Süd-Sudan frei operieren und ist an der Grenze zu Nord-Sudan bereits in Stellung gegangen.
Ebenso die Streitkäfte von Süd-Sudan, die sich ebenfalls auf einen Militärschlag vorbereitet (9).

Ausrede dafür:
die sogenannte „Lords Resistance Army“ (LRA) (6,7). Dieser Laden ist ein schon vor Jahrzehnten erfundenes Konstrukt, was es der ugandischen Armee ermöglicht überall einzurücken, Ressourcen auszubeuten, ´ne Menge Leute umzubringen und Zeug in die Luft zu jagen um die Gegend unter Kontrolle zu bringen (s.o., „Das Wesen des Krieges im 21.Jahrhundert“).
Derweil befindet sich in Nairobi (Kenia) ganz offen ein Büro der LRA.

Allein Uganda hat 1000 Söldner in Mogadischu stationiert (10). Was machen die da?
Antwort: sie sind im Einsatz. Aber nicht um irgendeinen Krieg zu verhindern, sonst täten sie es. Sie haben offenbar die Freiheit, ihre Waffen zu gebrauchen (s.o. „Das Wesen einer Armee“)
Nachdem heute der regionale Clan der Hawiye in Mogadischu einen einseitigen Waffenstillstand verkündete (3), protestierte dagegen prompt eine Auto-Bombe, die in der Nähe eines Nobelhotels der „Übergangsregierung“ in die Luft flog.(11)

Kenia, Äthiopien und die somalische „Übergangsregierung“ unterstützen US-Agenten, Militäragenten und sonstige Lumpen beim Entführen von irgendwelchen Leuten (15). Die hängen jetzt irgendwo an der Wand und sollen irgendwas gestehen.
Human Rights Watch hat protestiert. Toll.

Währenddessen haben irgendwelche AFAR-Rebellen im Grenzland zwischen den Todfeinden Eritrea und Äthiopien laut gestanden, sie warn´s gewesen, dass mit der Entführung der Briten vor einigen Wochen (16), obwohl die Afar-Ebene eine der heissesten und unwirtlichsten Regionen des Planeten ist. Es ist schlechterdings unmöglich, nur vor einem Bildschirm Old Europe´s zu glauben, dass dort irgendeine „Rebellengruppe“ für die Unabhängigkeit von Sanddünen in Bewegung ist. Dahinter muss eine Top-Infrastruktur einer Top-Armee stecken, die gerade Top-Kriege 1A in den Sand setzt, allerdings woanders.

Derweil wundern sich die dortigen Journalisten (wie der dieser Quelle, Kumsa Aba Gerba, „Sudan Tribune“, 17), was das Ganze soll und warum sich die beiden entscheidenden US-Diplomaten der Region, Donald Yamamoto und Cindy Corville, so merkwürdig aufführen.
Yamamoto, als Chef der US-Botschaft in Äthiopien und ex-Mitarbeiter im US-Aussenministerium, pflegt die guten Kontakte zur äthiopischen Seite, während Corville, ehemalige Vertreterin der NSA (einer der Geheimdienste des Pentagon) im Weissen Haus , einen recht irrationalen Kurs auf Seiten des Regimes in Eritrea zu fahren scheint. Auch der Name Jack Abramoff ist gefallen, ein wegen Korruption verurteilter Lobbyist und Neocon im US-Kongress, der sich ebenfalls stark gemacht hatte für den Todfeind der Regierung Äthiopiens an der Nordgrenze. (17)

Anzunehmen ist, dass beide sich regelmässig an irgendeiner Hotelbar besaufen und sich totlachen über die regionalen Feindschaften, die sich für die eigenen Zwecke prima gegeneinander ausspielen lassen.

DAS ZIEL DES WELTKRIEGES „ON TERROR“

Man denke mal an Afghanistan. Jahrelang passierte wenig bis nichts, dann fragte sich die Herde zuhause „was machen wir da eigentlich?“, dann will die NATO 2006 auf einmal mehr Soldaten, mehr Vollmacht, mehr Bomber und so weiter, dann trifft sich der Warlord Gulbuddin Hekmatyar heimlich mit der Karzai-Regierung (12), dann flammen die Kämpfe erst richtig wieder auf, der ganze NATO-Apparat ist auf einmal schwer in Not und lässt verlautbaren der ganze Afghanistan werde bloss 40-50 Jahre dauern (13), und währenddessen beschweren sich britische Frontkommandeure schon im September 2006 warum ihr Oberkommando da so einen Mist zusammenbombt und sie keine Munition, Ausrüstung und Luftunterstützung mehr bekommen. (14)

Währenddessen bequatscht unser stammelnder Oberheld im Verteidigungsministerium, Franz Jung der Grosse, die deutsche Öffentlichkeit, man müsse, hätte, wennte, sollte, könne nicht anders als da und dort einzurücken, die dortigen Ressourcen ausbeuten, ´ne Menge Leute umbringen und Zeug in die Luft jagen um die Gegend unter Kontrolle zu bringen.

Ausrede: z.B. Gulbuddin Hekmatyar.
Der darf derweil im Stern vom Jörges lang und breit erklären, warum man vor ihm Angst haben muss. (18)
Und natürlich bei ihm einzurücken, die dortigen Ressourcen ausbeuten, ´ne Menge Leute umbringen und Zeug in die Luft jagen um die Gegend unter Kontrolle zu bringen.

Nochmal in Zeitlupe…

Das Ziel des Krieges in Ostafrika, in Irak, in Afghanistan, ist es GEFÜHRT, nicht gewonnen zu werden.
Der Krieg als Prinzip soll die zivilisatorische, kulturelle, wirtschaftliche, technologische, politische und wissenschaftliche Entwicklung des Sapiens abwürgen und zum Stehen bringen, aus der Analyse der weltweit herrschenden Eliten heraus, dass sie ohne Krieg die Kontrolle über den Planeten verlieren.

Zuviele „Menschen“, bäh. Und dann wissen die auch noch zuviel. Die müssen wech, wech, wech.

Mal ehrlich: ekeln Sie sich nicht auch manchmal vor diesen Pennern auf der Strasse? Was hat so einer denn noch vom Leben..? Da muss man doch Mitleid zeigen, Soylent Green kann der Mann immer noch werden, na gut, war jetzt nur ein Scherz.

Aber wenn man so die Talk Shows sieht, ne, wissen Sie, da sieht man mal wie dumm die Leute sind… Nee, nee, die dürfen nie an die Macht kommen, sowas, neee, neeeee…

Das muss in verantwortungsvollen Händen ruhen.
In solchen, die sich häufiger waschen. Gerne auch in Unschuld.
Verstehen Sie…

(1)
http://www.netzeitung.de/ausland/602651.html
(2)
http://www.sudantribune.com/spip.php?article21107
(3)
http://www.sueddeutsche.de/,ra1l3/ausland/artikel/892/107785/
(4)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=215&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
(5)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=212&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
(6)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=217&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
(7)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=242&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
(8)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=348&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=3
(9)
http://www.sudantribune.com/spip.php?article21061
(10)
http://www.workers.org/2007/world/somalia-0405/
(11)
http://www.adnki.com/index_2Level_English.php?cat=Security&loid=8.0.400854998&par=
(12)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=191&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=11
(13)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=146&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=9
(14)
http://www.npr.org/templates/story/story.php?storyId=6140851&ft=1&f=1001
(15)
http://www.sudantribune.com/spip.php?article21094
(16)
http://www.eritreadaily.net/News0207/article0307191.htm
(17)
http://www.sudantribune.com/spip.php?article21043
(18)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=222&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1

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