Berlin: Nun langt´s mir aber. Ich wollte zu dieser ganzen unseligen und (seit 1933) „urdeutschen“ Geschichte eigentlich keinen Kommentar abgeben.
Aber jetzt auch noch der – Mayer Vorfelder (1).Jetzt kommt einfach alles nochmal in mir hoch, mein Fussballtrainer aus den 70ern, der andauernd vom Krieg erzählte, warum man irgendwie in der gottverdammmten Provinz nie in irgendeine Auswahl kam, dieser ganze, elende, graue und mörderische Muff der Bimbesrepublik, der sich Anfang der 90er nochmal richtig Luft machte, diese ganzen, elenden ex-Nazis in der Politik, vom Bundespräsidenten Carstens (NSDAP-Mitglied) über den ex-Wehrmachtsoffizier Helmut Schmidt, nichts durfte man, weil´s halt so war wie esch nu mal ischt, Oggersheim und morgen die ganze Welt, oh weichet, WEICHET VON MIR, ihr Geister der Vergangenheit die nicht die meine ist.
Denn es ist nicht meine Vergangenheit.
Weder muss ich in Sack und Asche gehen, weil sich die damaligen Deutschen durch einen Schmierenkomödianten (vom Grossvater Bush und anderen finanziert) in den blutigen Bürgerkrieg des Faschismus quatschen liessen, der sich dann nach aussen wendete und mit grossem Tam-Tam um die halbe Welt zog, noch habe ich es nötig mich hier wie Andere hinzustellen und das Ganze auch noch schönzureden.
Es braucht mindestens 3 Generationen, bis die Wunden eines Bürgerkriegs wirklich heilen in einem Volk. Dieser ganze „-ismus“ und Anti-„ismus“ deckt schlicht zu, dass hier eine Diktatur zur Verhinderung der Vergesellschaftung von Grossindustrien geschaffen wurde, mit dem Feindbild eines Teils der Deutschen. Das die Hetze gegen jüdische Deutsche ruckzuck auch auf alle Anderen übergriff, die dem Regime im Weg waren, sogar auf den eigenen SA-Flügel, das wird heute schlicht weggedrückt.
Eine Personen-Diktatur frisst alle auf, die ihr im Weg sind. Der Rest ist dummes Gequatsche.
Die kulturelle Fleischwunde, die der Faschismus bis heute hinterlassen hat, besteht auch in dem damaligen Ausbluten der markanten Köpfe, der Anführer im Besten Sinne, der Eigenbrötler, der Meckerer, der Klugscheisser, mit einem Wort: der Intellektuellen.
Die Besten starben im Bürgerkrieg oder im darauffolgenden Weltkrieg, oder verdufteten ins Ausland.
Der schlimmste Teil dieses dunklen Kapitels spielte sich aber im Zentrum einer jeden Kultur ab: in der Kunst und im Sport.
Bis heute schämen sich die Deutschen ihrer eigenen Sprache. Bis heute gelten bestimmte Dinge im Sport oder in der Kunst als „undenkbar“. Dadurch werden sie unmachbar.
Bis heute gilt die Frage, „Neu? NEU? Aber das gibt´s doch noch gar nicht..“ als erste Reaktion für alles, was als Idee das Pech hat hier das Licht der Welt zu erblicken.
Die permanente Angst „was sollen denn die Anderen sagen“ schwingt immer und ständig und pe-ne-trant bei allem mit, in der Kunst, im Sport, in der Politik, in der Wirtschaft.
Böhme, Basler, Effenberg, man kann über sie erzählen was man will, aber das waren noch Fussballer und keine Werbeträger, Schwiegersohn-Blaupausen und Garderobenständer.
Man erkennt derzeit fast wieder den deutschen Fussball-Profi an seiner Frisur, zum Donnerwetter.
Man muss bei einem Champions-League Spiel doch nur mal hinsehen. Die Deutschen wollen da nicht gewinnen, die wollen lieber „gut“ aussehen. Und weil sie das versuchen, gelingt ihnen keins von Beiden. Furchtbar ist das.
Wenn man Leute aus Mannschaften rausschmeisst, nur weil sie nicht der Schablone eines Pfeifenkopps entsprechen der unter Hitler Fussball spielen gelernt hat, was soll dabei rauskommen?
Die Fussball-Weltmeisterschaft und ihre Stimmung letzten Sommer war auch da ein guter Wendepunkt. Aber man stelle sich mal bitte eine Sekunde vor, Mayer Vorfelder hätte sich das Motto ausgedacht („Zu Gast bei Hausherren“?) und Schäuble und Jung unsere Armee vor den Fuballstadien aufmarschieren lassen dürfen.
Diese Leute müssen allesamt raus ihren Ämtern, mit Schimpf und Schande, und mit Schmackes ausserdem.
Was da Herr Oettinger über Filbinger gesagt hat, sollte Beifall bringen. Deswegen hat er es gesagt. Es sollte aber auch in der geschichtlichen Rolle rückwärts, die die Merkel/Müntefering-Regierung eingeläutet hat, eine weitere Schraube drehen.
Die Reaktion darauf war schlicht unerwartet für das Establishment im deutschen Postfaschismus, den die Berliner Republik jetzt endlich überwinden muss.
Es darf nie wieder ein Mensch die Macht über die Deutschen haben.
Die Wertemacht der Republik, das Grundgesetz, muss unantastbar sein.
Das ist jetzt reiner Pragmatismus. Kennt jemand eine bessere Alternative?
Wir befinden uns als Deutsche in einer Zeitenwende. Diesmal sollten wir nicht anhalten, nicht zögern, keine Sekunde lang, in dem Ausreissen der Wurzeln des Krieges und der Diktatur, im Ausreissen aus der trüben, grauen, bedrückenden Stagnation, die uns die an den Fleischtöpfen der Macht festgesaugte (westdeutsche) Generation Bimbes eingebrockt hat.
Jeder anti-fantastische Schutzwall muss eingerissen, jede Bastion der Fetten gestürmt, jeder (öffentliche) Vorhang aufgezogen und jede öffentliche Kamera abgebaut werden. Wir müssen endlich anfangen, den Staat und seine Funktionäre zu überwachen, und nicht umgekehrt.
Der fruchtbare Schoss ist nicht fruchtbar. Nicht mehr.
Nur mit seinen letzten Bälgern müssen wir noch fertig werden.
(1)
http://www.handelsblatt.com/news/Politik/Deutschland/_pv/_p/200050/_t/ft/_b/1253711/default.aspx/rueckendeckung-fuer-oettinger.html