Tornado-Absturz: trainierte der Kampfjet für Angriffskrieg?

Schweiz: „Von Übungsflügen in dieser Art habe ich noch nicht gehört“, erklärte heute der Nationalrat und Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) Paul Günter (SP) aus Därligen zum Absturz des deutschen Tornado-Kampfjets in Lauterbrunnen.
„Meiner Meinung nach handelt es sich um einen Überflug mit zusätzlichen Aufgaben. Ich gehe davon aus, dass unsere Piloten, wenn sie ins Ausland fliegen, ebenfalls solche Aufträge erhalten“, so dazu die Thuner Nationalrätin Ursula Haller ebenfalls Mitglied der SiK.„Übungen von ausländischen Jets wurden früher angekündigt», meint Nationalrat Boris Banga, Sicherheitsexperte der SP.

„Das riecht ein bisschen nach Ausbildung für Einsätze in Afghanistan“, so Banga (1).“Dass es sich um einen aussergewöhnlichen Einsatz handelte, sieht man schon alleine daran, dass die Zuständigkeiten nicht geklärt sind“, so Banga ausserdem zu der ominösen Tatsache, dass beim Absturz eines deutschen NATO-Kampfjets in der Schweiz nicht klar ist, wer denn nun für die Untersuchung zuständig ist.
Wäre die Maschine tatsächlich in einer militärischen Trainingsmission abgestürzt, müssten natürlich die entsprechenden Stellen auch die Verantwortung tragen.
Eine Übernahme der Untersuchung käme einem Schuldeingeständnis auch für den Tod des deutschen Piloten gleich.

„Es gibt einen negativen Kompetenzkonflikt zwischen Militärjustiz, den zivilen Behörden und den deutschen Stellen“, erklärt Oberst Martin Immenhauser, Pressesprecher Oberauditorat/Militärjustiz, gegenüber der Schweizer „Jungfrau-Zeitung“. „Der vorliegende Fall ist nicht geregelt.“
Das heisst: die Bundeswehr unter Franz Jung sagt offenbar nicht die Wahrheit. Von einem einfachen Rückflug von Korsika kann hier nicht die Rede sein.
Solange die Zuständigkeit nicht klar ist, ist auch der zum Zeitpunkt des Absturzes laufende Auftrag dieses Tornado-Jets unklar.

DER SPEZIELLE ANTI-RADAR-BOMBER ECR-TORNADO

Als einziger Verband der deutschen Luftwaffe fliegt das Jagdbombergeschwader 32 der Luftwaffe im Lechfeld (Kreis Augsburg) den ECR-Tornado. 1700 Soldaten und 500 Zivilisten sind insgesamt auf dem Flugplatzgelände beschäftigt.
ECR steht für „Electronic combat and Reconnaissance“, übersetzt: Elektronischer Kampf und Aufklärung.(2)
Konkret heisst das: Ausschaltung von Radaranlagen (3).

APRIL: START VON 10 TORNADOS NACH SARDINIEN

Anfang April starteten 10 Tornados nach Sardinien. Von diesen 10 flogen laut Presseberichten aber nur 6 weiter nach Afghanistan, die restlichen 4 sollten in Reserve bleiben, man wolle „alle Eventualitäten ausschalten“, so der Sprecher des deutschen Verteidigungsministeriums unter Franz Jung zum damaligen Zeitpunkt (4).
Seit dem 26.Januar ist bekannt, dass allen Beschwichtigungen und Floskeln zum Trotz die für den „Aufklärungseinsatz“ in Afghanistan vorgesehenen Tornados des Aufklärungsgeschwaders 51 „Immelmann“ auf dem Fliegerhorst Jagel auch für Kampfeinsätze trainieren. Der Befehl sei von „höchster Stelle“ gekommen, es solle dabei „sehr schnell“ vorgegangen werden, so die Berichte.
Die recht merkwürdige Erklärung: dieses Training sei notwendig, weil die deutschen Maschinen über keine abhörsicheren Funkverbindungen verfügten, mit denen sie Zieldaten weitergeben könnten. Das bedeute, dass durch Abhören des Funkverkehrs mögliche Gegner vorgewarnt würden und dann genügend Zeit hätten, zu verschwinden.

Auf Anfrage des ARD-Hauptstadtstudios hatte die FDP-Aussenexpertin Birgit Homburger damals erklärt, dass die Bundesregierung bezüglich des Tornado-Einsatzes in Afghanistan mehr vorhabe, als sie zugebe.
Auch Winfried Nachtwei (Bündnisgrüne) war bereits damals von einem Einsatz in den heissen Kampfzonen ausgegangen.
Dabei können die Recce-Tornados nicht einmal von hochgelegenen Fluglätzen wie in Kabul oder Bagram abheben, der Einsatz ihrer „Recce-Pods“ in der notwendigen Höhe von 7600 Metern sinnlos, so hoch müssten die „Aufklärungsflugzeuge“ aber fliegen, um Luftabwehrraketen entgehen zu können.

DIE „SCHLÜSSEL-RESSOUCE“ RECCE-TORNADO FÜR DEN NATO-KRIEG IN AFGHANISTAN

„Die für das Frühjahr, insbesondere ab April 2007 zu erwartende Offensive militanter Kräfte in Afghanistan werde die NATO vor besondere Herausforderungen stellen. Im Hinblick auf diese Sicherheitsbedrohung habe sich die Bundesregierung entschieden, die Schlüsselressource „RECCE-Tornado“ der Allianz für Mitte April 2007 zuzusagen“, so die Erklärung der Hassemer-Kammer des Bundesverfassungsgerichtes am 30.März bei seiner Ablehnung des Eilantrages der Linksfraktion gegen den Tornado-Einsatz unter Bezug auf die Erklärung von Angela Merkel als Vertreterin für die Bundesregierung.

Diese sogenannte Schlüsselressource der „Recce“-Tornados hat Nasskameras, deren Daten während des Fluges nicht übertragen werden können, hat „Recce-Pods“, die laut Hersteller EADS in jedes andere x-beliebige „moderne“ Kampfflugzeug eingebaut werden können, ist vor allem zur Ausschaltung von Radaranlagen geeignet und vor allem: wenn die Tornados trotzdem noch eine „Schlüsselressource“ wären, warum wurden dann still und heimlich auch Drohnen nach Afghanistan geschickt?

Und wenn trotzdem die Kampfflugzeuge des halbstaatlichen Rüstungskonzerns EADS immer noch eine „Schlüsselressource“ wäre – warum wollte die Merkel/Müntefering-Regierung diese schon 2005 in Afghanistan (5)? Und warum hat die NATO so viele Tote lang auf diese verzichtet?

Nun ist aber extra für den Einsatz in Afghanistan ein neues System in die Tornados eingebaut worden, die sogenannte „Reccelite“-Technik der Firma Rafael aus Israel. Sie ermögliche auch eine Foto-Übertragung in Echtzeit direkt im Flug an die Bodenstation.

Seltsamerweise erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums unter Franz Jung am 26.Januar, diese Tests mit der neuen „Reccelite“-Technik (die „sehr schnell“ zu erfolgen hätten, s.o.) seien bereits seit längerem geplant gewesen…
Gekauft sei das Material auch nicht. Nur aus Israel geliehen. Extra für die Mission (5).

Nur zur Erinnerung: auch diese Technik ist für einen Aufklärungseinsatz völlig sinnlos, wegen der in Afghanistan einzuhaltenden Höhe von 7600 Metern in einer Mission, in der man fast nirgendwo von Flugplätzen abheben kann.

DER FLUG

Laut Angaben des Sprechers der Schweizer Luftwaffe, Jürg Nussbaum, hatte der in Lauterbrunnen (Schweiz) in die Nordwand der Ebnefluh (Aebniflue) gekrachte deutsche Tornado vor seinem Absturz einen Stop in Emmen gemacht (7), angeblich um zu tanken (9).
Danach sollte ein „Übungsparcours“ über vier weitere Navigationspunkte, Sitten, Lodrino, Samedan und Altenrhein absolviert werden, so Nussbaum.
Der Pilot sei u.a. über das Wetter informiert worden, sowie über mögliche Lawinenabgänge bei Tiefflug.
Nussbaum bezeichnete den Flugverlauf als „heikel“.
„Wir wären so nicht geflogen“, so der Sprecher einer Luftwaffe, die Berge gewohnt ist.(7)

Wo aber war die Maschine gestartet?

Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) und die deutsche Luftwaffe unter Franz Jung meldeten 2 unterschiedliche Startorte.
Das Jung-Ministerium gab Korsika als Startpunkt des „ganz normalen“ Rückflugs nach Deutschland an.
Das BAZL jedoch Nimes in Frankreich (8,11).

Laut Aussage des Gemeindepräsidenten von Lauterbrunnen, Jost Brunner, der den Flieger kurz vor dem Absturz durch das Tal von Lauterbrunnen fliegen sah, hatte der Tornado-Jet „Unterlast“ (10,11).
Soll heissen, da hing was dran am Tornado-Kampfjet. Schmuck und Girlanden werden das nicht gewesen sein.
Augenzeugen sprachen im Fernsehen nach dem Aufprall an der Felswand von einer Flammenwand über mehrere Hundert Meter.
Trotzdem hiess es, „nach bisherigen Erkenntnissen der Behörden“ habe der Tornado keine Waffen an Bord gehabt (11).

Gemeindepräsident Jost Brunner beschrieb den Flug nach einer Pressemeldung wie folgt:
„der Jet sei auf 1200 bis 1300 Meter ins Lauterbrunnental eingeflogen und zunächst nicht gestiegen. Erst als das Tal enger geworden sei, habe er an Höhe gewonnen und sei dann nach links ins Rottal geflogen und dann am Schluss hinter dem Schwarzmönch verschwunden. Erst habe er gedacht, der Pilot wolle über das Aletschhorn runterfliegen. Aber dies sei offenbar nicht so gewesen“ (10).

In der folgenden Meldung, ganz offenbar ebenfalls nach der Zeugenaussage von Brunner, klingt die Schilderung wie folgt:
„Ein Augenzeuge sagte der SDA, das Flugzeug sei relativ tief in etwa 1200 bis 1300 Meter Höhe durch das Lauterbrunnental geflogen und ohne anzusteigen auf den Abschluss des engen Tals zugesteuert. Das hintere Lauterbrunnental wird von den Nordwänden mächtiger Gebirgszüge mit bis zu viertausend Metern Höhe abgeschlossen
Nach den Schilderungen des Augenzeugen zog der Pilot den Tornado stark nach oben. Danach sei das Flugzeug hinter dem Berg Schwarzmönch verschwunden, und er habe es aus den Augen verloren. Vom eigentlichen Absturz habe man im Tal nichts mitbekommen.“ (12)

Auch die heute im Fernsehen vernommene Aussage, das Flugzeug sei „langsam“ geflogen, mit einbezogen:
Für mich hört sich diese Schilderung nicht danach an, als ob der Pilot das Flugzeug gesteuert hätte.
Meiner Meinung nach wurde diese Maschine durch ein automatisches System gelenkt oder ferngesteuert.

DIE SCHWEIZ-NATO-AFGHANISTAN CONNECTION

Ausgerechnet in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle wurde nach Angaben der unabhängigen Schweizer Online-Zeitung „Journalismus von Heute“ im Sommer letzten Jahres am Eingang der Aareschlucht im Berner Oberland ein Armeejeep der US Armee fotografiert werden. Ein Jeep mit militärischer Ausrüstung. Armeeeinheiten der 82. Airborne Division – mit zivilem Nummernschild. Britische Marines und SAS-Spezialeinheiten trainierten ebenfalls in Lauterbrunn. Angeblich wusste der Schweizer Verteidigungsminister Samuel Schmid nichts von diesen Aktivitäten(8).

Die Schweiz hat 5 Soldaten als Teil von ISAF in Afghanistan, die wohl mehr Verbindungsaufgaben übernehmen. Die Schweiz nimmt Teil an der NATO-Mission „Partnerschip for Peace“, hat Soldaten unter NATO-Kommando im Kosovo und in Bosnien (13).
Die Schweizer Luftwaffe besitzt mit mehreren Ländern vom Bundesrat genehmigte Zusammenarbeits-Vereinbarungen über militärische Übungen auf ihrem Territorium.(14)

In Nimes, in dem nach Angaben der BAZL die Tornado-Maschine in Wirklichkeit gestartet war, ist das traditionsreiche Zweite Infanterieregiment der Fremdenlegion Frankreichs, das „2e REI“ stationiert.
Es kämpft unter Kommandeur Hubert de Reviers de Mauny in Afghanistan.
Ebenfalls offenbar immer noch in Afghanistan: die 200 Soldaten der 1er RPIMa und des 13ème RDP. Missionsname: „Ares“.(15)

WAS WIRD IN DEN SCHWEIZER BERGEN DURCH DIE DEUTSCHE LUFTWAFFE TRAINIERT?

Wir erinnern uns: der ECR-Tornado ist speziell für die Ausschaltung von Radaranlagen geeignet.
Nun haben „Taliban“ aber weder für gewöhnlich, auch nicht im Speziellen, sie haben keine, gar keine, aber auch ü-ber-HAUPT keine Radaranlagen.

Wenn da jetzt ein entsprechender Einsatz in der bergigen Schweiz geübt werden soll, dann zielt der nicht auf Afghanistan, sondern auf den Iran. Eine andere logische Erklärung gibt es nicht.

Die Art und Weise, wie das Unglück zustande kam, deutet auf Tests mit bisher wenig oder gar nicht erprobten Waffensystemen von Wichtigtuern hin. Der Zeitdruck und die blinde Dreistigkeit, mit der der Tornado-Einsatz durch den wie immer von Apathie, Fachidiotie und sinnlosem Gejammer getränkten Bundestag gewunken wurde, passt ebenfalls in dieses Bild.
Wie der Flotteneinsatz vor Syrien zum Durchsuchen von Schiffen ohne Durchsuchungen von Schiffen, weil man auch mit dem Auto über die offene Grenze von Syrien nach Libanon fahren kann, macht dieser Einsatz der deutschen Luftwaffe in Afghanistan keinen, gar keinen, aber ü-ber-HAUPT keinen Sinn.

Jedenfalls nicht, wenn man der offiziellen Darstellung unseres penetrant um mehr Krieg bettelnden „Verteidigungsministers“ Franz Jung glaubt.

Die ganze Sache wird meiner Meinung nach nur rund, wenn da ein akkurater Krieg im Anrollen ist. Und zwar mit deutschen Soldaten des Heeres, der Luftwaffe und der Marine, weil wir 80 Millionen Trottel zu blöde sind unsere durchgeknallte Regierung von Angela Merkel und Franz Müntefering rauszuschmeissen.

(1)
http://www.jungfrau-zeitung.ch/artikel/?cq_*dd19e57c=ivxrw=87988aq7
(2)
http://www.augsburger-allgemeine.de/Home/Nachrichten/Deutschland%20Welt/sptnid,5_arid,927565_puid,1_regid,2.html
(3)
http://www.ngz-online.de/public/article/aktuelles/panorama/ausland/katastrophe/427685
(4)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,475029,00.html
(5)
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6347028_REF1,00.html
(6)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=383&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=3
(7)
http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2007/04/13/schweiz/tornado_flug_als_heikel_bezeichnet
(8)
http://oraclesyndicate.twoday.net/stories/3569888/
(9)
http://www.augsburger-allgemeine.de/index.php?sptnid=5&arid=927487&puid=1&regid=2
(10)
http://www.sueddeutsche.de/,tt4l1/panorama/artikel/788/109679/
(11)
http://www.nachrichten.at/weltspiegel/538326
(12)
http://www.augsburger-allgemeine.de/index.php?sptnid=5&arid=927487&puid=1&regid=2
(13)
http://www.fco.gov.uk/servlet/Front?pagename=OpenMarket/Xcelerate/ShowPage&c=Page&cid=1007029394365&a=KCountryProfile&aid=1019745009328
(14)
http://www.blick.ch/news/schweiz/artikel60334
(15)
http://66.102.9.104/search?q=cache:TiYIHx-mz1MJ:www.eussner.net/artikel_2005-04-13_17-30-06.html+Nimes,NATO&hl=de&ct=clnk&cd=1&gl=de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert