Der Bericht zur Mitgliederbefragung des Deutschen BundeswehrVerbandes, die sogenannte Strohmeier-Studie, hat ein verheerendes Bild der deutschen Soldaten von der politischen Führung unter Franz Jung und dem Verteidigungsministerium ans Tageslicht gebracht, ebenso eine fast vollkommene Distanz zur Politik insgesamt. Die Mehrzahl der Bundeswehrsoldaten sieht zudem die Auslandseinsätze im Gegensatz zum Willen der Deutschen.Auf die Frage „Steht die Gesellschaft Ihrer Meinung nach hinter den Auslandseinsätzen der Bundeswehr, oder steht sie nicht dahinter?“ antworten 88.2% aller Berufsoldaten mit „Nein“ oder „teils-teils“.
Nur 11.2% sahen eine Zustimmung der Staatsbürger zu den Auslandseinsätzen der Bundeswehr.
Bei den Zeitsoldaten waren das sogar nur 9%, während 40.7% meinten die Gesellschaft würde die Auslandseinsätze ablehnen und 49.2% dazu die Antwort „teils-teils“ abgaben.
Nur 18.3% aller an Auslandseinsätzen teilnehmenden Soldaten, die im Rahmen dieser Umfrage ihre Stimme abgaben, hielten die Häufigkeit der Auslandseinsätze sowie die einsatzfreien Zeiten für angemessen, eine überwältigende Mehrheit von 97% hielten überdies eine gesetzliche Weiterbeschäftigungsregelung für im Auslandseinsatz versehrte bzw. verwundete Soldatinnen / Soldaten für erforderlich.
Auch an dem Oberbau der Bundeswehr liessen die Befragten nur mässig viele gute Haare.
75.8% aller Zeitsoldaten hatten mittelmässiges, geringes oder sehr geringes Vertrauen in ihre Personalführung (also in ihre Vorgesetzen), 60.5% aller ex-NVA-Soldaten sahen sich zudem als Soldaten 2.Klasse (1).
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbands Oberst Bernhard Gertz machte aus der Umfrage gleich eine Anfrage nach erhöhtem Wehretat, ohne die Frage zu stellen warum bei miesen Bedingungen ein teurer und aufwendiger Auslandseinsatz nach dem anderen befohlen wird, bei gleichzeitigen Milliardenaufträgen an die Rüstungsindustrie.
„Es ist daher höchste Zeit, dass im Verteilungskampf um knappe Ressourcen nicht nur die Baustellen Arbeits- und Sozialpolitik sowie Gesundheitspolitik angemessen berücksichtigt werden, sondern auch eine Institution, die man nach dem heutigen Bericht im Verhältnis dazu nur noch mit dem Begriff `Großbaustelle Bundeswehr!` beschreiben kann,“ so Gertz.
Wenn bei der finanziellen Ausstattung der Armee nicht rasch und grundlegend umgesteuert werde, drohe die Unzufriedenheit der Soldaten die Auftragserfüllung der Bundeswehr massiv zu beeinträchtigen. „Ich warne dringend davor, einer solchen Entwicklung tatenlos zuzusehen“, so der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes Gertz.
Desweiteren führte er weitere Fakten an (2):
– Nur 3,87 Prozent der Teilnehmer (und sogar nur 1,81 Prozent der befragten Berufssoldaten) fühlen sich von der Politik unterstützt. ( S. 47/73)
– Nur 18,43 Prozent der Teilnehmer (und sogar nur 9,72 Prozent der Beufssoldaten) glauben, dass es der Bundeswehr zukünftig gelingen wird, den qualifizierten Nachwuchs im notwendigen Umfang zu gewinnen. (S. 48/74
– 73,66 Prozent der befragten Berufssoldaten würden ihnen nahe stehenden Personen (z.B. ihren Kindern) den Dienst in den Streitkräften nicht empfehlen.
(S. 75)
– Insgesamt 67,36 Prozent der befragten Teilnehmer an Auslandseinsätzen bewerten die persönliche Ausrüstung für Auslandseinsätze mit den Prädikaten „mittelmäßig“, „schlecht“ oder „sehr schlecht“. (S. 112)
– Nur 24,24 Prozent der befragten Soldaten mit Auslandseinsätzen beurteilen die materielle Ausstattung im Auslandseinsatz positiv, dagegen 71,63 Prozent mit „mittelmäßig“ bis „sehr schlecht“. (S. 113)
Es stellt sich natürlich hierbei die Frage, ob die Sprachlosigkeit der deutschen Generäle gegenüber der NATO nicht zu dem Problem der Entfremdung der deutschen Soldaten mit ihrer politischen und militärischen Führung beigetragen hat.
Genauso wie die Gesellschaft fühlen sich die Soldaten offenbar als Bauern im Schachspiel der grossen Politik und der weltweiten Kriegsführung.
Wie Herr Gertz nun die Ausgaben von Arbeit, Soziales und Gesundheit für 82 Millionen Staatsbürger als Sündenbock für rücksichtslose Militärpolitik des Führungsstabes der deutschen Streitkräfte (FüS) unter Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhahn und der Bundesregierung herbeizuzerren, ist da doch etwas merkwürdig.
(1)
http://www.dbwv.de/dbwv/interd.nsf/FILES/DBWV_Gesamt.pdf/$FILE/DBWV_Gesamt.pdf
(2)
http://www.dbwv.de/dbwv/interd.nsf/d/starte