Kamerun: Investigativer AP-Journalist stirbt bei mysteriösem Flugzeugabsturz

Nairobi, Kenia, gestern am 7.Mai: Anthony Mitchell, Reporter bei Associated Press in Ostafrika, kam nicht mehr zurück vom Flugzeugabsturz in Kamerun. Hier in der Haupstadt Kenias war sein Büro, er ermittelte zur Zeit des Verschwindens seines Flugzeugs in Sachen illegaler Handel mit bedrohten Tierarten.
Er recherchierte in den letzten Jahren aber vor allem gegen die US-Militärs und ihr vebündetes Regime in Äthiopien, und zwar wegen Menschenraubes (1).Das US-Militär, unter dem neuen Afrika-Kommando AFRICOM und dem neuen Oberkommandierenden Gen.William Ward (wir berichteten bereits am 12.Januar, 2) hatte zugeben müssen, nach dem Einmarsch von äthiopischen Truppen und US-Einheiten in Somalia (3) Männer, Frauen und Kinder als sogenannte „Terrorverdächtige“ mit Hilfe der Regierungen von Kenia und Äthiopien verschleppt zu haben (wir berichteten am 02.April, 4).

Die preisgekönte Story wurde von der äthiopischen Regierung mit den Worten kommentiert, diese käme von einem „Elfenbeinturm“, der Krieg auf Terror würde einfach nicht richtig verstanden.

Anthony Mitchell hatte bereits im Jahr 2005 Wahlfälschungen in Äthiopien aufgedeckt und ausserdem, dass die EU geheime Berichte darüber anfertigte.
Im Januar 2006 war er wegen „feindlicher Berichterstattung“ aus Äthiopien ausgewiesen worden. (Du lieber Gott, wohin werd ich mal ausgewiesen?)
Im August war er dann von AP nach Nairobi geschickt worden.

„Anthony war ein ausserordentlich talentierter und engagierter Journalist,“ so der echt schwer gerührte Chef der globalen Nachrichtenagentur Associated Press, Tom Curley. „Sein Verlust wird bei AP tief empfunden werden und bei jedem, der sich um Afrika und dessen Zukunft kümmert“.(1)

„Er war einer unserer Top-Reporter in Afrika,“ so der Leiter der internationalen Abteilung von AP in New York, John Daniszewski, in einem weiteren merkwürdigem Statement.
„Wir werden das OPFER, was er gebracht hat, nie vergessen und den Mut, den er in Äthiopien und bei anderen Aufträgen gezeigt hat.“

Mitchell und seine Frau Catherine Fitzgibbon lebten von 2001 bis 2006 in Äthiopien und waren dort wegen ihres Engagements für die Menschen recht bekannt und beliebt, wenn man mal von den örtlichen Häuptlingen absieht.

DER ABSTURZ

Man gut, dass es die Presse gibt. Da versteht man alles, man braucht es nur zu lesen.
Also – wir haben da ein Flugzeug in Top-Zustand (halbes Jahr alt), was am Samstag, dem 5.Mai auf dem Weg nach Kenia eine Viertelstunde nach dem Start in der kamerunischen Küstenstadt Douala einfach verschwindet.
Nur ein einzelnes Notsignal wird von einem Schiff vor der westafrikanischen Küste empfangen, das Kontrollzentrum soll aber den Piloten nicht mehr erreicht haben.
Das Signal bricht ab, obwohl die Notsender an Bord moderner Flugzeuge auch nach einem Absturz auf wochenlanges Senden eingerichtet sind.(5)
Als ob das Signal abgestellt wurde.

Dann passiert erstmal nichts. Überhaupt nichts.
Ganz klar. Schleches Wetter. Wie im Krieg. Neee, schlimmer noch, da können sie ja noch fliegen..

Am 6.Mai also meldet ein Radiosender in Kamerun, man habe das Flugzeugwrack in der Nähe von Awanda im Südwesten der Hauptstadt Jaunde gefunden.
Nee, neee, tönt´s aus dem weit entfernten Kenia, das sei gar nicht so.
Titus Naikuni, immerhin der Chef von Kenya Airways, sagt nun in Nairobi, man habe da jetzt Zeugenaussagen von Leuten bei Sümpfen nördlich der Wirtschaftsmetropole Douala.
„Fischer in der Region haben von einem lauten Knall und unruhigem Wasser berichtet“, so Naikuni.(5)

Wir erfahren dann also, dass das Flugzeug – „in tausend Stücke gerissen“(7) als solches nicht mehr erkennbar – in einem Sumpf eingeschlagen ist und einen Krater gerissen habe, die Wrackteile seien über einen Kilometer weit verstreut(6).

Gleichzeitig hat aber Titus Naikuni mal wieder einen Gig und erzählt seinem Publikum, „Die Maschine war von Bäumen bedeckt und aus der Luft nicht zu sehen“.
Und bei N-TV haben sie dann auf einmal noch letzte Worte des Piloten an den Tower ausgebuddelt, „Wir haben Probleme“.(9)
Und aus den USA kommen die Experten, um das Wrack zu untersuchen.

Da weiss man gleich Bescheid, was?

(1)
http://www.iht.com/articles/ap/2007/05/07/africa/AF-GEN-Cameroon-Crash-Mitchell.php
(2)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=217&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
(3)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=215&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
(4)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=392&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=4
(5)
http://www.hna.de/dpabrennpunkteindex/00_20070506163057_Kenya_Airways_bestreitet_Fund_des_Flugzeugwracks.html
(6)
http://de.bluewin.ch/news/index.php/vermischtes/news/20070505:brd004/Keine_Ueberlebende_nach_Flugzeugabsturz_in_Kamerun/
(7)
http://www.20min.ch/news/kreuz_und_quer/story/15277166
(8)
http://www.espace.ch/artikel_368508.html
(9)
http://www.n-tv.de/799847.html

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