Afghanistan, Anschlag: waren die Opfer Soldaten der Bundeswehr?

Berlin: Die nach offizieller Darstellung in Kundus/Kunduz bei einem mörderischen Terroranschlag grausam ermordeten 3 Bundeswehrsoldaten waren vielleicht keine Soldaten. Am Sonntag Abend jedenfalls machte Verteidigungsminister Franz Jung einer erstaunten Öffentlichkeit bekannt, dass es sich bei den drei Opfern um Angehörige der „Einsatzwehrverwaltung“ handeln soll (1). Nun handelt es sich bei diesen – laut eigener Darstellung – um zivile Arbeitnehmer und Beamte, die für ihren Einsatz in Afghanistan eine 4-wöchige ASA (Allgemeine Soldatische Ausbildung) durchlaufen.Das Bundesamt für Wehrverwaltung wiederum hat zur Optimierung seiner Aufgaben die „Einsatzführungszentrum Territoriale Wehrverwaltung“ eingerichtet. Das Zentrum „steht in engem Kontakt mit dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr in Geltow (Potsdam)“.(3)
Dieses Einsatzführungskommando der Bundeswehr (EinsFüKdoBw) ist das Führungskommando der „Streitkräftebasis“ für alle Einsätze der deutschen Streitkräfte – auch in Kombination mit anderen Nationen.
In Zukunft ist geplant, das Einsatzführungskommando als Zentrum der Europäischen Union für militärische Einsätze zu nutzen.(4)

DIE UNBEKANNTE TEILSTREITKRAFT DER BUNDESWEHR NAMENS „STREITKRÄFTEBASIS“

„Die Streitkräftebasis (SKB) ist eine Art Dienstleistungsunternehmen in der Bundeswehr, das im Oktober 2000 neu geschaffen wurde. In diesem Servicebereich werden viele Aufgaben und Fähigkeiten gebündelt, die vorher bei Heer, Luftwaffe und Marine durch eigene Arbeitsbereiche mit gleichen Tätigkeitsfeldern geleistet wurden. Und diese Bündelung gilt für eine große Zahl von Fähigkeiten und Leistungen des Unternehmens Bundeswehr.“ (5)

Unternehmen Bundeswehr. Servicebereich. Dienstleistungsunternehmen.
So steht´s bei Wikipedia.
In Wirklichkeit ist die Streitkräftebasis nicht nur eine, sondern DIE „Teilstreitkraft“ (9) der Bundeswehr.
Dort laufen die Fäden zusammen, dort wird entschieden. Dabei hat dieser, ganz eigene, Teil der Bundeswehr nicht einmal eine Uniform. Dafür tun dort Soldaten des Heeres, der Marine, der Luftwaffe, Zivilisten, Angestellte, Beamte und Militäragenten Dienst.

Zur Streitkräftebasis gehören auch – früher so genannte – zentrale militärische Dienststellen (ZMilDBw), z.B. die beiden Universitäten der Bundeswehr in Neubiberg (München) und Hamburg, die Sportschule der Bundeswehr in Warendorf, das Amt für Militärkunde (AMK), das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) in Potsdam und der Geoinformationsdienst der Bundeswehr (GeoInfoDBw) mit seinem zentralen Amt, dem Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr (AGeoBw) in Euskirchen, Traben-Trarbach, Fürstenfeldbruck und mehreren anderen Standorten und – der Militärische Abschirmdienst (MAD) (6).

Der Militärische Abschirmdienst (MAD), genauer: Amt für den militärischen Abschirmdienst, bis 1984 Amt für Sicherheit der Bundeswehr (ASBw), ist der Nachrichtendienst der Bundeswehr, der dort die Aufgaben einer Verfassungsschutzbehörde wahrnimmt. Organisiert ist der MAD als Dienststelle des Bundesverteidigungsministeriums und beschäftigt gut 1300 zivile und militärische Mitarbeiter. Er untersteht ebenfalls der Streitkräftebasis.(7)

DIE EINHEITEN DER PSYCHOLOGISCHEN KRIEGFÜHRUNG

Die Organisation und operative Durchführung von Aufträgen läuft also über das Einsatzführungskommando der Bundeswehr (EinsFüKdoBw) in Potsdam, was eng mit der Wehrverwaltung zusammenarbeitet. Heer, Marine, Luftwaffen sind unter dem Deckel der „Streitkräftebasis“ zusammengeführt worden, was de facto sowas wie eine „Oberschicht“ der Bundeswehr bildet.
Direkt unter der Regide der Streitkräftebasis, also vorbei an den Hierarchien der einzelnen Waffengattungen, ist auch die Truppe für Operative Information (OpInfoTr) (6) – die Einheiten für psychologische Kriegführung.
Die OpInfo-Truppe besteht heute aus dem Zentrum Operative Information (ZOpInfo) in Mayen sowie dem unterstellten Bataillon für Operative Information 950 (OpInfoBtl 950) in Koblenz.(8)

Für den Auslandseinsatz der Psycho-„Soldaten“ gilt: Die Zielgruppe wird durch das North Allied Councel (NATO-Rat) bestimmt und in der jeweiligen NATO-Doktrin veröffentlicht.
Verboten ist den deutschen Psycho-Truppen:
– im Inland die Beeinflussung der eigenen Soldaten sowie der von verbündeten Streitkräften und der deutschen Bevölkerung
– im Auslandseinsatz die Beeinflussung sämtlicher verbündeter Streitkräfte.

Jetzt ist nur die Frage – direkt oder indirekt? Also, nehmen wir mal an – rein theoretisch – es passiert was im Ausland und hier kommt´s im Fernsehen. Dann haben die Jungs doch keine Schuld – oder?

EINE KLEINE KARRIERE

Dr. Ralf Fischer zu Cramburg
– Geboren 1969 in Andernach.
– Soldat auf Zeit (2 Jahre), Reserveoffizier der Truppe für Operative Information (OpInfo).
– Studium der Rechtswissenschaften in Bonn, Trier, Liège; Promotion 2001.
– Union Bank of Switzerland, UBS (1999-2000).
– Deutsches Aktieninstitut, DAI Frankfurt (2001-2003).
– Deutsches Aktieninstitut, DAI Brüssel, Büroleiter (seit 2003).
– Vorstandssekretär des europäischen Emittentenverbandes UNIQUE (seit 2005).
– Vorsitzender des Finanzdienstleistungsausschusses des europäischen Industrie- und Arbeitgeberverbandes UNICE (seit 2006).
– Mitglied des Übernahmen-Widerspruchsausschusses der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht, BaFin (seit 2002).
– Autor von Kommentierungen zum Wertpapierhandelsgesetz, dem Deutschen Corporate Governance Kodex sowie regelmäßiger Kolumnen zum europäischen Kapitalmarkt-/Gesellschaftsrecht.(13)

DER HERR WICHERT UND DIE OPINFO

Am 4.Mai wird bekannt, dass Franz Jung und das Verteidigungsministerium Psycho-Soldaten der OpInfo an die Front nach Süd-Afghanistan schickt.

„Einem Einsatz solcher Kräfte kommt jedoch nach Bewertung des Com Isaf eine besondere Bedeutung in der Operationsführung zu, um den bislang erreichten Erfolg laufender Operationen zu festigen,“ heißt es in einem Schreiben des Staatssekretärs im Verteidigungsministerium, Peter Wichert, an die Obleute im Verteidigungsausschuss, welches Freitag abgesandt wurde. „So kann die lokale Bevölkerung besser über die Absichten (von) Isaf unterrichtet werden.“
Der Staatssekretär Peter Wichert weiter an den Verteidigungsausschuss:
„Der Einsatz ist für den Erfolg der Isaf-Gesamtoperation von hoher Bedeutung. Er ist zeitlich befristet und unabweisbar.“
Ausserdem verkündete Staatssekretär Peter Wichert ganz einfach eine „Dienstreise“ von Soldaten an die Front in der Süd-Provinz Helmand.(10)

Nun war aber ausgerechnet der Herr Wichert zum Zeitpunkt des schrecklichen und blutigen Anschlags – der die Menschen in unseren Lande schwer erschüttert und mitgenommen hat – in Nord-Afghanistan.(11)
Hat er sich weiter um seine OpInfo-Jungens gekümmert?

DIE OPINFO IN KUNDUZ

Ausgerechnet in Kundus/Kundus sind die OpInfo-Einheiten für psychologische Kriegführung schwer aktiv. Im Repertoire:
„Gedruckte Medien, wie die Zeitung Sada-e Azadi („Stimme der Freiheit“), Flugblätter und Handzettel, den ebenso titelnden Radiosender Sade-e Azadi, Lautsprecherdurchsagen und Zielgruppenanalyse.“(14).
Wir erinnern uns – bezüglich der Zielgruppe für die Psycho-Krieger im Auslandseinsatz hat die NATO das Sagen.
Ein Ziel der Arbeit der OpInfo-Einheiten dort – „Unterstützung der afghanischen Regierungspolitik.“(14)

„Die afghanische Regierung braucht jede erdenkliche personelle und finanzielle Hilfe beim Aufbau ziviler Polizei- und Justizstrukturen.“
Das kam dort nicht aus den Radios, sondern in Berlin aus dem Ticker. VerursacherInnen der Meldung: Fritz Kuhn und Renate Künast, recht kurz nach dem Anschlag in Kunduz/Kundus am Samstag Morgen.(15)

WER SIND DIE OPFER?

Wenn man bedenkt, wie schnell sich nach dem 11.September die Gesichter der Attentäter unauslöschlich von jedem Titelbild in unser Gedächtnis eingebrannt haben – und jetzt weiss die geschockte Bevölkerung nicht einmal, wie die Gesichter der Opfer aussehen.
Man muss doch ein Herz haben.
Lassen Sie uns mitfühlen, Herr Jung. Veröffentlichen Sie doch bitte endlich die Namen dieser bei einem islamistischem, terroristischem, extremistischem Terroranschlag umgekommenen Soldaten – oder von mir aus auch zivilen Mitarbeiter, werden schon anständige Leute sein, oder gewesen sein – und lassen Sie uns teilhaben an dem Geschehen, was uns alle so bewegt. Vor allem Sie.
Wär doch auch schade, wenn Sie nicht bewegt würden.

Nur bitte – schicken Sie doch das nächste Mal keine Soldaten zum Einkaufen, oder auf Patrouille, oder auf beides, um auf einem Markt in Kundus/Kunduz am Stand „Kühlgeräte“ zu besorgen (12).
Das gibt nur weitere Opfer.

(1)
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,,OID6786608_REF1,00.html
(2)
http://www.einsatz.bundeswehr.de/C1256F1D0022A5C2/CurrentBaseLink/W26ZXKRZ406INFODE
(3)
http://www.bundeswehr.de/portal/a/bwde/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLd4w3DPIGSYGZbn76kTCxoJRUfV-P_NxUfW_9AP2C3IhyR0dFRQD7rxUb/delta/base64xml/L3dJdyEvd0ZNQUFzQUMvNElVRS82X0FfMVNJ
(4)
http://de.wikipedia.org/wiki/Einsatzf%C3%BChrungskommando_der_Bundeswehr
(5)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=103&JAHR_AKTUELL=2006&MON_AKTUELL=6
(6)
http://de.wikipedia.org/wiki/Streitkr%C3%A4ftebasis
(7)
http://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rischer_Abschirmdienst
(8)
http://de.wikipedia.org/wiki/Operative_Information
(9)
http://www.opinfo.bundeswehr.de/portal/a/streitkraeftebasis/kcxml/04_Sj9SPykssy0xPLMnMz0vM0Y_QjzKLt4j3DDIDSYGYJm7B-pEwsaCUVH1vfV-P_NxU_QD9gtyIckdHRUUAENNXkQ!!/delta/base64xml/L3dJdyEvd0ZNQUFzQUMvNElVRS82XzhfSU80
(10)
http://radio-utopie.de/archiv.php?themenID=473&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=05
(11)
http://radio-utopie.de/index.php?themenID=517
(12)
http://www.newsclick.de/index.jsp/menuid/2046/artid/6774525
(13)
http://www.der-betrieb.de/psdb/fn/db/SH/0/sfn/bp/cn/art/r/1/p1/142/p2/149/strucid/149/ID/201731/bt/0/index.html
(14)
http://www.ostfriesische-nachrichten.de/neu/index_afghanistan.asp?teil=5
(15)
http://www.dieneueepoche.com/articles/2007/05/19/121224.html

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