Berlin: Die „Junge Welt“ machte den Fall Abdul-Hameed Al Obaidi öffentlich (1) – der in Deutschland mit Studentenvisum aufgenommene Flüchtling ist im Irak willkürlich verhaftet, monatelang grundlos gefoltert und brutal verhört worden.
Ein Schicksal unter Zehntausenden im westlich besetzten Zweistromland, wenn nicht die Umstände auf eine Verwicklung deutscher Behörden und Geheimdienste hindeuten würden.Der Iraker Abdul-Hameed Al Obaidi, der im Januar 2006, wurde laut der „Jungen Welt“ in Bagdad nach einer Schiesserei zusammen mit anderen Passanten von irakischen „Sicherheitskräften“ willkürlich zusammengeschlagen und verhaftet.
„Drei Wochen lang folterten sie mich rund um die Uhr,“ so Al Obaidi. Dann erst wird er überhaupt verhört.
Als ihm dann ein irakischer und ein US-Soldat vorwerfen, er sei an der Sprengung einer Brücke beteiligt gewesen, weist er daraufhin, dass er zu diesem Zeitpunkt in Deutschland gewesen sei und verweist auf die ihm abgenommenen Dokumente mit Ein- und Ausreisestempeln.
Bei weiteren Verhören nehmen zuerst zwei US-Amerikaner teil, die mit deutschem Akzent sprechen.
Dann zwei Personen, die offensichtlich Deutsch als Muttersprache gelernt haben. Auch die tragen US-Army-Uniformen, aber ohne das sonst übliche Namensfeld.
Diese haben ein Dokument mit der Unterschrift der Bundesanwaltschaft aus Deutschland bei sich, in dem bestätigt wird, dass gegen Al Obaidi nichts vorliegt.
Danach fängt sein Martyrium erst richtig an. Monatelang wird er in einer Zelle ohne Licht inhaftiert, den ersten Monat lang mit verbundenen Augen verhört, während ihm eine Lautsprecherbox direkt ins linke Ohr brüllt.
„Es war, als ob man mir das Gehirn auswringt, so Al Obaidi zur „Jungen Welt“.
Der Gefangene mir der Häftlingsnummer 151 417 prägt sich Namen ein: „Schapiro“, „Captain Johnson“, ein „Captain Matthew W. Yarbrough“.
Letzterer unterschreibt einen Bericht mit dem Signum des Pentagon, nach dem er vom 19. Mai bis zum 1. Juni 2006 „wegen verdächtiger Aktivitäten“ inhaftiert gewesen und danach „entlassen“ worden sei, als eine „Untersuchung“ seine Unschuld erwiesen habe.
Al Obaidi sagt dagegen, dass er bis September 2006 in Haft gewesen sei.
Der für diesen Fall zuständige BND-Untersuchungsausschuss hat bisher noch keine Stellungnahme abgegeben.
Nach den Militärskandalen der letzten Zeit werden die Abgeordneten diesmal aber nicht so einfach davonkommen wie im Fall von Murat Kurnaz und el Masri.