Trauernicht: AKW Brunsbüttel vielleicht endgültig stillgelegt

Kiel: Das für die Reaktorsicherheit in Schleswig-Holstein zuständige Sozialministerium unter Ministerin Gitta Trauernicht hat am heutigen Donnerstag verkündet, dass der Pannenreaktor in Brunsbüttel wegen weiterer schwerer Baumängel vorerst stillgelegt bleiben muss.Bei den Prüfungen der Aufsichtsbehörde im Atomkraftwerk durch Experten der Behörden für Reaktor- und für Bauaufsicht, des TÜV NORD und den bauamtlichen Prüfingenieur seien zu große Bohrungen in den Dübelplatten entdeckt worden, mit denen Rohrleitungen am Bauwerk befestigt würden.
Das Ministerium habe daraufhin ein Wiederanfahren verboten, hiess es (1)

Desweiteren scheint Trauernicht über einen Lizenzentzug für den Betrieb des Atomkraftwerkes Brunsbüttel nachzudenken, welches von Vattenfall und Eon betrieben wird.
Laut Atomgesetz gefährden übergreifende, strukturelle Mängel die Zuverlässigkeit und stellen einen Grund für die Stilllegung eines AKW´s dar.
Dies könnte in Brunsbüttel gegeben sein, so die Ministerin laut Pressemeldungen (2).

Nach einem gemeinsamen Gespräch forderten Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und Gitta Trauernicht (beide SPD) ausserdem eine Änderung des Atomgesetzes.
Es sei in einer Zeit der Euphorie entstanden und zu „kernenergieunternehmensfreundlich“, so Trauernicht.
„Eine Beweislastumkehr, dass die Unternehmen selbst die Sicherheit ihrer Anlagen zu beweisen haben, wäre für die Atomaufsicht ein schärferes Schwert“.

Erst durch massiven Druck der Öffentlichkeit und der staatlichen Behörden musste der Konzern Vattenfall nun eine seit langem bekannte Mängelliste des Atommeilers ins Internet stellen.
http://www.schleswig-holstein.de/MSGF/DE/Aktuelles/listeBrunsbuettel,templateId=raw,property=publicationFile.pdf

Insgesamt werden dort 707 Punkte aufgeführt, die seit einer periodischen Sicherheitsüberprüfung (PSÜ) im AKW Brunsbüttel im Jahr 2001 offenbar nicht oder nur teilweise abgearbeitet wurden, heisst es.
Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (DUH) sind alle Kernbereiche der Reaktorsicherheit im Atomkraftwerk Brunsbüttel betroffen.
Als besonders kritisch sind dort nicht erbrachte Bruchsicherheitsnachweise im Rohrsystem, Werkstoffprobleme, Mängel in der Elektro- und Leittechnik, sowie die Verwundbarkeit gegen Terroranschläge aufgeführt.(4)

weiterer Artikel:
11.07.07
Vatteneinzelfall: stand Krümmel vor der Kernschmelze?
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=691&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=07

11.06.07
Strom, Preiserhöhungen: Mafia am Werk?
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=595&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=6

Quellen:
(1)
http://www.ad-hoc-news.de/Marktberichte/de/12566248/AKW-Brunsb%FCttel-bleibt-wegen-weiterer-%DCberpr%FCfungen-vom-Netz
(2)
http://www.chiemgau-online.de/dpa/dpa.php?fixId=/infoline/schlaglichter/&file=iptc-hfk-20070719-74-dpa_15144752.xml
(3)
http://www.pr-inside.com/de/trauernicht-will-atomgesetz-aendern-r177216.htm
(4)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/92917

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