GDL-Vorsitzender Schell zum Streik:"Wir glauben an die Gerechtigkeit"
Frankfurt am Main, heute Mittag: der Vorsitzende der Lokführergewerkschaft GDL, Manfred Schell, äussert sich nach dem mit überwältigenden Abstimmungsergebnis der Gewerkschaftsmitglieder für einen Arbeitskampf auf einer einberaumten Pressekonferenz zuversichtlich, dass die Gerichte der Republik das Verfassungsrecht auf Streik nicht torpedieren werden.Der mehrheitlich im staatlichen Bundesbesitz befindliche Konzern „Deutsche Bahn AG“ hatte unter seinem Vorstandsvorsitzenden Hartmut Mehdorn versucht, Streiks seiner Arbeiter verbieten zu lassen.
Teilweise hatten Gerichte dies sogar getan. Ein gefährlicher Schritt.
GDL-Vorsitzender Schell ging nun in seiner Stellungnahme zum beginnenden Streik aber davon aus, dass die 3.Gewalt im Staate ab sofort die übergeordnete Verfassung respektieren werde.
„Wir können uns nicht vorstellen, dass die Gerichte in Deutschland auf Dauer das Grundgesetz, hier, Artikel 9, Absatz 3 ausser Kraft setzen werden“, stellte Schell heute auf der live übertragenen Pressekonferenz klar.
„Wir glauben nicht daran, wir glauben an die Gerechtigkeit und wir glauben an das Grundgesetz“, so der Gewerkschaftsführer.
DIE PRESSEKONFERENZ
MANFRED SCHELL:
Wir sind allerdings sicher, davon können wir gleich wieder ausgehen, sollten wir zum ersten Arbeitskampf aufrufen, dass dann, gegebenenfalls, uns wieder eine Welle von einstweiligen Verfügungen erreichen wird, aber auch das müssen wir durchstehen, so isses.
Wir hoffen nur, dass sich das Motto, das offensichtlich beim Bahnvorstand vorherrscht, Klagen statt Verhandeln, dass das nun mal irgendwann, und zwar ganz kurzfristig, ein Ende nimmt.
Das waren meine Ausführungen, die ich zur Sache machen wollte, und wie Herr Brandenburger eben sagte, stehe ich selbstverständlich Ihnen für Fragen zur Verfügung.
FRAGE:
Ab wann..(unverständlich)
MANFRED SCHELL:
Das kann ich nicht sagen, sonst würde ich ja meine Bezirksvorsitzenden entmündigen, und da wir ja eine demokratisch geführte Organisation sind, möchte ich dem nicht vorgreifen.
FRAGE:
(unverständlich)
MANFRED SCHELL:
Bis Dienstag, bis Dienstag, bei Büroschluss. Bis Dienstag abend, 18.00 Uhr.
…
FRAGE:
(unverständlich)
MANFRED SCHELL:
Das ist die gleiche Frage wie eben, wann wir beginnen und in welchem Umfang und mit wem wir beginnen. Das werden wir innerhalb der nächsten Stunden hier miteinander erörtern. Wer werden logischerweise auch hier, weil wir ja rechtschaffene Menschen sind, auch die Verhältnismässigkeit unseres Arbeitskampfes ins Kalkül ziehen und werden uns entsprechend verhalten.
FRAGE:
(unverständlich)
MANFRED SCHELL:
Ja, das ist eine alte Geschichte, äh, wir haben Forderungen abgegeben, die sich normalerweise an den Arbeitgeber richten. Und ich gehe immer davon aus, unser Verhandlungspartner war, ist und bleibt der Arbeitgeber. Wenn der Bahnvorstand natürlich meint, und glaubt, er müsse eine andere Gewerkschaft zu seiner Rechtsunterstützung hinzuziehen, dann ist das sein Problem.
Aber sein Problem hat er sich nicht damit geschaffen, dass er jetzt andere hinzuziehen will, sondern sein Problem ist ein älteres, nämlich weil er mit Anderen einen Tarifvertrag abgeschlossen hat, der die Klausel enthält, wenn er – die Deutsche Bahn AG – mit einer anderen Gewerkschaft einen anderen Tarifvertrag abschliesst, dann werden die von ihm hochgelobten Abschlüsse von 4.5% obsolet.
Das ist nicht unser Problem. Das ist das Problem von Herrn Mehdorn, und offensichtlich von Herrn Hansen.
..
FRAGE:
Auf wieviele Wochen sind Sie eigentlich vorbereitet, also wie lange können Sie ihre Kassen, ihre Streikkassen (unverständlich)
MANFRED SCHELL:
Also, die Streikkassen, die sind gut gefüllt, das kann ich nun mal sagen, mit einem grossen Eigenlob. Da ich mittlerweile seit 24 Jahren für Finanzen bei der GDL zuständig bin, weiss ich, was wir können.
Die Frage ist nur, und das ist auch noch einmal ein Appell, äh, an die Bundesregierung, denn sie ist letztendlich der Eigentümer dieses Unternehmens. Und wenn für Herrn Mehdorn ein striktes und kategorisches NEIN reicht – zu einem besonderen Tarifvertrag – dann wäre es sicherlich, äh, hohe Zeit, hohe Zeit, eh wir uns in Arbeitskämpfen hier ergehen, dass die Bundesregierung auch mal mit Herrn Mehdorn mal ein ernstes Wort über seine Verhandlungsstrategie spricht.
..
FRAGE:
Ohne einen eigenständigen, äh, Bahntarifvertrag läuft bei Ihnen überhaupt nichts mehr (unverständlich) Tarifgemeinschaft mit Transnet und GDBA?
MANFRED SCHELL:
Eine Verhandlungsführerschaft, aufgrund der Tatsache, aufgrund der Tatsache, wie sie nun einmal ist. Und das wäre das Wiederholen eines Ergebnisses, dass wir im Jahre 2003 schon einmal hatten.
Es hat uns nichts gebracht.
Und man muss sagen: in einer Tarifgemeinschaft, in einer Verhandlungsgemeinschaft oder gemeinsam mit den Anderen weiterzuverhandeln – dies hat uns dahin gebracht, wo wir heute sind.
Und aus dieser Umklammerung, und auch aus dieser völlig unbefriedigenden Arbeitszeitregelung und Bezahlung, die unsere Leute haben, da wollen wir endlich herauskommen, und das ist mit Anderen nicht machbar.
FRAGE:
(Unverständlich) Güterverkehr (unverständlich), da vorwarnen oder spontan?
MANFRED SCHELL:
Das machen wir spontan, weil wir ins Besondere wert legen auf unsere Reisekunden, Ferienzeit und alles was dazugehört, Menschen die zur Arbeit müssen, morgens sowie abends, die wollen wir vorwarnen, dass sie sich entsprechend einrichten können.
Das sehen wir für den Güterverkehr als nicht erforderlich an.
Webseite der Gewerkschaft der Lokomotivführer GDL
http://www.gdl.de/
weiterer Artikel:
06.08.07
Die letzte Bahn-Gewerkschaft GDL: Allein gegen die Lobby
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