Teheran: Es gibt da so Leute im Iran, die wollen der Bush-Regierung und dem Israeli Olmert ständig nichts als den grösstmöglichen Gefallen tun, aber auch nur das. Es ist jetzt eigentlich bloss die Frage, welche Teile der iranischen Regierung da nicht mit drinhängen.Auf einer Strasse zwischen Zahedan und Bam sollen ausgerechnet jetzt 2 belgische Touristen entführt worden sein. Doch halt – nicht etwa gestern, am Tage des Rücktrittes von Karl Rove, nein.. schon am Sonntag sei das passiert, erst heute wurde es bekannt und erlöste uns von dem Bösen an den Börsen, was uns in den Meldungen der letzten Tage so verwirrt hatte.
Jetzt sind wir endlich wieder beim Thema – Iran. Und alles, was drum herum ist.
DA SIND SIE JA WIEDER, DIE TALIBAN-SCHLAGZEILEN
Um die war es in den letzten Tagen im Medienkrieg richtig ruhig geworden. Niemand wollte mehr hingucken, wenn sich da irgendwer auf eine Kiste stellte und „Terrorterrorterror“ in die Medien plärrte.
In einigen Meldungen heisst es nun, die Belgier seien „nahe der Stadt Fahraj“ entführt worden (1,2).
In einer recht merkwürdigen Meldung von france24.com heisst es dagegen „IN der Stadt Fahraj“, obwohl dann im nächsten Satz ein Polizei-Colonel Abbas Ebrahimi wie folgt zitiert wird:
„Esmaeel Shahbakhsh, ein Banditenführer in der Gegend, entführte das Paar am Sonntag nahe Fahraj, an der Grenze zwischen den Provinzen Kerman und Sistan Baluchestan (Balutschistan)“ (3). (Der „Standard“ machte aus diesem Satz aber:“Der Bandenchef Esmail Schahbahsh hat das belgische Paar am Sonntag in der Nähe von Fahraj entführt“,1)
Den Täter kennt man also offenbar schon. Wilder Gangster. Bruder im Gefängnis. Hat schon beim Gouverneur angerufen, sagt man. Die entführten Belgier ein Ehepaar. Tolle Story.
Warum zu der Meldung auch noch die Namen der beiden Provinzen in diesem ganz bestimmt wörtlichen Zitat erwähnt werden, ist nur dann völlig schleierhaft, wenn man den ganzen Rest der Meldungen nicht mehr lesen will. Ausgiebig wird von Dingen berichtet, die wir gar nicht kannten.
Hochgefährliche Provinzen sollen das sein, wo „El Kaida/Al Qaeda“ und „Taliban“ mit „sunnitischen Fundamentalisten“ bei den in Mode gekommenen „Stämmen“ einen sicheren Unterschlupf im Polizeistaat Iran finden, und wo es in 10 Jahren tatsächlich „ungefähr ein Dutzend“ Entführungen gab.
Aber was noch viel wichtiger ist: die nahe Grenze zu Pakistan und Afghanistan. Just in diesem Länderdreieck, sollen zufällig jetzt, `Tschuldigung, schon am Sonntag 2 Belgier entführt worden sein, in einer Stadt (oder nahe einer Stadt) namens Fahraj unweit von Bam, nahe der Grenze zur mit dem Westen verbündeten Atommacht Pakistan und einer internationalen, alles plattbombenden NATO-Streitmacht in Afghanistan.
Und da machen dann 2 Belgier Urlaub. Warum eigentlich?
Weil diese Stadt Fahraj – die übrigens 58 Kilometer entfernt ist von Bam (4), in der Nähe liegt nur der Flughafen von Bam – in Reiseführern wegen ihrer beiden Schlossruinen und ihrem historischem Gräberfeld gepriesen wird. Überhaupt wird die ganze Provinz Kerman (mit drei Flughäfen, einer ganzen Rotte von Hotels) da irgendwie ganz anders dargestellt als der Platz, wo sich Taliban und El Kaida gute Nacht sagen.
Wer zwingt denn die iranischen Behörden, das jetzt so bekannt zu machen? Warum halten die das nicht geheim?
Das Ganze passt haarscharf zu den weltweiten Spannungen, die durch die Kriegslobby in den letzten Wochen mit Hilfe von Verbündeten geschürt worden sind. Dazu zählten:
– der angebliche Angriff der russischen Luftwaffe auf Georgien am 7.August, eine offensichtliche Inszenierung (5)
– die Drohung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Tom Tancredo im Falle eines atomaren Anschlags in den USA Mekka und Medina zu bombardieren. Tancredo wiederholte diese alte Forderung am 5.August in einer Fernsehsendung, US-Medien widmeten sich ihr ausführlich (6),
– de öffentliche Forderung des 5.9%-Faschisten Geert Wilders in den Niederlanden nach einem Verbot des Koran am 8.August (7),
– und am 9.August die versuchte Drohung des hilflosen Diktators von Pakistan, Pervez Musharraf, das Kriegsrecht ausrufen zu lassen (8).
Die Parole ist die gleiche wie mit der PKK im Irak und in der Türkei, oder den „Taliban“ in Pakistan und in Afghanistan: es gibt immer was zu tun.
Erst die eigenen Truppen hinquatschen, dann Chaos ohne Ende schaffen, und dann um´s Verrecken die Nachbarn mit reinziehen.
Wirklich interessant an dieser Sache ist, dass es hervorragend zu der These passt, dass Teile der iranischen Regierung genauso sehnsüchtig auf ihren 11.September warten wie die Bush-Regierung in den USA.
weitere Artikel:
12.08.07
US-Medienhype: „Wir brauchen einen neuen 11.September“ für Krieg im Irak
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=809&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=08
05.08.07
Iran: Ahmadinedschad bettelt um seinen 11.September
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=790&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=08
16.07.07
Bombendrohung in Ulm: kommt jetzt der „Al Qaida“-„Taliban“-Plot?
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=716&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7
13.07.07
US-Lobbyist: Deutschland Schlüssel bei Krieg gegen Iran
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=701&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7
Quellen:
(1)
http://derstandard.at/?id=2996597
(2)
http://www.africasia.com/services/news/newsitem.php?area=mideast&item=070813073243.thd0sfw3.php
(3)
http://www.france24.com/france24Public/en/administration/afp-news.html?id=070813182522.ypogb2uf&cat=null
(4)
http://www.chnpress.com/tourism/Attractions/Kerman/
(5)
http://www.radio-utopie.de/index.php?themenID=795
(6)
http://www.radio-utopie.de/index.php?themenID=796
(7)
http://www.radio-utopie.de/index.php?themenID=800
(8)
http://www.radio-utopie.de/index.php?themenID=801