Islamabad: Wie die New York Times berichtet (1), arbeitet die US-Regierung zur Zeit aktiv an einer Entmachtung von Präsident Pervez Musharraf in Pakistan. Dieser soll, wenn es nach Planern im Weissen Haus geht, die Macht nun mit einer alten Rivalin teilen – Benazir Bhutto. Bereits am 27.Juli soll es zu einem Treffen von Musharraf und Bhutto in Abu Dhabi gekommen sein, heisst es.Die New York Times sprach von US-Beamten, die sich „mehr demokratischem Geist“ für Pakistan vorstellen könnten, das ja seit 1999 quasi eine Militärdiktatur gewesen sei.
Nach Angaben der NYT warnte US-Aussenministerin Condoleeza Rice Pakistans Präsident Musharraf letzte Woche in einem Anruf davor, das Kriegsrecht auszurufen. Ebenso verlangte sie eine Machtbeteiligung der ex-Premierministerin Bhutto, die in ihrer Regierungszeit 1993-1996 die Taliban in Afghanistan mit massiver militärischer und finanzieller Unterstützung an die Macht brachte (2).
In fast allen Zeitungen im NATO-Einflussbereich wurde heute geschäftig erklärt, warum sich die US-Regierung solch mitfühlende Sorgen macht. Es geht um die Atomwaffen von Pakistan, die nach einem Putsch in die Hand von „Taliban“, „Islamisten“ ode der „Al Qaeda“ gelangen könnten, so die von US-Stellen in die Medien gestreuten Gerüchte (6,5).
Dabei ist es Benazir Bhutto selbst, die Musharraf drohte. „Die Zeit läuft ab für ihn“ (3), so heute die als äusserst korrupt geltende Bhutto, die nach der Machtergreifung Musharrafs 1999 zusammen mit den Brüdern Shabaz Sahrif und Nawaz Sharif in die Verbannung geschickt wurde (2).
In einem Interview verlangte sie nun eine Beteiligung an der Macht, zusammen mit dem ehemaligen Premierminister Navaz Sharif (3).
NAVAZ SHARIF (2)
Nawaz Sharif, eigentlich Mian Mohammed Nawaz Sharif, war von November 1990 bis Juli 1993 und von Februar 1997 bis Oktober 1999 Premierminister von Pakistan.
Im wird nachgesagt, ein Ziehkind des pakistanischen Geheimdienstes ISI zu sein.
Er überwarf sich schon während seiner ersten Amtszeit mit 3 aufeinanderfolgenden Armeechefs, General Mirza Aslam Beg, General Asif Nawaz und General Wahid Kakar.
Im Jahre 1998 verdächtigte der damalige Premierminister Nawaz Sharif den Armeechef General Jehangir Karamat, eine Verschwörung gegen ihn angezettelt zu haben und entliess ihn.
Als dessen Nachfolger nominierte er – Pervez Musharraf. Das sollte sich später als ein Fehler erweisen.
1998 ordnete Sharif als Premierminister mehrere Atomtests an und verhängte währenddessen das Kriegsrecht. Anschliessend begann er einen Krieg mit Indien in Kashmir (Kaschmir).
Von seiner Regierung in Pakistan unterstützte bewaffnete Einheiten dringen in die Region um Kargil ein und lösen den „Kargil-Krieg“ aus. Dieser scheitert gnadenlos, die Truppen Pakistans und die verbündeten Milizen müssen sich zurückziehen.
Nachher versucht Sharif seinem Armeechef Musharraf die Schuld zuzuschieben.
1999 befiehlt Sharif der Armee, die Wasser- und Elektrizitätsversorgung unter Kontrolle zu bringen. Seitdem sitzen Soldaten oder ex-Soldaten in diesen zivilen Schlüsselpositionen Pakistan´s.
1999 kommen Gerüchte über einen angeblichen Militärputsch in Pakistan auf. Während sich Musharraf auf einem Auslandsaufenthalt befindet (sic!), setzt ihn Sharif am 12.Oktober ab.
Musharraf setzt sich in einen zivilen Jet Richtung Pakistan. Diesem wird die Landeerlaubnis verweigert, ihm droht über dem Flughafen kreisend der Absturz wegen Treibstoffmangel. In letzter Sekunde besetzen Armeeeinheiten den Flughafen, Musharraf´s Flugzeug kann landen.
Zurück ergreift der die Macht und setzt Sharif in Haft. Dieser wird anschliessend zu lebenslanger Haft verurteilt, dann zu Exil in Saudi-Arabien. Die saudische Königsfamilie interveniert dabei zugunsten Sharifs.
Die Familie Sharif, mit Bruder Shabaz, muss ebenfalls das Land verlassen.
Shabaz Sahrif war u.a. leitender Minister der bevölkerungsreichsten Provinz Punjab und Chef der Muslimliga. Er lebt zur Zeit mit seinem Bruder Nawaz Sharif – der entgegen der Exil-Vereinbarung inzwischen Saudi Arabien verlassen hat – zusammen in London (2).
DIE US-REGIERUNG WILL DIE KONTROLLE ÜBER PAKISTANS ATOMWAFFEN
In einschlägigen Presseberichten wird zur Zeit einfach alles herum gedreht. Es seien die Islamisten, die den ISI kontrollierten und nicht umgekehrt. Benazir Bhutto, die die Taliban in Afghanistan an die Macht brachte, spielt jetzt im „Focus“ das Bollverk gegen diesen ominösen Feind.
Am 9.August titelten wir:“ Das Imperium erhöht die weltweite Spannung IV – Putschversuch in Pakistan“.
http://radio-utopie.de/index.php?themenID=801
Am 10. drohte dann US-Aussenministerin Condoleeza Rice in einem 17-minütigem Telefongespräch Musharraf, der um die Macht rang und sich „trotz enormer innerer und äusserer Bedrohungen und gegen den Rat vieler Mitstreiter“ dem Druck aus Washington widersetzte (5).
Im Mittelpunkt steht die Forderung von Bhutto (und damit auch der Bush-Regierung), dass Musharraf den Oberbefehl über die Streitkräfte abgibt (1) – und eben damit auch über die Atomstreitmacht…
Die US-Regierung drängte nun auf Zugang zu Informationen über die pakistansischen Atomwaffen, mit dem Argument, genau das täten ja „Islamisten“ und „Al Kaida“ (6).
Der Premierminister von Pakistan, Shaukat Aziz, machte vor 2 Tagen relativ deutlich, dass „keiner ausländischen Macht“ erlaubt werde, pakistanischen Boden zu betreten. Pakistan werde es nicht zulassen, dass irgendjemand die Kontrolle über die Atommacht gewinne. Er drohte dabei sogar indirekt mit derem Einsatz.
Wörtlich sagte er: „Wir würden alle unsere Ressourcen..einsetzen.“ (10)
DER ATOMSPION UND VATER DER PAKISTANISCHEN ATOMMACHT: DR. ABDUL QADEER KHAN (7)
Dr. Abdul Qadeer Khan wird in Teilen Pakistans immer noch als Volksheld angesehen. Er gilt als Produzent der Atomwaffen Pakistans.
Er wurde in den 60er Jahren u.a. in Deutschland ausgebildet.
Von 1972 bis 1975 arbeitete er in den Niederlanden im Stab des „Physical Dynamics Research Laboratory“ (FDO) in Amsterdam. Diese war eine Zulieferfirma der Atomanlage URENCO in Almelo, die gemeinsam von West-Deutschland, Grossbritannien und den Niederlanden errichtet worden war, um eine Versorgung von eigenen Atomkraftwerken mit angereichertem Uran sicherzustellen.
Als im Mai 1974 der Erzrivale Pakistans, Indien, seinen ersten Atomtest durchführte, hatte Khan Zugang zu geheimen Arealen des Atomgeländes der URENCO Anlage. Eine niederländische Untersuchung kam später zum Schluss, dass Khan Informationen an ein Netzwerk pakistanischer Agenten weitergegeben hatte. Es wurde allerdings nicht deutlich, ob Khan explezit als Spion in die Niederlanden geschickt worden war, oder ob die Regierung der Niederlanden selbst an Khan für eine Anwerbung als Spion herangetreten war.
Im Dezember 1975 verschwand Abdul Qadeer Khan aus den Niederlanden und tauchte dann 1976 wieder in Pakistan auf.
Der ehemalige niederländische Minsterpräsident, Ruud Lubbers, sagte später, die Regierung habe gewusst, dass Khan Atomgeheimnisse gestohlen habe.
Sie habe ihn trotzdem laufen lassen – und zwar auf Druck der CIA (8).
Bereits im Juli 1976 eröffnete Khan die erste pakistanische Wiederaufbereitungsanlage, die „Engineering Research Laboratories“ (ERL) in Kahuta. Sie wurde unter Khans Leitung das Zentrum der Entwicklung pakistanischer Atomwaffen. Sie wurde seitdem von Firmen aus mehreren europäischen Ländern mit Materialien versorgt. Aus Deutschland kamen Anlagen zur Produktion von Tritium, aus den Niederlanden Tausende von Zentrifugen.
Im Jahre 1987 kamen erste Gerüchte auf, Khan habe Pakistan als Atommacht bezeichnet. (7).
Schon in der 80ern waren ebenfalls Berichte laut geworden, nachdem Khan einen regelrechten Handel mit Atomtechnologie eröffnet hatte. Als Geschäftspartner wurden u.a. China und Nordkorea genannt.
Der pakistanische Präsident Pervez Musharraf, 1999 durch einen Militärputsch an die Macht gekommen, entmachtete de facto im Oktober 2001 Khan, in dem er drei enge Freunde des damaligen Volkshelden verhaften liess.
Im 4.Februar 2004 erschien Dr.Abdul Qadeer Khan dann im pakistanischen Fernsehen und gab umfangreiche, internationale Atomgeschäfte zu. Er wurde nicht verhaftet, aber unter Hausarrest gestellt.
Der ganze Umfang von Khans Geschäften wurde nie ganz öffentlich.
Allerdings gab Lybien 2003 überraschend bekannt, dass es an Atomwaffen gebastelt hatte und dieses Programm nun einstelle. Ghaddafi wechselte die Seiten und versorgte westliche Geheimdienste nun mit umfangreichen Informationen.
In dieser Zeit wurde u.a. das unter deutscher Flagge fahrende und mit Gaszentrifugen für eine Urananreicherungsanlage beladene Containerschiff „BBC China“ auf dem Weg nach Libyen gestoppt (9).
IAEO-Kontrolleuren wurden aus Pakistan erworbene Dokumente zugespielt, darunter Pläne für den Bau eines Nuklearsprengkopfes.
In Malaysia wurde der sri-lankische Geschäftsmann Buhary Seyed Abu Tahir, eine Schlüsselfigur im Khanschen Netzwerk, festgenommen. Tahir packte offenbar aus und stieß daraufhin Ermittler in Deutschland, der Schweiz und Südafrika auf ein regelrechtes „Atomdreieck“.
Der Deutsch-Südafrikaner Gerhard W., nach eigener Bekundung nur ein „flüchtiger“ Bekannter von Tahir, liess offenbar in Südafrika Teile einer für Libyen bestimmten Urananreicherungsanlage fertigen (9).
Der südafrikanische Geschäftsmann Asher Karni verkaufte atomare Vorrichtungen an Geschäftspartner von Dr.Abdul Qadeer Khan (7).
Im Juni dieses Jahres stellte sich nun heraus – Khan ist seit mehreren Monaten frei (7).
weiterere Artikel:
09.08.07
Das Imperium erhöht die weltweite Spannung IV – Putschversuch in Pakistan
http://radio-utopie.de/index.php?themenID=801
23.07.07
USA,Bush-Regierung: Krieg in Pakistan geplant
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=744&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7
Quellen:
(1)
http://www.nytimes.com/2007/08/16/washington/16policy.html?_r=1&hp&oref=slogin
(2)
http://www.radio-utopie.de/index.php?themenID=801
(3)
http://www.hindu.com/thehindu/holnus/001200708161220.htm
(4)
http://www.focus.de/politik/ausland/focus_aid_68190.html
(5)
http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=17106&CategoryID=91
(6)
http://www.nzz.ch/nachrichten/International/sorge_pakistan_nuklearwaffen_1.540944.html
(7)
http://en.wikipedia.org/wiki/A.Q._Khan
(8)
http://www.expatica.com/actual/article.asp?subchannel_id=1&story_id=22629
(9)
http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/Atomwaffen/blume.html
(10)
http://www.geo.tv/geonews/details.asp?id=10062¶m=1