Iran, USA: Nuklearkonflikt auf Schleichfahrt

Während die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) dem Iran eine gute Zusammenarbeit bescheinigt, wird das Säbelrassen der USA – und neuerdings auch Frankreichs – immer lauter. Die Einsicht, daß sich Frieden, Sicherheit, Demokratie und Menschenrechte nicht herbeibomben lassen, rückt weiter in unbestimmte Ferne. Auch die Medien schlagen die Trommeln für die Kriegstreiber des Westens.Mohamad El-Baradei, Vorsitzender der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) hat seinen Bericht zum iranischen Nuklearprogramm veröffentlicht [1]. Als bedeutenden Schritt würdigte Baradei die Bereitschaft der Regierung in Teheran, die Fragen der IAEA zu beantworten. Gleichzeitig mahnte er weitere Schritte an, um die friedlichen Absichten des Nuklearprogramms zu beweisen. Zeitgleich gab die IAEA bekannt, der Iran hätte das Tempo der Urananreicherung gedrosselt und würde seine vorhandenen Kapazitäten nicht ausschöpfen.

Bush, Rädelsführer einer Koalition der Willigen, hatte kürzlich vor einem nuklearen Holocaust durch den Iran [2] gewarnt. Dass die offiziellen Lobbyverbände der israelischen Führung – im Gegensatz zu sonst – nicht umgehend Kritik an diesem unwürdigen Vergleich übten, darf als Zeichen der Zustimmung gewertet werden. Natürlich geht es bei der US-Außenpolitik in der Region immer auch um die Sicherheitsbedürfnisse Israels. Dessen Forderungen nach einem Waffengang gegen den Iran, werden derweil immer lauter. Vergessen die Eliten Israels und der USA schlicht, dass ein Präventivkrieg gegen den Iran das Pulverfass Nahost zur Explosion bringen würde?

In Moskau ist der Bericht positiv aufgenommen worden. Ein Vertreter des russischen Außenministeriums sagte, es sei „ein weiterer Ausbau der Zusammenarbeit zwischen dem Iran und der Agentur sowie die Erfüllung der Resolutionen von IAEA und UN-Sicherheitsrat notwendig, damit schließlich das Vertrauen in den friedlichen Charakter des iranischen Atomprogramms wiederhergestellt wird“, berichtet die staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti [3].

Nicolas Sarkozy will nun umsetzen, was ihm Condi Rice bereits Ende Juni diesen Jahres auftrug [4]: härtere Sanktionen gegen den Iran, außerhalb der UN. Er steht damit in der Tradition des allmächtigen Baumeisters neuer Weltordnungen, George W. Bush. Dieser hatte die UNO durch eigenwillige Aktionen des öfteren zum Schein abgewertet. In der Folge ging die Hyperorganisation jeweils gestärkt hervor, jubelten die westlichen Medien. In Wahrheit war stets der Einfluss Washingtons im Sicherheitsrat der UN verstärkt worden. Sarkozy setzt ohnehin an allen von Bush aufgemachten Fronten nach. Irak, Iran, UNO – die neue faschistische Weltordnung kommt; auch mit Sarkozys Hilfe [5]. Es gab Zeiten, da hat die bloße Ankündigung eines französischen Nukleartests (sowie entsprechender Mediendruck) genügt, um in Europa mehrere Hunderttausend auf die Straße zu bringen. Das Kriegsgeschrei des derzeitigen Präsidenten Frankreichs aber lässt die Medien kalt – und somit die Menschen.

In der Ankündigung einer Sendereihe zum Iran bekennt das ZDF [6] freimütig, der Westen kenne „den Iran weiterhin wenig. Seit der Revolution ist die Berichterstattung über das Land weitgehend negativ. Ayatollah Khomeini, Revolutionsgarden, die Fatwa gegen Salman Rushdie, die Besetzung der Iranischen Botschaft in London 1980, der Irak-Iranische Krieg, ein von Russland unterstütztes Atomprogramm mit unklarem Verwendungsziel, das Verbrennen von USA-Fahnen mit Davidstern von aufgebrachten Demonstranten in den Straßen und ein staatlicher Auftragsmord von Oppositionsführern in Berlin 1992 – das sind die Ereignisse, welche die westliche Wahrnehmung geprägt haben.“ Der Medienkrieg gegen den Iran wird derzeit wieder hart geführt. Die Alphajournalisten haben sich längst auf den Iran eingeschossen.

Dabei zeigt das Beispiel Irak, dass die Instrumentalisierung von angeblichen Massenvernichtungswaffen und tatsächlichen Menschenrechtsverletzungen als Kriegsgrund nicht ausreichen. Die Verluste durch einen Krieg und das Chaos der darauf folgenden neuen Ordnung sind zu groß, um Rückhalt in der Bevölkerung zu haben. Die Bedürfnisse der iranischen Bevölkerung werden kaum von außen zu erfüllen sein, schon gar nicht von Regierungen, die in ihren eigenen Ländern Demokratie und Grundrechte demontieren – und vorgeben, dies zum Wohle der Menschen im Lande zu tun. Wenn diese Menschen das nicht wollen, liegt das nicht daran, dass es ihnen lediglich unzureichend „vermittelt“ wurde, sondern weil das von Herzen kommt.

Quelle:
http://www.danielreitzig.de/?p=117%20Viele%20Gr%FC%DFe,%20Daniel

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