Was spricht für, was gegen einen Angriff auf den Iran?

Wie wahrscheinlich ist ein Angriff auf den Iran, ehe Bushs Präsidentschaft endet? Gibt es Indizien, dass er bald bevorsteht? Welche Rolle spielt dabei die Situation im Irak? Gibt es auch sowas wie eine PR-Kampagne, die einen Angriff legitimieren soll? Wäre am Ende beinahe schon eine Bombardierung erfolgt ähnlich jener, mit der Israel im Jahr 1981 die irakische Atomanlage Osirak zerstörte?Sehen wir uns einmal ein paar wichtige Einschätzungen und Infos an: Uri Avnery, langjähriger Friedensaktivist in Israel, hält eine Inszenierung für nicht gerade unwahrscheinlich. Israel solle, so der Plan von US-Vizepräsident Cheney, mit der Bombardierung einer iranischen Nuklearanlage beginnen, was begreiflicherweise dann iranische Reaktionen provoziert, die wiederum den USA als Vorwand für den eigentlichen Angriff dienen. Avnery erinnert an 1956, als israelische Fallschirmspringer beim Suezkanal absprangen und so Ägypten herausfordern sollten, damit Frankreich und Grossbritannien Grund bekamen, die Kanalzone zu besetzen – doch der Plan ging in die Hosen.

Avnery warnt seine Landsleute, in deren Medien ja auch gerne zu Kriegsrhetorik gegenüber dem Iran gegriffen wird, sich auf solche „Spiele“ einzulassen, denn bezahlen werden auch Israelis, mit ihrem Leben, damit die USA ihren Krieg haben. Amerika müsste bei einem Angriff auf Israel eingreifen, da es ein entsprechendes gegenseitiges Abkommen gibt. Bush habe, so Avnery, nur mehr ein Jahr „um etwas Eindruckvolles zu tun und seinen Namen in den Geschichtsbüchern zu bewahren“, und dies nicht als schlechtester Präsident der USA mit Irak-Schlamassel. Rein rational spricht sehr viel dagegen, da die US-Armee im Irak und in Afghanistan gebunden es, es sich beim Iran aber um ein viermal größeres Land als den Irak handelt, mit einer dreimal größeren Bevölkerung.

Andererseits sehen Kriegstreiber eine Invasion gar nicht nötig, da es ja genüge, den Iran aus der Luft anzugreifen, die 2000 Punkte auf der Zielliste zu treffen, zu denen keineswegs nur Nuklearanlagen gehören. Dafür spricht, dass diese Art Kriegführung relativ einfach und in eher kurzer Zeit zu bewerkstelligen ist, verglichen mit der Mobilisierung großer Truppen. Freilich töten auch angeblich so intelligente Bomben Menschen, was den Iran erst recht einen wird. Und auch bei „Luftschlägen“ einer überlegenen Macht kann der Iran reagieren, beispielsweise mit der „Schließung der Straße von Hormus, des Zugangs zum Golf. Das würde einen großen Teil der weltweiten Ölzufuhr drosseln und eine nie da gewesene weltweite wirtschaftliche Krise verursachen. Um diese Straße zu öffnen, (falls dies überhaupt möglich ist) wird die US-Armee große Gebiete iranischen Landes erobern und besetzen müssen.“

Außerdem, gibt Avnery zu bedenken, wird als Reaktion das in Reichweite iranischer Raketen liegende Israel angegriffen. Vermutlich werden bei einem längeren Krieg Schuldige gesucht, wenn er in eine Katastrophe mündet: „Es ist kein Geheimnis, dass die Pro-Israel-Lobby und ihre Verbündeten – die (meist jüdischen) Neo-Konservativen und die christlichen Zionisten Amerika in diesen Krieg stoßen. Für die israelische Politik werden die erhofften Gewinne dieses Krieges sich in riesige Verluste wandeln – nicht nur für Israel, sondern auch für die amerikanisch-jüdische Gemeinde.“

Ahmadinejad hätte, gäbe es ihn nicht, geradezu erfunden werden müssen, da er so gut als Feindbild taugt. „Er besitzt beinahe all das, was man sich für einen Feind wünscht: er hat ein großes Mundwerk. Er ist ein Prahlhans. Er verursacht gern Skandale. Er ist ein Holocaustleugner. Er prophezeit, dass Israel `von der Landkarte verschwinden wird` (Auch wenn er nicht gesagt hat, er wolle Israel von der Landkarte wischen – wie fälschlicherweise berichtet wurde).“ Freilich wird dabei übersehen, dass dieser Mann nicht „der Iran“ ist und dass die schiitische religiöse Führung die Entscheidungen trifft und das Militär befehligt. Ein Atomprogramm, das zur Bombe führen soll, hätte aber wohl auch der Iran so klammheimlich und verschwiegen verfolgt wie es Israel tat. Übrigens wurde der Iran beim Krieg mit dem Irak auch von Israel mit Waffen versorgt.

Von Anti-Atom zu Anti-Terror

Veränderte Angriffspläne auf den Iran gehen aus Recherchen von Seymour Hersh hervor: „Nach einem Bericht von Seymour Hersh plane die US-Regierung nun keine Angriffe mehr auf die iranischen Atomanlagen, sondern „chirurgische Schläge“ auf die Revolutionäre Garde, die als Selbstverteidigung dargestellt werden sollen.“ – Dies wiederum erinnert sehr an die Strategie vor dem Angriff auf den Iran. Wir sind also bei einer „Antiterror-Operation“ wie gehabt gelandet. „Diese Operation sei gegen die Übungslager und Stützpunkte der Islamischen Revolutionsgarden gerichtet, behauptet der bekannte US-Journalist Seymour Hersh in einem Beitrag für „The New Yorker“ vom Montag. Am gestrigen Sonntag (30.9.) verkündete Hersh die Angriffspläne auch in CNN. „Es wird viele Flügelraketen und viele `chirurgische‘ Schläge geben, man wird aber auch Bodenoperationen ausführen müssen, um die iranische Luftabwehr zu bekämpfen“, sagte Hersh.

Wie der Journalist in seinem Fernsehinterview mitteilte, hat das Weiße Haus unter dem Druck von Vizepräsident Richard Cheney den Generalstab angewiesen, die jetzigen „Reservepläne“ für eine Militäroperation gegen Iran neu zu konzipieren und sie in eine „Antiterroroperation“ umzuwandeln. Bush und seine leitenden Berater mussten feststellen, dass es dem Weißen Haus nicht gelingen werde, die US-Öffentlichkeit und die Verbündeten von der Notwendigkeit eines Schlags gegen die iranischen Nuklearanlagen zu überzeugen, behauptete Hersh unter Berufung auf seine Quellen innerhalb und außerhalb der Bush-Administration.

„Wir werden den in der Nähe der Grenze gelegenen Objekten sowie einigen innerhalb des Landes gelegenen Objekte einen Schlag versetzen, wo laut unseren Angaben Terroristen ausgebildet werden“, sagte Hersh. Außerdem werden „Objekte angegriffen, die nach unseren Informationen Sprengstoff in den Irak liefern.“ „Die Briten haben Interesse an dieser Idee gezeigt. Bekundet wurde auch Interesse von Seiten Australiens und anderer Länder. Die Israelis waren natürlich völlig aus dem Häuschen vor Freude“, so der Autor.

Hersh, der immer akribisch recherchiert, ist teilweise von Zbigniew Brzezinski, dem ehemaligen Sicherheitsberater des US-Präsidenten, bestätigt worden, der ebenfalls von einer Diskussion über geänderte Angriffspläne hörte. Sein ausführlicher Artikel behandelt auch die engen Verflechtungen zwischen Iran und Irak, die uns meist gar nicht so bewusst sind. Viele Iraker waren Jahre im Exil im Iran, darunter Mitglieder der heutigen Regierung. Jedes Jahr pilgert eine Million Iraner zu heiligen Stätten im Irak, sodass es beileibe nicht auf „Waffenlieferungen“ zu reduzieren ist, wenn es um die Beziehungen zwischen den Staaten geht. Natürlich unterstützen Schiiten einander, was diese im Irak bei den US-Truppen nicht gerade beliebt macht. Eine Rolle spielt bei den Angriffsplänen auch die Erkenntnis, dass der Irakkrieg dem Iran weit eher nützt als den USA (dumm gelaufen, aber wohl kaum Schuld des Iran, könte man salopp sagen).

Hat der Atombomber-Zwischenfall etwas mit Angriffsplänen zu tun?

„Lost“ B-52 nuke cruise missiles were on way to Middle East for attack on Iran; Air Force refused to fly weapons to Middle East theater, so die Überschrift eines Artikels von Wayne Madsen, ehemals Mitarbeiter der NSA. Aufgehalten wurde der Bomber mit sechs Cruise Missiles von jeweils 150 KT Sprengkraft nur, weil Elemente in der Armee den Gehorsam verweigerten, das Flugzeug aufhielten und den Vorfall an die Medien durchsickern ließen. Es bestehe ein Zusammenhang mit dem israelischen Angriff auf Syrien, Operation „Orchard“, auf den freilich nicht wie erwartet reagiert wurde. Eigentlich war der neokonservative Propaganda-Plan, die „Achse des Bösen“ (Syrien, Iran und Nordkorea) in den Fokus zu rücken. Israel sollte Syrien weiter attackieren, während die USA ihre Militärangriffe auf den Iran gestartet hätten. Aus Militärquellen beiderseits des Atlantik berichtet Wayne Madsen, dass es eine Verbindung zwischen der „Operation Orchard“ und dem Vorfall von Minot / Barksdale geben muss. Darüber hinaus besteht eine weitere wichtige Verbindung zwischen den beiden Vorfällen und einem streng geheimen Projekt.

Es handelt sich um das im Juli 2007 ins Leben gerufene Projekt „Checkmate“. Dessen Aufgabe – unter Leitung einer Abteilung der US Air Force – ist es, einen exakter Angriffsplan gegen den Iran zu erarbeiten. Das Projekt wurde genau zu dem Zeitpunkt gegründet, als Cheney erstmals gegenüber Vertrauten von der Zusammenarbeit in einem israelisch-amerikanischen Angriffsszenario sprach.
Die Existenz des Projekts „Checkmate“ war durch einen Artikel des Militäranalysten Eric Margolis in der „Londoner Times“ an die Öffentlichkeit „gesickert“. Danach ist „Checkmate“ ein Programm, in das über zwei Dutzend hochrangige Air-Force-Offiziere involviert sind. Angeführt wird es von Brigadegeneral Lawrence Stutzriem und seinem Chef-Zivilberater Dr. Lani Kass, einem früheren israelischen Militärgeheimdienst-Offizier. Erstaunlicherweise ist genau dieser Kass nun an der Planung für die Zusammenarbeit beteiligt. Es geht bei „Checkmate“ um einen massiven amerikanisch-israelische Militärangriff auf den Iran, bei dem drei- bis viertausend Ziele im Land zerstört werden sollen.“

Michel Chossudovsky veröffentlicht Madsens Artikel zwar auch auf Global Research, widerspricht ihm jedoch teilweise in US, NATO and Israel deploy Nukes directed against Iran : „Without downplaying the significance of the Barksdale incident, if Washington were to decide to use nuclear weapons against Iran, they could be launched at short notice from a number of military bases in Western Europe and the Middle East, from Diego Garcia in the Indian Ocean, from a submarine or from a US Aircraft carrier. Turkey has some 90 B61 nuclear weapons which are fully deployed. (See details below). It should be noted that, with regard to the Barksdale incident, the 150 kt. W-80-1 nuclear warheads mounted on the B-52s are not the type of nuclear weapon contemplated by the US military for use in the Middle East conventional war theater. To grasp the seriousness of the „Barksdale incident“, it is important to understand the broader context of nuclear weapons deployment respectively by the US, NATO and Israel.

We are not dealing with a single aborted operation of deployment of nuclear weapons to the Middle East. There are indications that a large number of US made nuclear weapons are currently deployed in Western Europe and the Middle East including Israel.“ Er weist auch auf die gerne heruntergespielte Tatsache hin, dass europäische Nicht-Nuklearmächte in „nuklearer Teilhabe“ über Atomwaffen verfügen, was den Atomwaffensperrvertrag verletzt: „Several Western European countries, officially considered as „non-nuclear states“, possess tactical nuclear weapons, supplied to them by Washington.The US has supplied some 480 B61 thermonuclear bombs to five non-nuclear NATO countries including Belgium, Germany, Italy, the Netherlands and Turkey, and one nuclear country, the United Kingdom. These weapons are ready for delivery to „known military targets“.

Die Dämonisierung von Ahmadinejad

Neben einer anders getätigten Aussage über Israel, das angeblich von der Landkarte gelöscht werden müsse, und der Frage nach den „wissenschaftlichen Beweisen“ für den Holocaust sind auch Ahmadinejads Statements zur Homosexualität befremdlich- Allerdings wird auch hier falsch übersetzt: „Ahmadinejad begann seine Ausführungen mit den Worten: „Wir hatten im Iran keine Homosexuellen, wie ihr in eurem Land.“ Er wollte sicherlich nach dieser Einleitung das erläutern, was jeder gebildete Muslim diesbezüglich weiß, doch dazu kam es nicht. Die Übersetzung veränderte zunächst nur ein einziges Wort: „Wir haben im Iran keine Homosexuellen“ … legte einen kurze Pause ein, und ergänzte „wie ihr in eurem Land.“ Das Ergebnis war, dass das gesamte Podium in ein unüberhörbares Gelächter ausbrach und den Zusatz schon gar nicht mehr hörte. Hört man sich die Worte des iranischen Präsidenten unvoreingenommen an, so sind seine Intentionen und der einleitende Charakter der Aussage nicht zu überhören. Das einsetzende Gelächter aber zerstörte die Atmosphäre für eine sachliche Erörterung. Keine einzige der späteren Berichterstattungen in der Westlichen Welt ging auf diesen Übersetzungsfehler ein. Stattdessen füllte der erste Teilsatz die Schlagzeilen und versuchte den iranischen Präsidenten als Lügner darzustellen.

Was aber wollte Ahmadinejad wohl eigentlich sagen? Es wird letztendlich das sein, was Konsens unter Muslimen ist. Im Iran gab es jene Situation, wie sie derzeit in der Westlichen Welt existiert, diesbezüglich wirklich nicht. Genau so wenig, wie es in den Fünfziger Jahren in Deutschland Filme über Homosexuelle gab, gibt es sie auch im heutigen Iran nicht. Es gibt keinen Christopher-Street-Day, keine Sexualisierung der Gesellschaft in allen Bereichen, keine Plakate mit nackten Frauen und Männern an Bushaltestellen, keine öffentlich zugänglichen Swinger-Clubs, keine offene Reeperbahn, keine Pornozeitschriften im Supermarkt, keine täglichen Krimis und Familiensoaps im Fernsehen, in dem immer mindestens ein Homosexueller mitspielen muss und Ehebruch zur Normalität gehört, keine Priesterweihen für homosexuelle Eheschließungen, nicht einmal eine Diskussion darüber, und keine Politiker, die sich damit rühmen, homosexuell zu sein. Die Situation im Iran ist anders und daher nicht vergleichbar mit der Einstellung der Fragenden! Genau das wollte Ahmadinejad als Einleitung sagen. Zu mehr kam es aufgrund der falschen Übersetzung und der Reaktion im Publikum nicht.

Tatsächlich ist Homosexualität im Iran heute eine Straftatbestand, verankert im iranischen Strafgesetzbuch. Es sei allerdings daran erinnert, dass es unter dem gleichen heute noch gültigen Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland durchaus auch möglich war, dass Homosexualität einstmals auch in Deutschland eine Straftatbestand war. Was aber sagt der Islam zu Homosexualität? Warum betrachtet der Islam Homosexualität als Perversion? Das islamische Konzept von Familie, der Grundlage einer jeden gesunden Gesellschaft, hängt sehr eng mit der Schöpfung, Sexualität und paradiesischen Gefühlen zusammen. Die Ehe ist ein Hort dafür, das Paradies auf Erden für die körperlich reifenden Babys bereit zu stellen.

Innerhalb dieses Mini-Paradieses spielt die eheliche Sexualität keine unbedeutende Rolle. Die Sexualität von Ehemann und Ehefrau gilt als Gebet, als demütiger Gottesdienst, als eine gegenseitige Befriedigung der körperlichen Bedürfnisse und als Quelle für paradiesische Freuden höchster Lust, die aber auf Erden nur begrenzt „ausgehalten“ werden kann. Begriffe wie „Befriedigung“ und „Lust“ stehen genau so im Heiligen Qur´an, wie der Hinweis darauf, dass Mann und Frau füreinander ein Gewand sind, dass sie anziehen können und dass sie bedeckt, wärmt, schützt usw. Und Begriffe wie „Orgasmus“ von Mann und Frau stehen in jedem religiösen Regelwerk der großen islamischen Gelehrten (vergleichbar dem Katechismus bei Katholiken).“

Der Autor im zitierten Forum meint dann auch noch, dass bei vielen „Verbrechen“ im Iran eine Beweisführung verlangt werde, die kaum zu erbringen ist, sodass die Strafandrohungen einer symbolisch seien und zeigen sollten, wie man moralisch richtig lebt. Dann dürften aber nicht vergewaltigte Frauen hingerichtet werden, die ja wohl auch in einem islamischen Verständnis Opfer und nicht Täterinnen sein sollten. Interessant ist übrigens, dass Transsexualität im Iran nicht nur akzeptiert ist, es werden auch Geschlechtsumwandlungen bezahlt. Was Ahmadinejad in der Diskussion mit amerikanischen StudentInnen sagte, ist übrigens hier transkribiert. Nicht so ganz ins Bild passt auch, dass sich Ahmadinejad mit New Yorker Rabbis traf und dass die Fernsehserie Zero Degree Turn ein Strassenfeger im Iran ist (sie befasst sich mit dem Holocaust, beeinflusst von der Geschichte eines Diplomaten an der Botschaft in Paris, der zahlreiche Menschen mit falschen Papieren rettete und in den Iran schleuste).

Inzwischen wird die Gleichsetzung Ahmadinejad = Hitler ( = Saddam = Taliban = Milosevic) auch schon durch Historiker im Gewande von Nuklearexperten betrieben, wie ein Kommentar von Wolfgang Neugebauer im Standard zeigt: Aus dem Holocaust nichts gelernt? – Warnung vor dem iranischen Atomprogramm, zugleich eine Grußbotschaft zur Kundgebung „Keine Geschäfte mit den iranischen Mullahs“ am Sonntag, 30. September, 18 Uhr Stephansplatz: „Weder die erbärmliche Holocaust-Leugner-Konferenz in Teheran noch die unvermindert fortgesetzte nukleare Aufrüstung des Iran haben zu angemessenen Reaktionen Österreichs und der Europäischen Union geführt, und der so genannte Dialog mit dem iranischen Regime ist nichts anderes als der Schutzmantel, hinter dem der Atombombenbau betrieben wird. Iranische Atombomben sind zwar primär eine Existenzgefährdung Israels, es wäre aber naiv, die darüber hinaus gehenden Bedrohungen nicht zu sehen: Im Visier der islamistischen Fundamentalisten steht die gesamte westliche Kultur und Zivilisation, stehen Demokratie und Menschenrechte, stehen alle, die keinen islamischen Gottesstaat wollen.

Es ist eine unfassbare Umkehrung der Wirklichkeit, wenn diese reale Bedrohung von österreichischen Medien nicht wahrgenommen wird und stattdessen im „profil“ gefragt wird: „Wie mächtig ist Israel?“ Mit dieser Aufbauschung werden antisemitische Klischees vom allmächtigen Judentum und von der jüdischen Weltverschwörung bedient und gleichzeitig von den wirklichen Gefahren in der Welt abgelenkt. Stellen wir doch die Gegenfrage: Wann wird über die pro-arabische und pro-islamische Lobby in Europa eine Titelstory verfasst? Wann wird die (indirekte) Finanzierung von palästinensischen Terroraktivitäten durch missbrauchte EU-Gelder thematisiert? Als Historiker weiß ich, dass das Zurückweichen vor totalitären Diktaturen katastrophale Folgen haben kann. Die Appeasement-Politik des Westens 1938 hat zu den Erfolgen Hitlerdeutschlands maßgeblich beigetragen. Shoah und andere Genozide in Europa wären nicht möglich gewesen, wenn Hitlerdeutschland schon 1938 in die Schranken gewiesen worden wäre. Daraus heißt es die Lehren zu ziehen. Das iranische Atomprogramm muss mit allen Mitteln gestoppt werden. Wenn Dialog, Verhandlungen und Sanktionen keine Ergebnisse bringen, wird man letztlich auch den Einsatz militärischer Mittel als gerechtfertigt ansehen müssen.“

Und so weiter….wir haben also, zusammengenommen, deutliche Hinweise auf laufend modifizierte Angriffspläne, einen möglicherweise verhinderten ersten Angriff mit Cruise Missiles auf Atomanlagen (wobei eine von sechs Atomwaffen vermisst wird – was damit wohl geschehen soll?). Rational spricht angesichts vom Scheitern der USA im Irak und Afghanistan einiges gegen einen Angriff – gerade da kann aber der Druck sehr gross werden, mit einem neuen militärischen Abenteuer davon abzulenken. Die neuen Stufen der Dämonisierung Ahmadinejads können zur propagandisischen Vorbereitung gehören – damit wiederum davon abgelenkt wird, dass den IranerInnen das Schicksal der IrakerInnen bevorsteht (eine Million Tote, viele Vertriebene, viele Hungernde, viele willkürlich eingesperrt, gefoltert, missbraucht; missgebildete Kinder durch DU-Munition usw. usf), für das man ruhig auch mal das Wort Genozid verwenden kann, wenn schon mit großen Worten operiert wird.

Alexandra Bader

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