Die RAF,die Geheimdienste und die Mächtigen – wer ermordete Siegfried Buback?

Karlsruhe: Der Sohn des am 7. April 1977 ermordeten Generalstaatsanwaltes Siegfried Buback, Michael Buback, hat einen für leichtgläubige Mitbürger ungeheuerlichen Verdacht geäussert. „Es muss geklärt werden, ob es eine Deckung von Tatverdächtigen unter Beteiligung von ‚Diensten‘ gegeben hat“, so Buback am heutigen Sonntag in Karlsruhe (1). Er habe eine entsprechende „Vermutung“. Es habe sich, so der Sohn des Attentatsopfers, „der Eindruck verdichtet, dass es ein bedeutendes Geheimnis gibt, und wir hoffen, dass es keinen Verrat an meinem Vater gab“, so Buback laut Pressemeldungen.Es geht noch weiter. Michael Buback äusserte auch die These, dass Geheimdienste von der Tat im Vorfeld wussten, also die RAF entweder unterwandert hatten oder eigene Operationen unter diesem „Label“ durchführten.
„So könnte die Deckung eines Täters deshalb so rasch Wirkung entfaltet haben, da sie vorbereitet werden konnte, weil man von der Tat bereits vor deren Ausführung wusste“, sagte Buback. Dies sei zwar „ein schrecklicher Gedanke“. Diese Variante könne er aber „nicht mit Sicherheit ausschließen“. Er habe Hinweise dafür, dass sein Vater „NEBEN DER RAF NOCH ANDERE GEGNER“ hatte.

Buback drohte zugleich mit einer Strafanzeige gegen die Bundesanwaltschaft unter Generalbundesanwältin Monika Harms. Buback verdächtigt sie, die seiner Ansicht „dringend tatverdächtige“ Verena Becker decke. Becker war Mitglied der „Roten Armee Fraktion“ (RAF). Buback verlangte jetzt ultimativ von der Bundesstaatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen Becker einzuleiten. Ihm sei „klar geworden“ dass Becker eine dringend Tatverdächtige sei und „gleichzeitig eine Informantin des Geheimdienstes“, sagte Buback.

Zu welchem Zeitpunkt sie dies war, geht aus den Meldungen derzeit noch nicht hervor. Vor einigen Tagen hatte Michael Buback jedoch erwähnt, dass die Tatwaffe bei einer „BND-Beamtin“ gefunden worden sei.

BND-BEAMTIN VERENA BECKER?

Folgende Meldung war in den letzten Tagen zu lesen (2):
Am 02.10.07 fand laut diesem Bericht ein von der Stuttgarter Zeitung veranstaltetes Symposium in Stuttgart statt. Eingeladen war unter anderen auch Chemieprofessor Michael Buback. Leider fanden folgende Äußerungen von Buback wenig Beachtung in den Medien.
Dieser erzählte eindrucksvoll, dass er durch den vor einiger Zeit erfolgten verwirrenden Anruf vom ex-RAF-Mitglied Peter-Jürgen Boock und die Erklärung, dass Christian Klar bei dem Attentat auf seinen Vater nicht geschossen habe, selbst eigene Nachforschung betrieben habe. Erschrecken fand er die Erkenntnis, dass zwei unabhängige, glaubwürdig Augenzeugen des Mordes aussagten, dass eine zierliche Frau auf dem Sozius geschossen habe. Und wenig später wurde eine zierliche Frau mit der Mordwaffe in Singen verhaftet und diese Spur sei überhaupt nicht verfolgt worden. Dann steht dort in der Meldung wörtlich:
„Später stellte sich heraus, dass es sich um eine BND-Mitarbeiterin handelte.“

Des Weiteren erklärte Buback er habe zu Boock im Telefongespräch gesagt:
„Mein Vater wurde wegen seines Berufes ermordet“. Boock erklärte ihm aber, dass das nicht wahr sein. Boock aber behaupte, sein Vater habe eine Ermordung der inhaftierten RAF-Terroristen geplant. Davon hätte die RAF erfahren und ihn deshalb ermordet.

Der Verdacht liegt nahe, dass Peter-Jürgen Boock den Verdacht weg von Verena Becker und dem tatsächlichen Geschehen lenken wollte.

WER WAREN DIE ANDEREN FEINDE DES SIEGFRIED BUBACK?

Nun, im Jahr 1977 starben eine ganze Reihe von Leuten (3). Auch sonst passiert viel. Der Reihe nach..

Fritz Ries, geboren am 4. Februar 1907 in Saarbrücken, lernt an der Universität Heidelberg einen gewissen Hanns Martin Schleyer in der Studentenverbindung Corps Suevia Heidelberg kennen.
Er wird der Fuchsmajor des späteren Präsidenten von BDI und deutschem Arbeitgeberverband.
Im Korporationswesen ist die Rolle des „Fuchses“ zum „Fuchsmajor“ eine gerade für junge Menschen sehr prägende und streng hierarchische Prägung, die durchaus mit Unterwerfung einhergeht.

Seit 1933 ist Ries Mitglied der NSDAP, ab 1936 „Vertrauensmann für besondere Angelegenheiten“ der Geheimen Staatspolizei.

Seit 1934 persönlich haftender Gesellschafter der Flügel & Polter KG in Leipzig bereichert sich der Faschist durch „Arisierungen“ und „Übernahmen“.
Sein 120-Mann-Betrieb wird zu einem Konzern mit über 10.000 Beschäftigten.
Alleine bei den von ihm „übernommenen“ Betrieben der Oberschlesischen Gummiwerke in Trzebinia (Westgalizien) beschäftigt er, laut einer „Gefolgschaftsübersicht“ vom 30. Juni 1942, insgesamt 2653 jüdische Zwangsarbeiter, davon 2160 Frauen und Mädchen. Mit deren Ausbeutung steigt der Umsatz in Trzebinaia um das Zwölffache.

Im polnischen Lodz übernimmt Ries einen „arisierten“ Großbetrieb mit 15 Walzwerken.
Auf der Flucht vor der Roten Armee setzt er sich, mit einem Großteil seines liquiden Kapitals, nach Westdeutschland ab.
Nach der Kapitulation Deutschlands 1945 meldet er Ansprüche als Vertriebener an.
Unter der Regierung von Adenauer beantragt er Entschädigung für seine, von der Roten Armee besetzten, Produktionsstätten – und bekommt sie…

Mit dem Geld baut er anschließend die PEGULAN-Werke in der Pfalz, sowie die Badischen Plastic-Werke (heute: Peguform) in Baden, auf.

Ries fördert in den Nachkriegsjahrzehnten systematisch rechte Politiker – Kurt Biedenkopf, Helmut Kohl und Franz-Josef Strauß, dessen Frau Marianne an den PEGULAN-Werken beteiligt ist.
Schleyer zieht dort in den Aufsichtsrat.
Ries erwirbt sich gemeinsam mit Schleyer den Ruf eines „Kanzlermachers“.
Als der spätere Kanzler Helmut Kohl 1969 Ministerpräsident in Mainz wird, soll Ries über ihn gesagt haben:
„Wenn ich nachts um zwei anrufe, muß er springen“.

Auch bei seinem „Fuchs“ Schleyer hinterlässt Ries so seine Spuren.
Hans Schleyer – dem man wie Franz Strauss empfahl, den zweiten Vornamen hinzuzunehmen, damit man nicht so zackig klang – äusserte sich 1971 sehr dezidiert zur Mitbestimmung.
Die „artgemäße Führung“ erlaube nun mal keine „volle Mitbestimmung“ durch die „Belegschaft“.
„Wenn man der Meinung ist,“ so Hans Schleyer, „dass unsere derzeitige Ordnung im wesentlichen auf dem Eigentum basiert und das Eigentum eines der entscheidenden Ordnungselemente ist, dann ist die Mitbestimmung ein Angriff auf diese Ordnung, denn sie ist zweifellos ein Angriff auf die Funktion des Eigentums.“

Im Jahre 1977 entscheidet sich Fritz Ries, zusammen mit dem ex-SS-Offizier Hans (Martin) Schleyer, dem zu dieser Zeit mächtigsten Mann der „Wirtschaft“ in Deutschland, nicht mehr auf Franz (Josef) Strauss zu setzen, sondern auf Helmut Kohl.

Dann passiert folgendes: Fritz Ries, der Ziehvater der mächtigsten Männer Deutschlands wird am 20.Juli 1977 tot aufgefunden. Selbstmord mit eigener Waffe, wie es heisst.
Über die Gründe ist bis heute nichts bekannt. Es wird auch nirgends diskutiert.

Nur einige Wochen zuvor, am 7. April 1977, war der Generalbundesanwalt am Bundesgerichtshof, Siegfried Buback, von bis heute Unbekannten mit der NATO-Standartwaffe Heckler & Koch HK 43 (Kaliber 5,56 x 45 mm) erschossen worden. Auch der Tatablauf ist unklar.
Die Tatsache, dass der Wagen von Buback an einem Pfosten hing, wurde damit erklärt, dass der Fuss seines Fahrers nach seinem Tode vom Bremspedal gerutscht sei, auf das dieser während des Überfalls bis zum Tode getreten habe.

Buback galt als Fachjurist und ermittelte explezit zur RAF, Terrorismus und Spionagefällen.
1969 wurde eine Munitionsdepot der Bundeswehr in Lebach überfallen. 4 Soldaten starben, einer wurde schwer verletzt.
Rechte Presse und politische Kreise sahen die „Ausserpalamentarische Opposition“ hinter der Tat und riefen nach neuen „Sicherheitsgesetzen“.
Buback gelang schliesslich die zuerst aussichtslos erscheinende Ermittlung von 2 Tatverdächtigen. Sie gaben an versucht zu haben an Waffen zu gelangen, mit deren Hilfe später Menschen entführt und Lösegeld erpresst werden sollte.
Und zwar weil sie schwul seien und sich irgendwie aus der Gesellschaft ausgegrenzt gefühlt hätten.

Sie wurden zu lebenslanger Haft verurteilt.
Ein dritter Täter musste nur bis 1973 einsitzen und erwirkte Gerichtsurteile, die die Austrahlung von TV-Dokumentationen über den Fall verhinderten.
Siegfried Buback war auch in der Guillaume-Affäre tätig gewesen, die 2 Jahre zuvor zum Sturz von Willy Brandt durch die SPD und den ex-Wehrmachtsoffizier Helmut Schmidt geführt hatte.

Am 30.Juli – 10 Tage nachdem der Ziehvater der mächtigsten Männer Deutschlands, Fritz Ries, tot aufgefunden wurde – wird Jürgen Ponto, Vorstandssprecher der Dresdner Bank AG, in seinem Haus in Oberursel (Taunus) erschossen.
Am 5.September wird Hans Schleyer durch ein bis heute unbekanntes Kommando der „RAF“ entführt und am 19.Oktober tot aufgefunden.

Kurt Biedenkopf tritt als CDU-Generalsekretär wegen Meinungsverschiedenheiten mit Helmut Kohl zurück und heiratet 1979 die Tochter seines toten Ziehvaters Fritz Ries.
Später setzt sich Franz Strauss (CSU) im Rennen um die Kanzlerkandidatur gegen Helmut Kohl (CDU) durch, verliert aber bei der Bundestagswahl 1980 klar gegen den damaligen Bundeskanzler und ehemaligen Wehrmachtsoffizier Helmut Schmidt (SPD).

Noch jetzt, in diesem Augenblick, läuft ein Ermittlungsverfahren zur Klärung des Kommandos, was den Generalstaatsanwalt Siegfried Buback erschoss.
Niemand weiss bis heute wer es war.

Fast niemand.

weiterer Artikel:
09.10.07
Ex-BKA-Chef Hans-Ludwig Zachert kündigt blutigen Terroranschlag in Deutschland an
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=1040&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=10

Quellen:
(1)
http://www.ad-hoc-news.de/Politik-News/de/13705450/Buback-sieht-m%F6gliche-Deckung-Verd%E4chtiger
(2)
http://politikprofiler.blogspot.com/2007/10/bnd-beamtin-mit-bubackmordwaffe.html
(3)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=688&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=7

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