Geht die Türkei in die US-„PKK“-Falle in Kurdistan und Irak?
Istanbul, Bagdad, Washington, Berlin: Die Fakten liegen seit langem auf dem Tisch, es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Menschen sie begreifen. Ob das dann schnell genug ist, wird man sehn.
Nochmal in Zeitlupe: die Strategie des imperialen US-Militärs und der Bush-Regierung zielt durch asymmetrische Kriegsführung („Terrorismus“) darauf ab, möglichst viele Völker, Staaten und menschliche Wesen in ein Blutbad zu verwickeln und gegeneinander zu hetzen. Sie belügen dazu alles und jeden und liefern Waffen an alles und jeden. Strategisches Ziel ist die Zerschlagung jedes Staatengebildes zwischen dem Mittelmeer und Indien, nach dem alten römischen Motto „Teile und herrsche“.Unterstützung bekommen die US-Militärs, die US-Militärgeheimdienste und „regulären“ Geheimdienste wie die CIA von den britischen Diensten, aus Israel und solchen Kolonien wie uns.
US-MILITÄRS UND BND UNTERSTÜTZEN PKK UND ANDERE „TERRORISTSCHE“ MILIZEN IN KURDISTAN (1)
(Alles Quelle 1:)
Bereits am 13.August hatte der türkische Ministerpräsident Tayyip Erdogan der US-Regierung vorgeworfen, dass US-Waffen an die PKK geliefert wurden.
Wörtlich sagte er:“Wir können sehen, dass viele der beschlagnahmten Waffen (der PKK) aus den USA sind. Es ist nicht klar, ob sie (die USA) diese Waffen liefern oder ob sie (die PKK) die von woandersher kriegen“, so Erdogan.
Die Bush-Regierung hatte die Vorwürfe zunächst als „grundlos“ zurückgewiesen. Dann legte der mittlerweile zum Präsidenten gewählte Aussenminister Abdullah Gül ein komplettes Dossier vor. Daraufhin hiess es dann auf einmal aus US-Botschaft durch Botschafter Ross Wilson, Washington „überprüfe“ die Vorwürfe und „arbeite“ daran.
Zuvor waren 4 Angehörige der PKK-Miliz aus einem Camp entkommen und hatten ausgesagt, dass Fahrzeuge der US-Army regelrecht vorgefahren waren und Waffen in dem PKK-Camo abgeliefert hätten. Auch der türkische Botschafter in Washington, Nabi Sensoy, berichtete, dass militärische Aktionen der PKK mit US-Waffen in der Türkei durchgeführt worden seien.
Interessanterweise sollen die US-Waffen in die Region der Kandilberge (im äussersten Norden des Irak geliefert worden sein. Genau dort waren dann am 24.August in einer mit dem türkischen Militär abgesprochenen Aktion iranische Truppen mehrere Kilometer auf irakischen Boden vorgerückt, nachdem sie zuvor tagelang kurdische Dörfer beschossen hatten.
Die Regierungen der USA, Israel und Deutschland unterstützen dort die terroristische Miliz PEJAK/PJAK, einen mutmasslichen Ableger der PKK, deren Anführer Rahman Haj-Ahmadi wegen finanzieller und militärischer Unterstützung vor kurzem in Washington war. Ahmadi hat Kontakt zum bundesdeutschen Nachrichtendienst BND und lebt in Köln-Westhoven.
Die Weitergabe der Waffen an die PKK, so die Berichte, könnten über die PJAK/PEJAK gelaufen sein.
Bereits Anfang August hatte der Chefberater des Pentagon, William J. Haynes, ein insgesamt 7-köpfiges Verhandlungsteam angeführt, was sich in dieser Frage mit Vertretern des Generalstabs, eines Geheimdienstes und des Aussenministeriums der Türkei getroffen hatte. Das türkische Verhandlungsteam leitete Vize-Generalstabschef General Ergin Saygun. Die Lage wurde schon Ende August, also vor fast 2 Monaten, als so ernst eingestuft, dass bereits über die Mitgliedschaft der Türkei in der NATO spekuliert wurde. Auch die damalige Vorbereitung einer Kongressresolution zum Völkermord an den Armeniern Anfang des 20.Jahrhunderts wurde in der Türkei als unnötige Provokation empfunden. Ebenfalls stiess die Verwicklung Israel-naher Gruppen in diese Initiative auf Unverständnis.
Die „U.S. Jewish Anti-Defamation League“ musste am 29.August auf Druck der jüdischen Gemeinde in der Türkei eine Unterstützung der Kongressresolution dementieren, jedoch betonte sie nochmals die Richtigkeit deren Inhalts.
Am gleichen Tag wurde der Weltöffentlichkeit über die New York Times die Story der korrupten Mitarbeiterin vom US-Oberbefehlshaber General David Petraeus aufgetischt. Demnach sollen 115.000 AK-47 Maschinengewehre, 90.000 Pistolen, 80 Körperpanzer, 115.000 Helme der US-Armee im Laufe der letzten 2 Jahre irgendwie verschwunden sein, ohne dass das straff und streng hierarchisch organisierte US-Militär die Seriennummern notiert oder irgendwas bemerkt hätte.
Endlich mal ´ne gute Ausrede.
Der Sinn einer US-Waffenlieferung an die PKK erschliesst sich dann, wenn man davon ausgeht, dass das US-Militär eine Ausdehnung und Fortsetzung des Krieges in der Region forciert (unter Beteiligung möglichst vieler Williger) und die langfristige Zerstörung sämtlicher Staatengebilde zwischen Indien und Israel anstrebt (siehe Grafik). Dabei ist es natürlich immer urst praktisch andere gegeneinander kämpfen zu lassen anstatt das selbst machen zu müssen, Bündnisse und Versprechungen sind beliebig zu variieren, auch der oben gezeigte Plan kann jederzeit verändert werden, es zählt allein die Zerstörung und der Fortgang des Krieges. Ein praktisches Beispiel für diese US-Strategie war die nicht wegzulabernde „Iran-Contra-Affäre“ Anfang der 80er Jahre, in welchem die US-Regierung (unter dem Vizepräsidenten George Bush senior) sowohl den Iran, als auch den Irak mit Waffen belieferten, um das Blutbad möglichst lange andauern zu lassen. Bezahlt wurden die Lieferungen aus Drogengeldern, die sich die US-Geheimdienste und Narco-Militärs hart in Südamerika zusammenverdienten.
Das Endziel der US-Militärstrategen im Mittleren Osten wäre somit ein Sammelsurium schwacher Mikrostaaten die sich untereinander bekriegen und deren Ressourcen beliebig geplündert werden. Die strategische Überlegenheit des Westblocks (NATO) wäre auf Jahrzehnte gesichert, die ostasiatischen Staaten könnten über Rohstofflieferungen erpresst und ihre Ökonomie abgewürgt werden.
Wenn man natürlich der Meinung ist, dass die seit über 4 Jahren laufende Zerstörung des eroberten Iraks Zufall, Pech und Ausdruck einer Friedensstrategie ist, bleiben diese durch die türkische Regierung belegten Fakten natürlich höchst mysteriös.
DIE AKTUELLE LAGE
Wenn gestern wieder 9 türkische Soldaten durch angebliche „PKK-Terroristen“ umgebracht wurden (2), dann dient das nur dem Zweck, die traditionell unbeherrschte und irrationale türkische Mentalität zu aktivieren, damit die etwas sehr, sehr, sehr Dummes tun.
Abdullah Gül, der Präsident der Türkei, ist diesbezüglich ein Glücksfall. Gerade er hat immer wieder mit dieser Linie der türkischen Politik gebrochen und rational, mit kühlem Kopf gehandelt.
Ministerpräsident Erdogan dagegen ist ein Getriebener. Unsteter Blick, fühlbare Panik und ein immenser Druck aus der genauso wie hier völlig verblödeten Bevölkerung prägen seine Handlungsweise. Auch wenn er mit dem eingeholten Parlamentsbeschluss zur Invasion von Kurdistan (ich spare mir hier mal so zu tun, als gäbe es den „Irak“ noch) nur gefaucht hat, so ging er den US-Strategen und General David Petraeus insoweit in die Falle, als dass er sich aufgeplustert und gedroht hat. Wenn jetzt mehr türkische Soldaten fallen, wird er durch eine aufgeputschte, tumbe und (wie die deutsche Öffentlichkeit) auf „Bild“ bzw „Hürriyet“-Niveau handelnde türkische Öffentlichkeit schlicht in den Krieg gepeitscht werden, und zwar von den eigenen Leuten.
Es ist doch nett, was man durch ein oder zwei Mossad-Nutten in den entsprechenden Zeitungsredaktionen so alles hinbekommen kann, gell, Schmocks?
SYRIEN
Die Syrer sehen derweil mit spürbarer Erleichterung was um sie herum passiert und sind so dumm darüber zu reden. Anstatt ihre dumme Schnauze zu halten, posaunen sie ihre Unterstützung für einen türkischen Militäreinsatz in die Welt hinaus. (3)
Dabei wäre das für das Land Syrien, also auch für die Baath-Diktatur und ihre Assad-Monarchie, eine Katastrophe. Denn selbst wenn nun Türken und Kurden, dank ihrer begnadeten Regierungen, aufeinander losgehen, hiesse dass eine unausbleibliche Destabilierung des gesamten Raumes. Eine Verwicklung des Iran wäre absehbar, Jordanien als traditioneller Feind Syriens bliebe auch nicht still, vom Libanon ganz zu schweigen und das Thema Golan-Höhen kennen wir alle.
Also – was soll der Bullshit?
DIE NEUE ROLLE RUSSLANDS IM NAHEN UND MITTLEREN OSTEN
Putin sind zuerst mit dem Shanghai-Pakt SCO (4) und dann mit dem Kaspischen Pakt (5) zwei Volltreffer gelungen. Aserbeidschan, Armenien, die Türkei, Turkmenistan, Syrien und der Iran sind de facto ein taktisches Bündnis eingegangen. D.h., ein US-Angriff auf den Iran ist (ausser aus der Luft) unmöglich geworden, ein Angriff auf Syrien unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
Russland wird dem israelischen Genie Ehud Olmert am grossen Tisch in Moskau vorgestern (6) erklärt haben, was passiert, wenn die israelischen Bodenstreitkräfte in Syrien einrücken sollten: eine nie wieder in den Griff zu bekommende Eskalation des seit dem 11.September 2001 geführten Weltkrieges.
DIE LÖSUNG HEISST: STILLGESTANDEN!
Die einzige Option, diese imperiale US-Strategie aufzuhalten ist, die eigenen Verluste nach Möglichkeit zu vermeiden, keine Ländergrenzen zu überschreiten, die eigenen Spezialeinheiten nach Hause zu holen und eine Offensive in der Weltöffentlichkeit zu starten um diese zu informieren. Und zwar nicht mit Kinkerlitzchen, sondern mit der ganzen Wahrheit, raus damit.
Jede weitere militärische Aktion im Nahen und Mittleren Osten dagegen bringt die imperialen Strategen ihrem nächsten, taktischen Ziel näher: Atomwaffen einsetzen zu können.
Und dann sehe die „militärische“ Lage im Arabischen Raum auf einmal ganz anders aus.
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16.01.07
Der fiktive Krieg
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=228&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=1
Quellen:
(1)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=881&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=8
(2)
http://www.ftd.de/politik/europa/:PKK%20Rebellen%20Soldaten/268091.html
(3)
http://www.tagesanzeiger.ch/dyn/news/ausland/803509.html
(4)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=828&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=8
(5)
http://www.baz.ch/news/index.cfm?keyID=D9D08A04-1208-4059-9E63E3737491F484&startpage=1&ObjectID=A8F9D101-1422-0CEF-7084794B5B220E93
(6)
http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=worldNews&storyID=2007-10-19T153515Z_01_FRO956101_RTRDEOC_0_NAHOST-ZF.xml