200.000 Menschen haben am Donnerstag (18. Oktober) in Lissabon gegen den „Reformvertrag“ der Europäischen Union (EU) demonstriert. Mehr als 100.000 Menschen haben am Samstag (20. Oktober) in Rom gegen die mangelhafte Sozialpolitik der italienischen Regierung unter dem Ministerpräsidenten Romano Prodi protestiert. In der Berichterstattung der deutschen Medien kamen diese Massendemonstrationen aber kaum vor.Wer den Film „Outfoxed“ gesehen hat, den beschleicht daraufhin der Verdacht, das Beispiel einer systematischen Nachrichten-Unterdrückung des US-Fernsehkanals „Fox“ könnte mittlerweile auch bei den deutschen Leitmedien Schule gemacht haben. Jedenfalls erscheint ihre Berichterstattung mitunter ebenso parteiisch und wenig ausgewogen wie die von „Fox“.
„Fair and balanced“ lautet das vollmundig verkündete Motto von „Fox“. Damit aber vertuscht der Sender Meinungsmache zugunsten der Regierung des derzeitigen US-Präsidenten George W. Bush und seiner Republikanischen Partei. Systematisch hat „Fox“ Bushs Gegner in den dreck gezogen und mit ehrverletzenden Bezeichnungen diffamiert.
Bei der Berichterstattung über den internationalen Terrorismus gewinnt man mittlerweile auch bei deutschen Medien mehr und mehr den Eindruck, es handele sich eher um Elemente einer Psychologischen Kriegsführung als um seriöse Recherchen. Allzu merkwürdig klingen die „Berichte“ über drei festgenommene „Terroristen“ und ihre versuchten „Attentate“ mit Wasserstoff-Peroxid. Allzu unkritisch haben die Medien die Panikmache des Bundesinnenministers Wolfgang Schäuble mit angeblich drohenden Attentaten und seine Begründungen für deswegen angeblich „notwendige“ Einschränkungen der Freiheitsrechte kolportiert.
Auch ihre gebetsmühlenartig wiederholten Bekenntnisse zu angeblich notwendigen „Reformen“ und die unhinterfragte Weitergabe neoliberaler Positionen von „unvermeidlichen“ Einschränkungen „im Zeitalter der Globalisierung“ zeugen nicht gerade von innerer Unabhängigkeit der Journalisten.
„Audeatur et altera Pars“, lautet der journalistische Grundsatz einer seiösen Berichterstattung. Danach ist immer auch die andere Seite zu hören.
Sicherlich ist das bei Bomben-Anschlägen schwierig. Es wäre auch gar nicht wünschenswert, wenn ein Reporter zu irgendwelchen Bombenlegern liefe und ihnen sein Mikrophon hinhielte. Aber die Medien müssten auch Stimmen zu Wort kommen lassen, die hinter derartigen Anschlägen auch zweifelhafte Machenschaften von Geheimdiensten vermuten wie etwa der ehemalige britische Botschafter in Usbekistan. Prof. Craig Murray behauptet, Großbritannien schütze in Afghanistan die größte Heroin-Ernte aller Zeiten.
Wenn die Rundfunk- und Fernseh-Anstalten durch Gebühren aller Geräte-Besitzer finanziert werden, dann müssen sie auch andere Positionen transportieren als nur die der Regierung und der Oppositionsparteien im deutschen Bundestag. Das aber geschieht insgesamt zu wenig.
Insgesamt präsentieren die Medien Politik als Kasperletheater, bei dem ein pfiffiger Politiker einem anderen heimtückische Streiche spielt oder alle sich harmonisch in den Armen liegen. Nicht Inhalte und Auswirkungen von Gesetzen werden thematisiert, sondern allein die machttaktischen Spiele der Politiker.
Eine Verantwortung der Medien für das Wohlergehen der Menschen und für ihre Meinungsfreiheit ist inzwischen kaum noch erkennbar. Medienmacher gefallen sich häufig in der Rolle des arroganten Besserwissers. Ihre Zuschauer behandeln einige wie den dummen Pöbel, der sowieso keine Ahnung hat.
Angesichts der „Ausgelogenheit“ ihrer Berichterstattung riskieren die Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk- und Fernseh-Anstalten letztlich, dass kritische Menschen sie nicht mehr ernst nehmen. Eine Unterstützung der Bevölkerung für ihre Anliegen wie die Aufrechterhaltung einer auskömmlichen Gebühren-Finanzierung und die Abwehr von Eingriffen der Politik in ihre Programmgestaltung können sie nach alledem nicht mehr erwarten.
Aber wahrscheinlich haben sich die Politiker schon zu intensiv in die Programmgestaltung bei ARD und ZDF eingemischt. Wahrscheinlich sind auch hier die Worte „fair“ und „ausgewogen“ nur noch eine beschönigende Fassade.
Quellen:
http://www.mein-parteibuch.com/blog/2007/10/22/ausgelogenheit-statt-ausgewogenheit/#more-2241