Wertloser und wertvoller Journalismus in Österreich

Was wird in Österreich geschätzt und was nicht? Die Bevölkerung ist durchaus kritisch und freut sich über Stimmen, die Themen gegen den Strich bürsten, was gerade dann wichtig ist, wenn die grossen Medien mehr oder weniger eine Meinung mit gewissen Nuancen vertreten. Kritische Stimmen kommen häufig eher aus Alternativmedien und schaffen es dort, wo sie zu mehreren sind auch, dass ihre Recherche mit Verzögern in den Mainstream kommen.In Österreich sieht es aber so aus:
Wer zur Pressekonferenz einer Ministerin geht und nicht berichtet, ist wertvoll (auch für die Bundesregiertung, die Medien grosszügig direkt und mit Inseraten fördert).

Wer zur Bilanz-Pressekonferenz einer Ministerin geht und als einzige berichtet, ist wertlos (gerade so irgendwie überleben darfst du dann, vorausgesetzt du begnügst dich mit dem Nötigsten, hast nie Urlaub und arbeitest praktisch Tag und Nacht).

Wer bei einer Pressekonferenz von Ministerinnen eine der beiden wie abgesprochen mit Fragen ins Eck drängt, sodass wichtige Themen der Ministerinnen untergehen, ist wertvoll (es handelte sich ausschliesslich um männliche Journalisten, die im Schnitt das Doppelte bis Dreifache von mir verdienen).

Wer dabei nicht mitmacht, sondern dieses sexistische Vorgehen gegenüber einem Regierungsmitglied thematisiert, ist wertlos. So wertlos, dass ein Schreiben eines perfiden anonymen Verleumders genügt, damit sich das Gesundheits- und Familienministerium von uns distanziert.

Welche Macht haben perfide anonyme Verleumder über Ministerien oder den Wiener Magistrat? Beiden Bereichen ist mittlerweile bekannt, dass es sich um einen perfiden anonymen Verleumder handelt und sie geben ihm Macht. Was wird da gespielt? Dieser Verleumdner will offenbar mit allen MItteln, die ihm das virtuelle Sniper-Dasein bietet (er nennt sich auch „trigger-happy“, schiesswütig) uns und besonders mich vernichten.

Da hier wertloser Journalismus stattfindet, verwundert es auch nicht, dass all die wertvollen JournalistInnen des Landes, die selbsternannten Hüter der Pressefreiheit, die Journalistenorganisationen schweigen.

Es handelt sich ja, so war aus einem Ministerium zu hören, um meine Privatangelegenheit, als ob mich ein Stalker beim Blumenpflücken oder Kinogehen und nicht wegen meiner Arbeit ins Visier genommen hätte, und dies besonders wegen gerade jener Artikel, die sich vom Mainstream am deutlichsten abheben.

Journalismus, der bestimmte souveräne Handlungen der Mitglieder der Regierung eines souveränen Staates zu 100% ablehnt, wie die Kritik von Verteidigungsminister Darabos am US-Raketenschild, ist wertvoll.

Journalismus, der die Rechte von Mitgliedern der Regierung eines souveränen Staates auf Erfüllung ihrer Aufgaben ohne Einschüchterungsversuche verteidigt, etwa in der Bewertung des sicherheitspolitischen Umfeldes, ist wertlos.

Journalismus, der Verhaftungen von potentiellen Terroristen zu „Al Qaida-Zellen auch in Österreich“ aufbauscht und mit neun Jahre alten Fotos von Osama Bin Laden um sich wirft, ist wertvoll, auch wenn er die Regierung unter Druck setzt und kritisiert, die souverän reagiert und nichts dramatisiert.

Journalismus, der darüber ebenfalls gelassen und exakt berichtet und die Haltung der Regierung unterstützt, ist wertlos.

Journalismus, der tiefergehende Betrachtungen über Gewalt gegen Frauen nur am Rande zulässt, ist wertvoll.

Journalismus, der ausführlich berichtet, etwa über Veranstaltungen der Wiener Frauenstadträtin Sandra Frauenberger, ist wertlos. So wertlos, dass der Wiener Magistrat eilfertig den Forderungen eines perfiden anonymen Verleumders nachkommen will.

Journalismus, der sich an der medialen Arigona-Inszenierung gegen die Bundesregierung beteiligt, ist wertvoll. Die 4. Macht im Staat als 4. Macht gegen den Staat ist offenbar ein wünschenswerter Zustand.

Journalismus, der die Inszenierung wiederholt in ihrer innenpolitischen Tragweite thematisiert, ist wertlos.Gerade wenn er sich bewusst als 4. Macht im Staat versteht und nicht gegen ihn, was bedeutet, differenzierte Kritik zu üben. nicht aber sich an Kampagnen zu beteiligen, ist er wertlos.

Soll man jemandem wertlosen Journalismus aufdrängen? Sicher nicht – es gibt genug Bereiche und Personen, die sich über Berichterstattung freuen – und das regierungsoffizielle Österreich kann man immer noch so abhandeln wie die wertvollen Medien.

Alexandra Bader

Quelle:
http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=&area=1&p=articles&id=707

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