SPD der 3.Dimension: Herodes oder Kind?

Hamburg: Wenn es ein Merkmal dieses dritten SPD-Programm-Parteitages seit 1945 gibt, dann ist es die neue Magie der Dimensionen. Die Sozialdemokratie hat endgültig die eindimensionale Politik des Postfaschismus (links-rechts-mitte) überwunden, hat mit einem mühsam (nicht von der „Führung“) erkämpften Fortschritt den Sprung in die Dritte Dimension gewagt und neben dem Vor und Zurück endlich, endlich das Oben und Unten begriffen.

DIE DRITTE DIMENSION

Franz Müntefering hat es in seiner Rede exemplarisch vorgemacht, was in der SPD bisher nicht stattgefunden hat: Gerechtigkeit. Gerechtigkeit ist ein Wert, den man nicht nur eindimensional an den Schwächsten und innerhalb der Klasse der Schwächsten messen kann. Gerechtigkeit ist ein Wert, der an ALLEN gemessen werden muss und zwar an dem VERGLEICH zwischen den Arbeitenden und Erwerbslosen einerseits und der Oberschicht und den Besitzern andererseits.

Wenn Müntefering aufweist und erzählt, dass es Leute gibt die jeden Tag um halb sechs aufstehen und trotzdem zur Arbeitsagentur rennen müssen, weil sie nicht genügend Geld zum Leben haben, dann fällt ihm als Begründung für seine Empörung nur der Vergleich eines anderen Hartz IV-Empfängers ein, der ja genauso viel bekäme wie der Andere, und das ohne zu arbeiten.
Das es in der Republik 4.53 Billionen Euro Geldvermögen auf den Konten gibt (1), das zu erwähnen, dazu ist er schlicht zu feige. Er traut sich nicht. Es käme ihm nie in den Gedanken, mal diejenigen zu erwähnen die morgens deshalb nicht aufstehen müssen, weil ihr Reichtum als Besitzer von Immobilien oder Grund und Boden, durch eine Konzernbeteiligung, eine Lizenz an Werken anderer wie Programmen, Musik, Schriften oder Filmen, als Berater ohne Arbeitsverpfichtung, Aufsichtsratsmitglied ohne Arbeitsnachweis oder schlicht durch familiäres, ererbtes Privileg von alleine immer mehr wird, da sie ihren Reichtum nicht ausgeben bzw. investieren.

Das es neben dem durchaus noch existierenden links-rechts Schema nicht nur soetwas wie Fortschritt und Rückschritt, sondern eben auch nachwievor die Klassengesellschaft gibt, diese einfachsten sozialwissenschaftlichen Grundformeln des Eins und Eins der Politik haben (noch) über 500.000 Mitglieder der SPD einfach verlernt, und das tut weh. Endlich auch der SPD, möchte man sagen, unter der eigenen Dummheit leiden eben desto mehr andere Menschen je höher man selber sitzt in der Gesellschaft.

DUMM VERDIENT GUT

Gerade eben hatte ich wieder eines der vielen, vielen Gespräche, die mich in meinem Handeln immer wieder bestärken. Ein einfacher, aber gutverdienender Angestellter eines grossen Autokonzerns wird aus niedrigen Motiven aus einem „Weltkonzern“ der Automobilbranche gemobbt – weil er Korruption auf die Schliche kommt – und mit aller Gemeinheit im wahrsten Sinne des Wortes „verrückt gemacht“. Betriebsräte und Gewerkschaften schauen zu, ohne Mitleid, ohne Anstand, ohne einen Funken dessen, was einen guten – und deswegen unbezahlbaren, unantastbaren, unkäuflichen – Menschen eigentlich ausmacht. Es ist immer das gleiche Bild, was diese Republik bietet:

Eine Bande von Verbrechern und korrupten Heuchlern hat unsere Gesellschaft in Beschlag genommen, die Geld nicht verdient, aber es zuhauf hat. Sie besticht und korrumpiert die sogenannten Medien und sucht sich systematisch die Besten, die Härtesten und Talentiertesten heraus um sie zu vernichten, weil sie unter fairen Bedingungen keine Chancen gegen sie hätten.
Es ist wie mit Herodes und dem Kind: sie wissen, was ihnen blüht, wenn den Menschen ihr Schicksal vor Augen geführt wird und versuchen es mit allen Mitteln zu verhindern. Ihr Reichtum ist auf Lug, Betrug und ererbte Privilegien aufgebaut, die sie nie verdient und für die sie nie etwas getan haben, ausser diese mit allen Mitteln zu verteidigen.

Dass dies nun ein Ende hat, ja haben muss, das wird nicht einfach zu schlucken sein für die Priviligierten dieses Landes und dieser Welt. Aber Mitleid und Verständnis wird nur der zu Erwarten haben, der seine Privililegien los ist, dann kann man ihm die Hand halten, dann kann man ihn trösten und sagen, „Hey, da mussten wir auch durch.“ Und man brauch es nun wirklich nicht zu halten wie unsere Gegner und Herodes, nur ausgeben müssen die Reichen ihr Geld jetzt endlich, wir wollen nicht einmal ihr Hab und Gut begehren, aber ausgeben sollen sie das, womit sie es erwerben können, das ist doch wohl das Mindeste.

DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER

ist endgültig vorbei. Daran ändert auch nichts, dass die Selbsthypnose der Medienpriviligierten immer noch anhält.

„Tagesschau.de“ von heute:
„Die SPD-Führung ist auf dem Parteitag knapp an einer schweren Schlappe vorbeigeschlittert. Nur mit reichlich Druck stimmten die Delegierten für den Bahn-Börsengang.“ (2)

Das ist schon wieder falsch, zum zweiten Mal seit gestern (3). Wenn das noch einmal irgendwo bei der „Tagesschau“ auftaucht, muss man von einer bewussten Lüge und Manipulation der Wahrheit reden.
Beschlossen hat der Bundesparteitag, dass die Parteigremien (namentlich der Parteirat) über einen eventuell mit der CDU ausgehandelten Kompromiss zum Verkauf der Deutschen Eisenbahn abstimmt. Wenn die Regierung dabei nicht die Zustimmung des SPD-Parteirates bekommt, entscheidet ZWINGEND der nächste REGULÄRE Bundesparteitag in 2 Jahren. (3)

DIE SOZIALE DEMOKRATIE OHNE KAPITALISMUS

ist und bleibt ein grosses Ziel. Kurt Beck, Franz Müntefering und alle Anderen in der „Parteispitze“ dürfen sich dabei darauf verlassen, dass wir auf ihrer Spur sind.
Oder sie auf unserer. Es bleibt dann nur noch die Frage wer Herodes und wer das Kind ist. Vielleicht gibt es ja diesbezüglich auch ganz simpel die 3.Dimension des Zuschauers.

Quellen:
(1)
http://www.die-bank.de/index.asp?issue=092007&art=568
(2)
http://www.tagesschau.de/inland/spdparteitag102.html
(3)
http://radio-utopie.de/index.php?themenID=1125

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