Buback-Sohn: Verfassungschutz an RAF-Morden beteiligt
Mit zunehmender Dringlichkeit verlangt der Sohn des am 7.April 1977 ermordeten Generalbundesanwaltes Siegfried Buback eine Antwort auf seine seit Jahrzehnten unbeantwortete Frage, wer den eigenen Vater ermordet hat. Nach seinen privat erstellten Ermittlungsergebnissen ist es Verena Becker, gleichzeitig Terroristin der „Roten Armee Fraktion“ (RAF) und Agentin des Verfassungschutzes, so Buback heute in der Oldenburger „Nordwest-Zeitung“ (1).Bereits am 14. dieses Monats hatte Michael Buback der Generalbundesanwaltschaft unter Monika Harms mit einer Anzeige gedroht, wenn sie nicht endlich Ermittlungen gegen Becker aufnehme, was Harms bisher ohne Angabe von Gründen verweigert hatte.
„Es muss geklärt werden, ob es eine Deckung von Tatverdächtigen unter Beteiligung von ‚Diensten‘ gegeben hat“, so Buback am 14.Oktober in Karlsruhe (2). Er habe eine entsprechende „Vermutung“. Es habe sich, so der Sohn des Attentatsopfers, „der Eindruck verdichtet, dass es ein bedeutendes Geheimnis gibt, und wir hoffen, dass es keinen Verrat an meinem Vater gab“.
DIE OBSERVATION DES CHRISTIAN KLAR
(Alle Quellen unter 4, älterer Bericht)
Kurz vor den Hamburger Bürgerschaftswahlen 1977 gelang es dem Verfassungsschutz, Christian Klar und Adelheid Schulz in einem Hamburger Lokal zu observieren. Unauffällig wurde das Lokal verwanzt, es gelang, die Gespräche der beiden auf Tonband zu bannen. Wo das Duo seine Wohnung hatte, fanden die Verfassungsschützer ebenfalls heraus. Auch sie wurde mit Wanzen gespickt, die Gespräche auf Tonband aufgezeichnet. Indes: Eine Festnahme erfolgte nicht, Klar und Schulz setzten sich plötzlich ab.(Jürgen Roth und Berndt Ender: Geschäfte und Verbrechen der Politmafia, Hamburg 1990, S. 65)
Das nächste Mal war das Bundeskriminalamt der Terror-Clique nur ein Jahr später auf der Spur. 1978 machten BKA-Beamte Fotos von Christian Klar, Adelheid Schulz und Willy-Peter Stoll, als diese gerade einen Hubschrauber bestiegen, um eine Gefangenenbefreiung vorzubereiten. Zur Verhaftung kam es wieder nicht, begründet wurde dies mit einer „Fahndungspanne
Dies sind indessen nur die Fälle, die an die Öffentlichkeit kamen. Wie oft staatliche Behörden die Terroristen tatsächlich im Visier hatten, ohne sie festzunehmen, ist nicht bekannt.
Sicher ist folgendes: „Hier hat man es ja gestattet, auch mit Mitwirkung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt und mit Mitwirkung des Ministers Baum, die Terroristen Klar und Schulz, die der Hamburger Verfassungsschutz ins Visier bekommen hatte, der Polizei zu entziehen. (…) Die Verfassungsschützer und Politiker machen dann Geschäfte mit Dingen … das ist alles so unerträglich.“ Minister, die gesuchte Terroristen der Strafverfolgung „entziehen“ – wenn das keine radikale Ansicht ist! Sie stammt allerdings nicht von irgendwelchen „Systemveränderern“, sondern von Horst Herold, dem ehemaligen Präsidenten des Bundeskriminalamtes. Er ist davon überzeugt, daß es hätte gelingen können, den Terrorismus bereits 1977 oder 1978 vollständig zu zerschlagen – wenn der politische Wille vorhanden gewesen wäre. Eine Auffassung, die angesichts der hautnahen Observationen nachvollziehbar ist.(Jürgen Roth und Berndt Ender: Geschäfte und Verbrechen der Politmafia, Hamburg 1990, S. 65)
DIE MORDE AN ROHWEDDER UND HERRHAUSEN
Wenn man sich vor Augen hält, dass kurz vor dem Mord am Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, am 30. November 1989 in Bad Homburg vor der Höhe, das normalerweise eingesetzte vorausfahrende zweite Begleitfahrzeug für diesen schwer beschützten Mann laut des ehemaligen Verfassungsschutzpräsidenten Richard Meier kurz vor dem Attentat abgezogen worden war, der verletzte Fahrer von Herrhausen, der seinem verblutendem Chef zu Hilfe kommen will VON PERSONENSCHÜTZERN WEGGEFÜHRT WIRD und die gesamte Schutzmannschaft dieses Bank-Chefs neben dem Wrack in aller Seelenruhe zusieht, wie Herrhausen stirbt, dann muss man sich fragen, wie die deutsche Öffentlichkeit eigentlich überhaupt jemals dieses Kapitel vergessen konnte.
Seit dem Buch „Das RAF-Fantom“ von Gerhard Wisnewski, Wolfgang Landgraeber und Ekkehard Sieker 1992 muss es äusserste Zweifel und Bedenken gäben, ob nach der Verhaftung von Christian Klar soetwas wie eine RAF überhaupt existiert hat.
Und wenn es Leute gab, die selbst dachten sie sind jetzt also RAF, wieviel wussten die davon, was angebliche andere Zellen nun auch in ihrem Namen verübten?
Das die deutschen Behörden einen V-Mann in der RAF hatten, ist seit Bad Kleinen bekannt. Der deutsche Innnenminister Rudolf Seiters trat wegen der Affäre 1993 zurück.
Erstaunlich, wie auch diese seit Jahrzehnten bekannte Affäre wieder im GZSZ-Gedächtnis der Deutschen versickert ist.
Am Ostermontag, den 1. April 1991, gegen 23.30 Uhr, wurde der Treuhand-Vorsitzende Detlev Karsten Rohwedder am Fenster im ersten Stock seines Düsseldorfer Wohnhauses im Stadtteil Oberkassel durch den ersten von drei Gewehrschüssen ermordet. Der zweite Schuss verletzte seine Frau Hergard, der dritte traf ein Bücherregal. Der Schuss wurde aus 63 Metern Entfernung abgegeben, aus einer Waffe mit NATO-Standard Kaliber 7,62x51mm. Am Tatort fanden sich drei Patronenhülsen, ein Plastikstuhl, ein Handtuch und ein Bekennerschreiben eines RAF-Kommandos „Ulrich Wessel“. Der oder die Täter konnten bis heute nicht ermittelt werden. Zehn Jahre nach dem Mord meldete das Bundeskriminalamt (BKA), dass durch DNA-Analyse von Haaren, die auf einem blauen Handtuch vom Tatort gefunden wurden, das RAF-Mitglied Wolfgang Grams als möglicher (Mit-)Täter identifiziert wurde.
Elegant. Grams war getötet, oops, irgendwie umgekommen worden und konnte nicht mehr widersprechen.
Das Dumme bei der Geschichte: die Bundesanwaltschaft benannte Grams ausdrücklich nicht als Tatverdächtigen, da sie dieses Indiz als nicht ausreichend bewertete. Zudem wurden von einigen Seiten Zweifel an der Aussagekraft der Haarspur geäußert. Dies beruhte unter anderem auf Zweifeln an der wissenschaftlichen Qualität des Untersuchungsergebnisses und auf dem Zeitpunkt der Identifizierung, die erst acht Jahre nach Grams‘ Tod vorgenommen wurde. Auf eine Anfrage der PDS-Bundestagsfraktion hatte die Bundesanwaltschaft zugegeben, dass eine Überprüfung von Haaren auch zu einem früheren Zeitpunkt ohne eine DNA-Analyse möglich gewesen wäre, diese aber nicht durchgeführt worden war, weil nach Grams Tod zwar eine Blut-, aber keine Haarprobe entnommen worden sei. (4)
Das ganze Ausmass dieser Verschwörung wird dadurch deutlich, dass 10 Tage nach der öffentlichen Drohung von Michael Buback die Bundesanwaltschaft wegen Vertuschung der Urheberschaft des Mordes am eigenen Vater anzuzeigen, sich am 24.Oktober im Deutschen Historischen Museum in Berlin die gesamte herrschende Klasse bei einer „Gedenkveranstaltung“ (3) für die mutmasslich unter Beteiligung der eigenen Geheimdienste ermordeten RAF-Opfer trafen.
MANCHE SIND GLEICHER ALS SIE SELBST
Der grenzenlose Zynismus, die ganze abgefeimte Heuchelei und mörderische Menschenverachtung, dieser Betrug an der linken und fortschrittlichen Idee, die mit dem „Linksterrorismus“ desavuiert und kollektiv schuldfähig geschrieben wurde, das Verbrechen in seiner reinsten und kristallinen Form spricht aus jedem Wort:
Die Opfer seien nur lange so wahrgenommen worden, „wie die Täter sie sahen“, so Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) bei der Gedenkveranstaltung. Erst in jüngerer Zeit, so Zypries, rückten die Opfer ins Zentrum – „als Ehepartner, als Vater, als Sohn oder als Freund“…
Für den Staat sei das Gedenken aber auch „Anlass zur Selbstkritik“, sagte die Ministerin. „Justiz und Polizei waren viel zu lange nur täterorientiert.“ Ebenso wichtig wie die Bestrafung der Täter sei aber die Hilfe für die Opfer und Hinterbliebenen. (3)
Sie war auch ganz die mässigende, anständige, liberale, menschenfreundliche Demokratin. Als Lehre der RAF-Zeit warnte Zypries nämlich vor Überreaktionen im Kampf gegen den „islamistischen Terrorismus“:
„Wenn wir diese Erfahrungen auf die aktuelle Situation übertragen, dann heißt das für mich: Wir sollten kühlen Kopf und klaren Verstand bewahren“, so die SPD-Politikerin.
Als „skandalös“ und „inakzeptabel“ kritisierte Zypries Äußerungen ehemaliger RAF-Terroristen, die ihre Taten zu rechtfertigen suchten. Von Reue sei dies aber weit entfernt. Dieses Verhalten „verlängert das Leid der Opfer“, so die weisungsbefugte Vorgesetzte der Bundesanwaltschaft, die mit einem Federstrich die Ermittlungen von Monika Harms befehlen könnte, es aber nicht tut, da sie dann auch gegen sich selbst ermitteln lassen müsste, durch eine Generalbundesanwältin Monika Harms, die ebenfalls gegen sich selbst ermitteln müsste, während wir hier die ganze Zeit diese Verbrecher vor uns herjagen bis wir sie zur Strecke gebracht haben und zwar eine nach der anderen…
Aber auch Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zeigte bei der Veranstaltung wahrlich Herz. Er kritisierte einen „unglaublich menschenverachtenden Zynismus“, aber nicht gegenüber Michael Buback, sondern durch den ex-Terroristen Rolf Clemens Wagner, der rein zufällig vor der Veranstaltung ein Interview geben durfte und sagte, die ebenfalls 1977 von der durch den Verfassungsschutz unterwanderte RAF exekutierte Entführung Schleyers sie auch „aus heutiger Sicht“ richtig gewesen.
Lammert forderte auch eine Aufklärung über die Taten und individuelle Schuld-Erklärungen – von den Terroristen. Es sei dabei besonders „entlarvend, dass jene stumm bleiben, die ihren Eltern vorgeworfen haben, sich nicht mit der nationalsozialistischen Vergangenheit auseinandergesetzt zu haben“, so unser aller Bundestagspräsident Lammert. Dabei seien noch viele Fragen ungeklärt, sagte er.
Strikt wandten sich Zypries und Lammert aber gegen eine Verklärung oder gar Verherrlichung der RAF-Taten. So sei angesichts mancher Theateraufführungen oder Abhandlungen über die RAF die Freiheit des Worts „von schierer Zumutung manchmal kaum zu unterscheiden“, so Lammert. „Diesen Staat zu hassen gab es keinen Anlass.“
Aufgeschreckt vom Terrorismus hätten damals viele „zu wenig Vertrauen in die Kraft des Rechtsstaats“ gehabt, sagte Zypries. Als Lehre aus der Geschichte könnten die Deutschen „mit berechtigtem Selbstbewusstsein auf die Stärke unseres Rechtsstaats vertrauen“….
EPILOG
Es gibt kein Vergeben. Und es gibt kein Vergessen. Dies alles wird jetzt aufgeklärt, und diejenigen, die den Fortschritt des Menschen mit Verbrechen an der Menschlichkeit aufhalten, verraten und verleumden wollen, sie werden verjagt und besiegt werden.
Denjenigen Genossen und Genossinnen, die immer noch an der Legende RAF festhalten und nicht einsehen wollen was damals mit der radikalen Linken gemacht wurde, rate ich jetzt endlich einzusehen, dass das Mittel der Propaganda das wahre Wesen des Faschimus und die Wahrheit der grösste Freund des Demokratischen Sozialismus ist.
weiterer Artikel:
14.10.07
Die RAF,die Geheimdienste und die Mächtigen – wer ermordete Siegfried Buback?
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=1071&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=10
09.10.07
Ex-BKA-Chef Hans-Ludwig Zachert kündigt blutigen Terroranschlag in Deutschland an
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=1040&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=10
07.10.07
Spionage-Affäre: Der lange Putsch durch die Institutionen
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=1028&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=10
01.05.07
Deckt Zypries mutmasslichen „Al-Kaida“-Kontaktmann und CIA-Informanten Darkazanli?
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=466&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=5
23.04.07
RAF,Terror: Vertrauensvermutung für BKA und Verfassungsschutz?
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=447&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=4
Quellen:
(1)
http://www.solms-braunfelser.de/ap/apnews.php?code=20071028APD8889
(2)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=1071&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=10
(3)
http://www.n-tv.de/869905.html
(4)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=447&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=4