Alex Jones ist ein amerikanischer Dokumentarfilmer, den man als radikalere Variante von Michael Moore bezeichnen kann. Auch er stellt sich mit dem Megaphon auf die Strasse, um vor Einrichtungen oder Treffen der Elite lautstarken Protest kundzutun und sich dabei aufzunehmen. Sein neuestes Werk „Endgame“ dauert mehr als zwei Stunden und soll Pläne zur globalen Versklavung der Menschen und der Bevölkerungsreduktion enthüllen.(Kleine Anmerkung der Redaktion: unsere Kollegin hat wieder voll zugeschlagen und jede einzelne These und Theorie mit einer Vielzahl von editierten Links versehen. Um diese zu studieren empfehlen wir die Quelle anzusteuern.)
Einige Webseiten binden ein Video ein, damit die UserInnen es diskutieren können, etwa Politblog oder Antistaat, damit man ihn nicht gegen Geld bei Prisonplanet, der Seite von Jones, herunterladen muss. Alex Jones wurde bekannt durch eine Doku über die Bohemian Grove in Kalifornien, wo die Elite Rituale in Anlehnung an das alte Babylon zelebriert. Männerbünde haben, man denke an die Skull and Bones, offenbar immer schon eine Faszination für das Exklusive, im eigentlichen Wortsinn Esoterische gehabt, woraus manche auch massiven gesellschaftlichen Einfluss ableiten. Es kann durchaus skeptisch machen, dass bei den letzten US-Präsidentschaftswahlen beide Kandidaten, Bush und Kerry, bei Skull and Bones waren. Ob Bohemian Grove, Council on Foreign Relations oder Bilderberger, man wird über gewisse einflussreiche Namen immer wieder stolpern.
Im Jahr 2006 sind etwa folgende Österreicher auf der offiziellen Liste der Teilnehmer am Bilderberg-Treffen: Alfred Gusenbauer, heute Bundeskanzler, Rudolf Scholten, Kontrollbank und Ex-SPÖ-Minister, Martin Bartenstein, ÖVP-Wirtschaftsminister, Oscar Bronner, Herausgeber des Standard. Bei Bilderberg 2007 in Istanbul finden wir keine Österreicher, was aber auch heissen kann, dass es welche geben kann, die ihre Teilnahme nicht bestätigen wollen. Bedeutet die Anwesenheit von in unserem Land wichtigen Personen, dass sie wieder zuhause das umsetzen, was „die Bilderberger“ wollen? Anhand der Liste von 2007 können wir auch fragen, warum ein Vertreter des Iran dabei war – was planen „die Eliten“ für die Zukunft jenes Landes?
Geht es nach Alex Jones, dann ist sonnenklar, dass Bilderberger bestimmen, welche Politik in jenen Ländern gemacht wird, aus denen Repräsentanten bei den Treffen waren. Er nennt die Bilderberger ein „World Government“, was er auch per Megaphon dort verkündet, wo sie sich treffen (etwa, als sie es in Kanada taten). Die Menschen werden von diesen Weltherrschern versklavt und sollen durch Bevölkerungskontrolle insofern eliminiert werden, als dass eine Population von 500 Millionen wünschenswert sein soll, also eine Reduktion um 80%.
Jones stellt mit Bildern von Gefangenenlagern, Gefängnissen und Autobahnkreuzen dar, wie die Lebensbedingungen nach den Vorstellungen des „World Government“ sein sollen: Man wird in gefängnisartigen Städten leben, Reisen auf den Highways zwischen den Megacities findet unter Kontrolle statt. Der Filmemacher springt dann zu den Rothschilds, die er „Roth“ und „child“ ausspricht und schildert das Reichwerden der Banker mit Kriegen seit den Zeiten Napoleons. Die Rockefellers wiederum, deren Namen ebenso nicht auf den Listen von CFR und Co. fehlen, wollten „eine faschistische Diktatur in den USA“. Auch die Gründung der UNO diente allein der Durchsetzung von hegemonialen Interessen.
Bei der Frage der Gründung der Europäischen Gemeinschaft zeigt sich die Ungenauigkeit von Jones besonders deutlich, denn er setzt die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl an erste Stelle, wo jedoch der Integrationsprozess mit einem Beistandspakt namens Brüsseler Vertrag von 1948 begann, vor der Gründung der NATO. Dann wurde die Schaffung einer Europäischen Verteidigungsgemeinschaft angestrebt, deren Nebenprodukt politische und wirtschaftliche Zusammenarbeit sein sollte. Es war eine nach dem Zweiten Weltkrieg durchaus aus der Situation heraus erklärbare Entwicklung, die keineswegs nur auf das Wirken von fernen Eliten zurückzuführen sein kann.
Freilich ist für Jones die EU der erste Schritt zur Schaffung von „superstates“, die erste Umsetzung solcher Pläne, die auch für Nordamerika (NAFTA) und Asien folgen sollen. Eigentlich müssten wir demnach versklavt in Megacities leben und uns nur dann besuchen dürfen, wenn es unsere Sklavenhalter gestatten. Jones ist dann wieder bei den Bilderbergern, die nach ihrem Gründungstreffen in einem holländischen Hotel im Jahr 1954 benannt wurden. Deren Treiben sei sehr lange geheim geblieben, meint er und verkennt dabei, dass es in den siebziger Jahren durchaus Artikel darüber gab und dass der deutsche Schriftsteller Bernt Engelmann im Jahr 1977 den Tatsachenroman „Hotel Bilderberg“ veröffentlichte.
Viele Politiker würden nicht auf den Listen der Treffen erscheinen, meint Jones, weil ihnen verboten ist, an solch inoffiziellen Treffen mit anderen einflussreichen Personen aus Politik und Wirtschaft teilzunehmen. Jones nennt den Neocon Paul Wolfowitz, einst stellvertretender US-Verteidigungsminister und zeitweise Weltbankpräsident, und die demokratische Senatorin und Präsidentschaftskandiatein Hillary Clinton. Jones zeigt sich, wie er per Megaphon verkündet „we know you are evil“ und „god is on our side“. Niemand können wichtige politische Ämter ohne Zustimmung der Bilderberger erreichen, meint er. Im Jahr 1999, also bevor Wolfgang Schüssel Kanzler wurde, finden wir auf der Teilnahmeliste wie bereits 2006 Rudolf Scholten, ferner Franz Vranitzky, Richard Schenz (OMV), Gerhard Randa (Bank Austria) und Norbert Zimmermann (Berndorf AG).
Jones schweift auch ab zu Eugenik, die aus den USA nach Deutschland kam und behauptet, Milliardäre wie Bill Gates und Warren Buffet würden nur deshalb viel Geld für wohltätige Zwecke spenden, weil damit Bevölkerungspolitik betrieben werden soll. Es komme also mitnichten den Armen in Afrika zugute, sondern soll ihre Anzahl reduzieren. Man fragt sich da schon, ob es erstrebenswert sein soll, dass Frauen ein Kind nach dem anderen bekommen, das nur geringe Überlebenschancen hat. Überall führt der Weg aus der Armut über Zugang zu Bildung, Geburtenkontrolle, Arbeit und Gesundheitsversorgung.
Die Herren der New World Order wünschten sich, dass alle Menschen mit Mikrochip versehen sind, führt Jones ebenfalls aus. Nachdem die EU bereits ein „superstate“ sein soll, müssten wir ja schon soweit sein – in Wahrheit sind bei uns wie vielfach auch in den USA Haustiere gechippt aus dem einfachen Grund, da es bei grenzüberschreitenden Reisen vorgeschrieben ist und weil es aus Tierschutzgründen Sinn macht. Ich habe mich so auch über etwaige Datenschutzbedenken meines Maine Coon-Katers hinweggesetzt und ihn beim Kastrieren auch gleich chippen lassen (schon wieder so eine Bevölkerungskontrolle!). Für Jones werden auch die Ängste der Menschen vor dem Klimawandel ausgebeutet, wenn etwa eine CO2-Abgabe durchgesetzt werden soll. Er lebt allerdings in einem Land, wo man sich auch nicht vorstellen kann, Benzinpreise wie in Europa zu bezahlen, die ja oft auch zweckgebunden besteuert sind.
Alex Jones wird von manchen mit einer fortgesetzten Operation Mockingbird in Verbindung gebracht, mit der Geheimdienste Desinformationen zu wichtigen Themen verbreiteten, wobei auch auf seine Beziehungen zu Pat Buchanan verwiesen wird. In einer amerikanischen Diskussion zu seiner Person und zu Endgame wird ebenfalls vermutet, dass er gezielt eingesetzt wird. Manche meinen, er habe geheim in der Bohemian Grove filmen dürfen, damit er dann Anhänger um sich scharen kann. Substanz haben wohl die Behauptungen, Jones schone die katholische Kirche und den Vatikan, da er jesuitische Erziehung genossen hat. Man bedenke, dass er anderen zuruft, sie seien böse und dass Gott auf „unserer“ Seite sei – derlei Wortwahl ist undenkbar ohne enge Kategorien Christ vs. Antichrist (da Jones auch leicht Satanismus vermutet).
Wer sich in die Hintergründe von Netzwerken in der Weltpolitik vertiefen will, der/dem sei eher „Das schwarze Reich“ von E.R.Carmin nahegelegt (der Autor trägt ein Pseudonym, manche nehmen an, es handle sich um Ralph Tegtmeier / Frater V.D.). Mit vielen ausführlichen Quellenangaben und Fußnoten werden hier unter anderem die okkulten Wurzeln des Dritten Reiches offengelegt und zahlreiche Verbindungen zwischen vermeintlichen Feinden. Die um die Jahrhundertwende beliebten Geheimgesellschaften waren miteinander in Kontakt und inspirierten sich gegenseitig, von Überschneidungen in den Mitgliedschaften ganz abgesehen. Die Thule-Gesellschaft war der Drahtzieher von Hitlers Etablierung und wies Parallelen zu den Vorstellungen Aleister Crowleys auf.
Hitler kannte die Bücher von Crowley, der zeitweise in Deutschland lebte und beim Ordo Templo Orientis war, der auch heute noch in mehreren Ländern präsent ist. Im Web wird auf mehreren Seiten gefragt, ob Hitler und Crowley identisch waren. Bekannt sind einige antisemitische Aussprüche Crowleys, der wohl auch als britischer Agent tätig war. Nicht vollends absurd ist die Vorstellung, dass George W. Bush ein Enkel von Aleister Crowley ist. Seine Großmutter Pauline Pierce war mit Nellie O‘Hara und Frank Harris befreundet, die zum Freundeskreis Crowleys gehörten. Mrs. Pierce war bereits Mutter zweier Kinder und brach aus ihrer Ehe aus, man sagte ihr später auch eine Affäre mit Präsident Eisenhower nach. Sie reiste zu ihren Freunden nach Frankreich und soll dabei auch Crowley begegnet sein. Ein Blogger liess sich im Jahr 2000 ein Crowley-Buch von George Bush signieren, was freilich nicht zwingend bedeutet, dass der spätere Präsident wusste, worin er seine Signatur malte.
Kitty Kelley beschreibt in „The Family: The Real Story of the Bush Dynasty“, dass sich Barbara Bush sehr von ihren drei Geschwistern unterschied, zu denen sie auch keine enge Beziehung hatte. Sie war wenig feminin, eher kräftig gebaut und unbeholfen, aber sportlich, womit sie gut zur Bush-Familie passte. Auf Bildern sieht sie Aleister Crowley tatsächlich ähnlich, allerdings werden ihre Fotos als ältere Frau mit jenen eines älteren Crowley verglichen, was nicht so aussagekräftig ist. Ihre ältere Schwester Martha schaffte es auf das Titelblatt der Vogue im Jahr 1940, während Barbara solch eine Chance niemals hatte mangels Schönheit. Ihre Eltern waren sehr mit den beiden Brüdern beschäftigt, einer hatte psychische, der andere körperliche Probleme. Mit 16 begann sie, mit George H.W. Bush auszugehen, der auch zuvor noch keine anderen Verabredungen hatte.
Sein Vater Prescott Bush half Hitler an die Macht, als er für die Brown Brother Harriman arbeitete, damals die größten Investmentbanker der Welt, die deutsche Industrieinteressen in den USA vertraten. Hitler wurde also, wie später Saddam Hussein, zuerst auch mit Hilfe aus den USA aufgebaut und dann zerstört. Nach Enthüllungen der BBC plante Prescott Bush im Jahr 1933 einen Staatsstreich gegen Präsident Roosevelt, um eine faschistische Diktatur zu errichten. So gesehen würde also eine eventuelle Tochter von Crowley, dessen Vorstellungen Übereinstimmung mit denen Hitlers hatten, durchaus in die Familie passen. Aber war George H.W.Bush, später CIA-Chef und US-Präsident, überhaupt der Sohn von Prescott Bush? Hier gibt es die These, dass er in Wahrheit ein NS-Agent namens George H.Scherff Jr war, der den serbischen Erfinder Nikola Tesla verriet, der laut Wikipedia 1943 in hohem Alter eines natürlichen Todes starb. Tesla wollte lange Jahre eine Hochenergiewaffe bauen und will diese auch getestet haben – beim Tunguska-Zwischenfall in Sibirien?
Man macht dabei aus Tesla, dessen Vater serbisch-orthodoxer Priester war und dessen Mutter die Tochter eines Priesters, einen verfolgten Juden. Allerdings wird auch behauptet, dass Reinhard Gehlen, der mit den Amerikanern den deutschen Bundesnachrichtendienst gründete, heimlich in den USA gelebt hatte, was nicht nötig war, da er kurz in Gefangenschaft war und 1946 offiziell nach Deutschland zurückkehrte, um seine Geheimdienstarbeit fortzusetzen. Dazu kann dann auch die Vorstellung gehören, dass Barbara Bush, die vermeintliche Crowley-Tochter, ebenfalls aus Deutschland stammt und einen anderen Namen hatte. Also wenn ich mich entscheiden müsste zwischen Präsident Bush als Sohn eines Nazi-Agenten oder als Enkel von Crowley, dann würde ich vielleicht zweiteres wählen, auch weil es weniger unwahrscheinlich erscheint.
Allemal ist so eine Reise durch Thesen und Theorien spannender als der für die Länge von über zwei Stunden wenig informative Film von Alex Jones. Der nebenbei auch entmutigend ist, da er uns weismacht, dass wir keinerlei Einflussmöglichkeiten haben und dass alles exakt so realisiert wird, wie es „die Eliten“ in ihren abgeschotteten Machtzirkeln festlegen. Dies entspricht keineswegs der Realität, wenngleich es nicht schaden kann, über die Netzwerke im Hintergrund Bescheid zu wissen. Als Kontrastprogramm zu Jones würde ich John Pilger mit War on Democracy empfehlen. Dieser Film ist realistisch, schonungslos, bewegend und dennoch ermutigend, weil er Menschen zeigt, die Widerstand leisten.
Alexandra Bader
Quelle:
http://www.ceiberweiber.at/index.php?type=review&area=1&p=articles&id=732