Welche Rolle spielt Günter Kinscher (GDL) beim Bahn-Streik u.-Verkauf?
Die Ereignisse angesichts des Erfolgs der GDL gegen den Goliath DB AG überstürzen sich. Heute drohten die DGB-SPD-Gewerkschaft Transnet und die GDBA ebenfalls mit Streik, falls die SPD-Regierungsclique den SPD-Parteitag und dessen sowieso zusammenmanipulierten Beschluss (1) vollständig ignoriert und die deutsche Eisenbahn doch verkauft. Dem „Steinbrück-Modell“ zufolge ist vorgesehen, innerhalb der DB eine Holding für die Unternehmensbereiche Nah- und Fernverkehr sowie Transport und Logistik zu schaffen und diese Sparten nach und nach zu privatisieren.Aber was passiert jetzt? Jetzt kommt der GDL-Vorsitzende Günter Winscher an und erklärt, die Ausgliederung der Lokführer in eine eigene Service-GmbH sei für die Arbeiter „sicher etwas Lohnenswertes“ (2).
DIE SITUATION DER INTERESSEN: TEILE UND PROFITIERE
Eins ist völlig klar: die Lokführer und ihre Gewerkschaft GDL sind dabei zu gewinnen, was niemand… (Schweigen)…was kein VERNÜNNNNNFTIGER Mensch jemals für möglich gehalten sondern gleich die Hände gehoben hätte, wie es in dieser Republik die letzten Jahrzehnte guter Brauch war (von den Ostdeutschen und ihrer Revolution mal abgesehen, aber wer sind die schon.)
Warum sollte man also ausgerechnet – während man im Kampf gegen das Prinzip der Selbstbereicherung und des Profits gerade zu Volkshelden avanciert – der Zerschlagung der deutschen Eisenbahn und ihrer Belegschaft in „Service-Gesellschaften“, „Holdings“ und „Sparten“ zustimmen?
Warum sollte man sich Transnet gegenüber wie Transnet benehmen?
Es wäre doch viel schlauer die von ihrer Basis gerade richtig flachgepimperten Transnet- und GDBA-Funktionäre mit dem Vorschlag eines gemeinsamen Aktionsplans zu überraschen?
Klar ist: Transnet und GDBA verdienen keine Solidarität. Aber ihre MITGLIEDER. Die Arbeiterschaft ist schon in Teilen unschlagbar, das hat die GDL bewiesen. 80 Millionen Menschen wären einer gemeinsamen Front der Eisenbahner dankbar, wenn die gegen eine skrupellose und heuchlerische Bande von Lügnern und Betrügern hier im Regierungsviertel durchsetzt, dass wenigstens die deutsche Eisenbahn nicht den Börsen-Geiern zum Frass vorgeworfen wird.
Gegen eine geeinigte Bahnbelegschaft hätte niemand eine Chance, erst Recht nicht die SPD-Minister. Die PARTEI dagegen würde es den Eisenbahnern danken, da ihr die Abstimmung auf dem eigenen Parteitag durch den Podiumsdirigenten Olaf Scholz einfach verboten wurde und die Berliner SPD sogar den eigenen Antrag zurückzog. (1)
DIE FIGUR GÜNTER KINSCHNER
Radio Utopie am 18.10.:
„Quasi aus Angst, nach dem Tritt für den Hartz-Vizekanzler Franz Müntefering schon wieder alles nicht mitbekommen zu haben, begann man in den Konzernmedienetagen deshalb mit hektischem Gefasel über Fantom-Differenzen bei den Lokführern. Für das „Morgenmagazin“ holte man sich extra den 2.stellvertretenden Vorsitzenden Günther Kinscher. Dieser lieferte auch das gewünschte grauenvolle Rumgestotter ab, er entschuldigte sich praktisch für alles schon am Anfang, guckte andauernd zur Seite auf den Bildschirm und gab das klassische Opfer.
Wer das mitansehen musste, der weiss, warum Weselsky der Streikleiter ist.“
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=1087&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=10
Seitdem trat Kinscher immer wieder mit ähnlich merkwürdigen Auftritten in Erscheinung. Wer schon einmal auf irgendeiner Bühne der Welt den Lustverlierer markiert hat, der fand in ihm eine unübertroffendes Vorbild. Bei der letzten GDL-Pressekonferenz hatte er trotzdem das mit Abstand beste Licht, im Gegensatz zu Manni Schell und dem Streikleiter während seiner Abwesenheit, Claus Weselsky. Beide wirkten auf den Bildschirmen leichenbraun.
Wenn man im Leben schon stunden-, ach was, tagelang auf Lichttechniker einsoufflieren und diese schon für eine einfache Glühbirne bezücken musste, kommt einem sowas schon seltsam vor. Ausserdem beugte sich der sonst so unterwürfige Kinscher förmlich vor Schell, bewegte unentwegt die Lippen, als wolle er jeden Moment während der gnadenlos guten Rede seines Vorsitzenden dazwischenschreien, „Er meint das nicht so! Er meint das nicht so!“
NACH TRAPPATONI UND RUDI VÖLLER DER DRITTE WECKRUF
Es machte am 7.November so einen dermassenen Spass Manfred Schell auf der Pressekonferenz zu sehen, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Es riss mich hoch, ich hüpfte vor dem Fernseher und konnte mich gar nicht mehr einkriegen.
Es war wie bei „The Sixth Sense“ aber diesmal dachte ich: „Ich seeeehe…einen LEBENDIGEN MENSCHEN“.
Da sass ein Typ. Eine Type, quasi. Und er sprach. Er sagte was. Es war nicht mehr dieses Fahrstuhl-Gequatsche angeschaltet, die die Deutschen seit Jahrzehnten aus dem Flimmerkasten heraus verblödet. Da redete ein beinkonservativer, alter Arbeiter, der sich vom Kohlenschipper hochgeschuftet und einen Jugendtraum erfüllt hat, indem er einen Ferrari zu Schrott fuhr, richtig so.
Da sass keiner von diesen Flitzpiepen aus Parteien, Wirtschaftswissenschaftsinstituten und Blödel-Fernsehen, und auch kein Linker, Sozen oder DGB-Heini die sich alle vor sich selbst schämen (müssen). Da sass ein Christdemokrat, der die ganze Bande aus dem Bundestag kennt und vor dem die nach Berlin emigrierten Polit-Pappenheimer zittern müssen, weil man ihm nix erzählen kann. Niemand – ausser Trappatoni und dem römisch verheiratetem Rudi Völler – machte bei Pressekonferenzen oder -Auftritten jemals soviel Spass, seit Urzeiten nicht mehr.
Und eins muss man auch sagen: Claus Weselsky ist der richtige Nachfolger. Der guckt. Der guckt grade. Der hat nicht diesen Opferblick, dieses „darf-ich-das?“ im Auge, sondern die nüchternen Interessen seiner Wähler, der GDL-Arbeiter insgesamt. Ich werde dieses Medienentsetzen nie vergessen, als Schell zur Kur musste und man überall nur hörte, „Oh Gott, der ist ja noch schlimmer..“.
Der beleidigte Tonfall der Pressemeute bei der Pressekonferenz am Mittwoch, dieses „Eyyyy, was seid ihr denn so mutig, eyyyy, also wiiiiir können uns sowas nicht erlauben“ war das beste Zeichen dafür, dass die GDL goldrichtig lag mit ihrem 42-Sunden-Streik. Ein unbefristeter Streik im Güterverkehr bringt Mehdorn schnell zu Fall, da braucht man den Nahverkehr gar nicht mehr.
ARBEIT SIEGT ÜBER KAPITAL
Die Lokführer haben schon jetzt dieser – immer noch jungen – Berliner Republik und Demokratie einen unschätzbaren Verdienst erwiesen: einen Beweis ihrer Existenz.
Man hat sich zu bedanken.
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Quellen:
(1)
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=1125&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=10
(2)
http://www.welt.de/wirtschaft/article1349909/Doppelte_Streikdrohung_bei_der_Deutschen_Bahn.html