Die Bahn-"Gewerkschaft" Transnet: unsolidarisch, verlogen, panisch
Das hat man davon, wenn man Kollegen im Stich lässt: die angeblich 270.000 Mitglieder starke „Gewerkschaft“ Transnet (1), die zuliess dass die Lokführer in den letzten Jahren fast 10% an Lohn verloren, versuchte alles, um deren Streik für eine Unabhängigkeit von der Hausgewerkschaft des Bahn-Konzerns DB AG zu verhindern. Sie fiel den eigenen Kollegen nur in den Rücken, sie wollte ihnen Streikbrecher auf den Hals hetzen (7), nur um zu verhindern, dass diese kleine, konservative Gewerkschaft die SPD-geführte DGB-Gewerkschaft als Versager outete.
Nun ist es geschehen: der grosse Verlierer des Lokführer-Streiks ist schon jetzt die Transnet.Wie peinlich muss das sein, erst für die eigenen Mitglieder nicht mehr als 4.5% rauszuholen, dann den Streik der eigenen Kollegen mit allen Mitteln verhindern zu wollen, sich aber gleichzeitig eine Klausel von der DB AG in den Vertrag schreiben zu lassen dass bei einem höheren Abschluss mit einer anderen Gewerkschaft nachverhandelt werden muss und dann auch noch alles dafür tun damit das nicht passiert.
Je höher der Abschluss der GDL, desto mehr Geld kriegen nachher die Mitglieder der Transnet, obwohl sie nichts dafür getan haben. Aber noch nicht einmal das wollen sie. Lieber kriegen sie selbst nachher weniger Geld, als so dazustehen, wie sie sind: unsolidarisch, verlogen, panisch. Es ist ein solch erbärmliches Bild, das man es nicht mehr beschreiben kann.
Wie mit der Wahrheit auch in den Konzernmedien und -agenturen umgesprungen wird, zeigt dabei auch der Umstand, dass bei Reuters vermeldet wird, die GDL habe „rund 18.000 Mitglieder“ und die Transnet „270.000“. (1)
Am 1.November meldete die „Zeit“, Transnet habe „250.000“ und die GDL 34.000 Mitglieder (2). Wie kommt das?
Laut dieser Meldung sind die Hälfte dieser 34.000 GDL-Mitglieder zwar Rentner und Pensionäre. Aber durch Mitgliedsbeiträge und Spenden tragen diese zur Kampfkraft ihrer Gewerkschaft bei. Auch haben diese alt gewordenen Arbeiter alle ihre Geschichte, und die wird ein Lied singen können, von den Versagern in DGB, SPD und der Transnet. Gerade die alten Kollegen werden es sein, die die Jüngeren vor dem Schicksal einer an diese Leute geketteten Lokführergewerkschaft bewahren wollen.
Das die GDL dabei auf der Siegerstrasse ist, zeigt sich daran, dass laut Pressemeldungen die Transnet schon Anfang November mehr als 1000 Mitglieder an die GDL verloren hat, während diese 2000 neue Mitglieder dazugewinnen konnte.(2)
Wenn jetzt der Transnet-Chef Norbert Hansen, der bei dem SPD-Bundesparteitag die erwartet bräsige, eitle und nichtssagende Rede hielt, vor die Presse tritt und mitStreik droht, falls den Lokführern – die er schmählich im Stich gelassen hat – mehr Lohn gezahlt wird, dass ist das nicht nur ein Abgrund der Falschheit, sondern nur noch lächerlich. Die gleiche Nummer zog er vor ein paar Tagen durch, als wegen des Verkaufs der deutschen Eisenbahn zuerst mit Streik drohte (3) und dann einen Tag später im DB AG-Vorstand zustimmte (4).
Wenn hier die Transnet wie der dicke, hässliche, verwöhnte Bruder der GDL sich nun an den Rockzipfel des Bahnkonzerns hängt und rumflennt, er will aber auch zu den Verhandlungen (5), oh mein Gott, peinlicher geht es nicht – denkt man.
Doch dann muss man die Meldung von Johannes Houben von der Transnet Region West lesen. Der vermisst – kein Witz – „Solidarität“. Und zwar von der GDL… (6)
Da ist man dann doch einen Moment sprachlos über soviel unglaubliche, unglaubliche Heuchelei.
OFFENER BRIEF EINES TRANSNET-LOKFÜHRERS AN MEHDORN.
Wie verbittert die Mitglieder der Transnet über ihre eigene Gewerkschaft sind, zeigt der offene Brief des Transnet-Mitgliedes Gerhard Bernreither (Personalnummer 00607407) an Hartmut Mehdorn diesen Oktober.
http://www.radio-utopie.de/archiv.php?themenID=1102&JAHR_AKTUELL=2007&MON_AKTUELL=10
Er rechnet darin schonungslos mit der eigenen „Gewerkschaft“, mit den Bahn-Managern und den im Laufe der Jahre getroffenen gemeinsamen Entscheidungen zu Lasten der Arbeiter ab.
Die sogenannten „Lohnerhöhungen“ entlarvt Bernreither als „Farce“, da sie nicht einmal die Lohnkürzungen durch Arbeitszeiterhöhungen auffängt. Ständige wechselnde Schichten machten den Lokführern das soziale Leben schwer, es sei kein geregelter Lebensrythmus mehr möglich. Er stellt die Frage, wieviel eine Sekretärin in den Vorzimmern der Bosse so verdient, die einfache Menschen nicht mehr an die hohen Herren durchstelle welche sich vollständig von Denen abgekoppelt hätten, die alles mit ihren Händen erarbeiteten. Er legt dar, dass die Mitbestimmung in diesem in Staatsbesitz befindlichen Konzern de facto abgeschafft ist. Der „Transnet“-Lokführer Gerhard Bernreither beschreibt es ausserdem als einen „Riesenskandal“, dass Transnet Seit´an Seit´ mit den Bahn-Managern Sondereinsätze der Lokführer während eines Sturms entgegennahmen und anschliessend eine Weisung verschickten, in der eine diesbezügliche „Dienstverpflichtung“ angeordnet wurde.
„Natürlich ist es blanke Hochstapelei, wenn man zu solchen Mitteln greift. Oder ist eine CLS (Cargo – Leitstelle) inzwischen ein Verfassungsorgan geworden, kann Notstandsgesetze aktivieren und ich habe etwas verpasst?“, so Bernreither wörtlich.
Und dann ein paar Sätze, die jedem Funktionärs-Heuchler, Konzernmedien-Fuzzi und SPD-Heini ins Stammbuch geschrieben gehören:
„Nun noch etwas zu den Diskussionen über die Lokführergehälter an sich. Die o.g. effektiven Lohnabzüge hat es nur bei den Lokführern gegeben. Haben Sie etwas gehört von Protesten anderer Berufsgruppen zu einer derartigen Behandlung der Lokführer? Wer hat hier das Recht, von Solidarität aller Beschäftigten zu reden?!“
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Quellen:
(1)
http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=topNews&storyID=2007-11-20T085658Z_01_HAG032201_RTRDEOC_0_DEUTSCHLAND-TARIFE-BAHN.xml
(2)
http://www.zeit.de/news/artikel/2007/11/01/2411415.xml
(3)
http://www.focus.de/finanzen/news/bahnprivatisierung_aid_139171.html
(4)
http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/bahn/Deutsche-Bahn-Streiks-GDL;art15463,2420169
(5)
http://www.taz.de/nc/1/archiv/print-archiv/printressorts/digi-artikel/?ressort=sw&dig=2007%2F11%2F20%2Fa0074&src=GI&cHash=710fbd9483
(6)
http://www.az-badkreuznach.de/rhein-main/objekt.php3?artikel_id=3056175
(7)
http://www.welt.de/wirtschaft/article1082367/Wenn_Kollegen_zu_Kontrahenten_werden_.html