Atari hat Geschichte geschrieben, mindestens ebenso sehr wie IBM und Apple. Die erste Generation von Computern für den Privatgebrauch, noch bevor der PC erfunden wurde, waren die sogenannten Homecomputer, die ursprünglich einmal die Funktionalitäten von Schreibmaschine, Taschenrechner und Schachcomputer verbanden. Dieser Mix ermöglichte aber noch andere Synergien.Und das waren Spiele, die mit den heutigen hochkomplexen Anwendungen noch nichts zu tun hatten. Teils handelte es sich um auf den Bildschirm verlegte Spielhallen-Daddelspiele wie Flipper, teils um Adaptionen von Videospielen aus dem Spielhallenbereich, teils um völlig neu entwickelte reine Computerspiele, z.B. Kongo Bongo, ab 1982 Donkey Kong genannt, wo es darum ging, gegen einen Kokosnüsse werfenden Gorilla zu bestehen, Tetris (das ich beim NDR mal Fensehtechniker auf Studiomonitoren spielen sah), Space Invaders und Pac Man.
Ein Start up aus Silicon Valley, Atari (das hawaiianische Wort für Angriff) entwickelte sich in dieser Zeit zum führenden Hersteller für Homecomputer und Videospiele, auch für den Bereich der Spielhöllen (letzteres bis zur Krise des Marktes für Spielhallenvideospiele 1984). Der C64er war von 1979 bis 1983 der meistgekaufte Computer, gegenüber dem Vorläufer V200 von ITT damals ein technologischer Durchbruch, und auch nach Einführung der ersten PCs blieb Atari noch lange am Markt. Langfristig hatte man gegen die Microsoft- und Apple-Technologie keine Chance, denn die Bedienung eines Atari setzte die Kenntnis der Programmsprache Basic voraus. Zwar entwickelte dann auch Atari ein eigenes DOS und Office und z.B. die Textverarbeitung That´s write, aber die Bedeutung der Zeit vor dem Aufkommen des PC erlangte das Unternehmen nie wieder.
Ich kann mich aus meiner Studienzeit in den frühen 1990ern erinnern, dass viele Kommilitonen damals noch Atari-Rechner verwendeten, die in der Textverarbeitung zwar schlechter, in der Grafik aber besser als PCS waren. Die Grafiksoftware war in der Bedienung an die Benutzerführung von Videospielen angelehnt und daher noch leichter und intuitiver als etwa bei heutigen Adobe-Anwendungen. Ein anderer Anwendungsbereich in der Preisklasse eines PKWs waren damals Workstations für Videoschnitt, bei denen Atari bis 1995 führend war. Mit dem Siegeszug des Pentium und der Apple-Redaktions-Workstations war Atari dann technologisch endgültig nicht mehr konkurrenzfähig, und es begann der lange Rückzug in die Welt der Spielkonsolen und Gamesoftwareentwicklung. Und auch dieser Bereich wird nun dicht gemacht.
Atari hat fertig. Die Spieleklassiker meiner Jugend habe ich mir zum Glück gesichert.
Quelle:
http://boocompany.com/index.cfm/content/story/id/15241/