Pfizer: Champix-Krisen-PR beginnt mit blanker Lüge

There were no suicides in patients taking Chantix in our clinical trials, teilt Pfizer dem bekannten Pharmablogger Ed Silverman im Zusammenhang mir der jüngsten Warnung der FDA per E-Mail mit. Das soll erst einmal die Gemüter beruhigen, und Silverman scheint das auch erst einmal zu glauben. Dumm nur, dass es nicht stimmt.Werfen wir doch einmal einen kurzen Blick in eine der Studien. Darin findet sich eine bemerkenswerte Passage, im üblichen wolkigen Marketingduktus industriefinanzierter Medikamentenstudien. Die unangenehme Tatsache wird bereits vor ihrer Eröffnung hinter einer Wolke von Dementis und Rechtfertigungen verschleiert: Three participants died in this study. None of these deaths was considered related to the study drug. One man with a history of depression that was not revealed at the time of enrollment died of suicide 27 days after completing double-blind treatment.

Obwohl es nicht offen ausgesprochen wird, ist unschwer nachvollziehbar, dass der Mann tatsächlich mit Champix behandelt wurde: In der Plazebogruppe gab es nämlich keine Todesfälle.

Pfizer lügt also.

Wo wir schon dabei sind, schauen wir uns die feine Formulierung doch noch einmal genauer an: „… with a history of depression that was not revealed at the time of enrollment…“

Mit anderen Worten, der Mann war selber Schuld. Er hatte seine „history of depression“ zu Studienbeginn nicht offengelegt. Wollten wir Pfizer glauben (warum sollten wir eigentlich?), dann hätte dieser Mann also bereits in der Vergangenheit psychische Probleme gehabt.

Diese Argumentation ist bemerkenswert. Champix darf nämlich heute durchaus auch Personen verschrieben werden, die in der Vergangenheit psychische Probleme hatten.
Solche Personen wurden in den vorliegenden Studien mit größtmöglicher Akribie ausgeschlossen, wohl wissend, dass von dieser Seite Gefahr für den „Milliarden-Blockbuster“ droht. In der Normalbevölkerung ist der Anteil „psychisch labiler“ Personen weitaus höher.

Genau dieser Suizidfall ist es offenbar auch, der merkwürdigerweise nur in der kanadischen Version der Fachinformation zu Champix/Chantix Erwähnung findet, nicht jedoch in der offiziellen Fachinformation für Ärzte auf PfizerPro.com.

Update:
Ed Silverman stellt die Aussage des Pfizer-Sprechers mittlerweile ebenfalls in Frage und hat seinen Artikel entsprechend ergänzt:

ANOTHER UPDATE: Actually, a Phase III trial did yield one suicide in a patient with a history of depression, but it was „not considered related“ to Chantix. Also, the US label notes that side effects reported by patients include suicidal ideation, but not suicide. By contrast, the Canadian label doesn`t say reported by patients, but also mentions suicide.

Quelle:
http://boocompany.com/index.cfm/content/story/id/15237/

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