Andrea Ypsilanti kann nun Farbe zeigen

Ergebnis Hessen 08
Partei % Sitze
CDU 36,8 42
SPD 36,7 42
FDP 9,4 11
Grüne 7,5 9
Linke 5,1 6

Die beste Nachricht des gestrigen Wahlabends hat lange auf sich warten lassen: Roland Koch wurde abgewählt. Seine Tankstellen-Connection hat auch zusammen mit ihren Hilfstruppen von der hessischen Rechtsanwaltspartei FDP keine Mehrheit. Mit dem Einzug der Linkspartei in den Landtag von Hessen wurde verhindert, dass Roland Koch für seinen Wahlkampfgriff in die Nazikiste mit dem Ministerpräsidentenamt belohnt wurde.

Nun gilt es für die Spitzenkandidatin der SPD, Andrea Ypsilanti, Farbe zu bekennen.

Andrea Ypsilanti hat die Schmierenkomödie der nun folgenden hessischen Koalitionsverhandlungen damit eingeleitet, dass sie die FDP im heute-journal zum Nachdenken über Koalitionsgespräche aufgefordert hat. Warum eigentlich? Was haben die Abgeordneten der Rechtsanwaltspartei FDP mit der SPD gemein? Unter den elf gewählten Abgeordneten der FDP sind sage und schreibe sechs Abgeordnete, nämlich Jörg-Uwe Hahn, Dieter Posch, Nicola Beer, Florian Rentsch, Wolfgang Greilich und Leif Blum, Rechtsanwälte. Dass die FDP in Hessen nicht dafür sorgen will, dass der Schweinestall ausgemistet wird, den Roland Koch und seine Tankstellen-Seilschaft in der hessischen Justiz hinterlassen haben, kann man schon daran sehen, dass diese FDP unbedingt mit Roland Koch zusammen regieren wollte.

Aber die hessische FDP will ja gar nicht zusammen mit der SPD regieren. Die Linkspartei drängt sich hingegen geradezu auf, Andrea Ypsilanti, die sich in der SPD als links positioniert, zu wählen. Mit der Linkspartei zu regieren, kommt aber für jemand wie Andrea Ypsilanti, die ihren Sohn auf eine Privatschule schickt, weil die nächste Ganztagsschule fast 10 km entfernt ist, wie sie sagt, natürlich nicht in Frage. Schreckliche Kommunisten, diese sechs Abgeordneten der Linkspartei. Der Spitzenkandidat Willi van Ooyen war mal in der Friedensbewegung aktiv. Und die zweite Abgeordnete der Linken, Marjana Schott, ist als Schuldnerberaterin und Insolvenzverwalterin täglich mit den Erfolgen der tollen hessischen Wirtschaftspolitik konfrontiert. Völlig ausgeschlossen ist auch eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der dritten linken Abgeordneten, Janine Wissler. Die 26-jährige studiert nämlich Politologie, ist Mitglied bei verdi und setzt sich gegen Studiengebühren ein, das geht mit der SPD schon mal gar nicht. Auch Ulrich Wilken, der vierte Abgeordnete der Linkspartei in Hessen ist Mitglied bei ver.di und disqualifiziert sich damit für eine wie auch immer geartete Zusammenarbeit mit der SPD. Zudem hat der auch noch einen Doktortitel in Pädagogik, nicht auszudenken, nachher kritisiert der noch die Bildungspolitik von Andrea Ypsilanti. Erst recht unmöglich ist eine Zusammenarbeit mit der fünften Abgeordneten der Linkspartei, Barbara Cárdenas. Die kennt sich nicht nur viel zu gut mit Pädagogik und Psychologie aus, sondern war mal bei der Dietzenbacher Liste. Nicht auszudenken, wenn die SPD so indirekt mit einer überparteilichen politischen Bürgerinitiative zusammenarbeiten würde. Ganz schlimm, geradezu das personfizierte Feindbild der SPD, ist der sechste Abgeordnete der Linkspartei, Hermann Schaus. Dass der Mitglied in der evangelischen Kirche ist, könnte die SPD dem hinterlistigen Kommunisten ja vielleicht gerade noch durchgehen lassen, aber als Pressesprecher von Verdi ist er für die SPD untragbar.

Wie man also unschwer erkennt, kann die SPD unmöglich mit diesen Abgeordneten der Linken zusammenarbeiten. Nachher denken die Aufsichtsräte wichtiger hessischer Wirtschaftsunternehmen noch, die SPD würde mit Arbeitnehmern gemeinsame Sache machen und drehen den Spendenhahn zu.

Da bleibt der armen Andrea Ypsilanti wohl nichts anderes übrig als nach einer filmreifen Schauspielleistung zur Tankstelle zu gehen, bei Volker Bouffier um ein paar Ministerposten für die SPD zu betteln und eine große Koalition zu machen. Das gebietet die politische Logik. So hat‘s der Gerd 2005 in Berlin gemacht und so wird‘s die Andrea 2008 in Hessen machen. Nur zuverlässige Partner sorgen schließlich gekonnt für die Lösung von kleineren Problemen mit dem Pöbel. Und was hat die SPD auch mit dem Stimmvieh zu schaffen? Schließlich sind die Wahlen nun vorbei und da ist‘s egal, welche Farbe nun unter dem roten Anstrich hervorkommt.

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