Gestern besuchte Erdogan, anlässlich der Brandkatastrophe in Ludwigshafen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin. Man habe konstruktiv und in versöhnlichen Tönen miteinander gesprochen. Es fiel der Slogan „Ja zur Integration, aber nein zur Assimilation“. Nun – ich als Deutscher, türkischer Herkunft, kann behaupten, dass ich zu 100% integriert und zu 100% assimiliert bin. Somit habe ich meine Ruhe.
Aber wie konnte das passieren? Ein türkischer Einwanderer der deutsch denkt und träumt? Ganz einfach, ich bin in Stuttgart aufgewachsen (1. J. bis 10. J). Mit 11 ging ich auf eine der zahlreichen Eliteschulen in Istanbul. Dies sind Gymnasien die zur Hälfte fremdsprachig sind. So war ich 6 Jahre in einem deutsch-türkischen Internat. Naturwissenschaftliche Fächer wie Mathematik, Chemie oder Physik bekamen wir von deutschen Lehrern mit deutschen Lehrbüchern gelehrt.
Es gibt in Istanbul ein französisches, österreichisches, amerikanisches und ein deutsches Gymnasium. Es sind sogar fremdsprachige Universitäten geplant. Die türkischen Schüler sollen sich bilden und im Falle einer Auswanderung oder einer erweiterten Bildungsreise kulturell und sprachlich vorbereitet sein.
In der heutigen Ausgabe der Sabah kann man lesen, dass Erdogan darauf kurz hinweist und es begrüßen würde, wenn es umgekehrt in Deutschland türkische Schulen gäbe. Natürlich nicht ausschließlich für Türken, sondern für die, die sich eventuell eine Zukunft in der Türkei vorstellen können. Gar nicht so absurd, da ja die Türkei vielleicht bald zur EU gehören oder zumindest eine Sonderstellung einnehmen soll. Auch rein kulturell und geschichtlich könnte die türkische Sprache interessant werden. Immerhin gehört die türkische Sprache weltweit zu den meist gesprochenen Sprachen. Was viele nicht wissen, die ehemaligen Süd-Sowjetrepubliken sind „Turkvölker“ und sprechen Urtürkisch, die sogenannte altaiische Sprache. Auch im Ural leben Urtürken.
In Deutschland hat man „irgendein Bauer aus Anatolien“ als Bild vom Türken. Auch wird die Integration von Nichtachtung und vom Nicht-Gebührend-Respektieren gehemmt. Beispielsweise wurde in einer ZDF-Dokureihe „Reise in die Mongolei“ beim Durchqueren der Länder Einheimische in Russisch interviewt, obwohl man im Originalton genau hören konnte, dass sich die Menschen untereinander in Türkisch unterhielten. In Zeitungen beispielsweise, werden sklavische Buchstaben in Namen original gedruckt, türkische Buchstaben werden trotz 2,5 Mio. Mitbürger weder richtig gedruckt noch in irgendeiner Nachrichtensendung richtig ausgesprochen, man weigert sich einfach.
Umso unverständlicher die Aufregung in den Medien. Warum soll es kein türkisch–deutsches Gymnasium geben?
Bildung hält nicht nur schlank es integriert auch in beide Richtungen.