SPD und Beck: Naumann jammert über seinen Sieg
Hamburg: Die Heuchelei ist genauso lächerlich wie entblössend. Der SPD-Spitzenkandidat Michael Naumann gewinnt die Wahl in Hamburg und kann rot-grüner Bürgermeister werden – wenn die „Linke“ ihn wählt. Stattdessen fragt sich der naive Betrachter nun, warum er seit dem Wahlsonntag nur rumjammert und sich beklagt.
Ganz einfach: er wollte nie Bürgermeister werden, sondern Juniorpartner der CDU.
DIE HEUCHLER
„Während die Spitzenkandidaten der möglichen Koalitionspartner SPD und Grüne (GAL), Michael Naumann und Christa Goetsch, noch mehr oder minder erschrocken den Ausgang der Bürgerschaftswahl in der Hansestadt feierten, verließ Hamburgs Bürgermeister schon kurz nach neun die CDU-Wahlparty“ (1), so die bezeichnende dpa-Meldung zum merkwürdigsten aller Wahlsiege in der Hansestadt.
Die „Spitzen“ der Parteien jagen vom Feld, um sich nun, ins Mark getroffen und verbittert ob all ihrer versaubeutelten Pläne, zu beratschlagen.
Denn sowohl Naumann, als auch Goetsch, haben von Anfang an nur für den CDU-Bürgermeister Ole Von Beust gekämpft, nichts anderes.
„ROT-GRÜN“ IN HAMBURG: DAS MENETEKEL FÜR NAUMANN UND GOETSCH
Sie wollten nicht gewinnen. Sie wollten verlieren. Sie haben während des gesamten eigenen Wahlkampfes nichts als auf der Handbremse gestanden und zugesehen, wie eine abgetakelte, durch ungezählte Skandale blamierte Regentschaft der Bürgerlichen sich den nächsten Schill zur Seite auszusuchen brauchte.
Goetsch schmiss sich Beust zu Füssen, als dieser in den Umfragen runtersauste und auch mit FDP keine Mehrheit mehr hatte.
Naumann, in unerträglich süsslichem Todschläfer-Genäsel, ignorierte dies stets feist lächelnd, beklagte sich nicht eine Sekunde, machte nicht einen Handschlag um die Situation zu verbessern und schwatzte weiter über rot-grün, von dem er wusste, dass es mit schwarz-grünen Angeboten seitens der „Spitze“ der GAL nie die Mehrheit bekommen würde.
Goetsch und die GAL (Grüne in Hamburg) verloren dann bei der Wahl 2.7% der Wählerstimmen (8), warum ist keine Frage. Nur weil nun die FDP wegbrach kam noch eine Mehrheit für ein linkes Bündnis (oder eine rot-grüne Minderheitsregierung) zustande.
Der Jammer war gross – bei den „Spitzen“ von rot-grün. Verdammt. Das hatte man doch gar nicht gewollt.
Während dem nun angehenden Bürgermeister Michael Naumann zur Linken im Wahlkampf immer nur „nein, nein, nein“ eingefallen war, fiel ihm nach der Wahl das Wort „rot-grün“ nicht mehr ein, genauso wie das Wort „Bürgermeister“.
Man hatte das Gefühl, es war von Anfang an allein die Vorstellung davon Bürgermeister zu werden, was eine Panikattacke beim SPD-Spitzenkandidaten ausgelöst hatte.
Nachher platzte er dann vor Wut, ganz überraschend doch zu einer Emotion fähig, das hätte man vor seinem fatalen Wahlsieg gar nicht von ihm gedacht. Ausgerechnet Kurt Beck hätte ihm mit seiner Freigabe der Bündnis-Optionen für die SPD-Landesverbände alles verdorben, schrieb Naumann in einem heute bekannt gewordenen Fax (??) an Kurt Beck (2).
Seine Intimfeindschaft mit der Linken in Hamburg hat einen durchsichtigen Grund: der Hamburger Linke Horst Bethge hatte Äusserungen über eine angebliche Nähe Naumanns zum Bundesnachrichtendienst (BND) gemacht. (9)
Michael Naumann ist der Schwiegersohn von Gerhard Wessel, der von 1968 bis 1978 Präsident des Bundesnachrichtendienstes war. (5)
Es war wieder einmal die rechte Kampfpresse, der „Spiegel“, welcher das passende Zitat (angeblich von Naumann) zum angeblich von Beck sabotierten SPD-Wahlkampf in Hamburg streute (abgedruckt von der „Zeit“, wo Naumann ehemals Chefredakteur war):
„Wir waren auf der Überholspur, und dann kam ein Lkw aus Mainz und hat alles plattgemacht“.(2)
Das ist die Sprache ausgebildeter Kombattanten für psychologische Kriegführung mit dem Zielpublikum bürgerliche Presse, was wiederum ihrer Klientel Angst vor der Arbeiterklasse machen will.
Das klingt nicht nach Naumann. Aber er wird sich dafür bedankt haben.
DER VERLIERER NAMENS „WAHLSIEGER“: OLE VON BEUST
Obwohl jeder weiss, dass Beust mit der CDU angesichts von Liechtenstein und Korruptionsaffären rund um den BND – dessen mutmassliche Verbindungen zu Michael Naumann Gegenstand mehrerer Gerichtsverfahren waren (9) – 17% seiner absoluten Stimmen verlor (4), bezeichneten ihn Konzernmedien in einem bemerkenswerten Akt der Trottelhypnose einfach weiter als „Wahlsieger“ und Naumann stand daneben und zeigte wieder dieses Grinsen, was irgendwie in sich geht und dort verschwindet.
Wenn Naumann jetzt noch weiter am SPD-Vorsitzenden Kurt Beck herummäkelt – dessen Kurs der förderalen Freiheit für die Länder mit 45:1 im SPD-Vorstand bestätigt wurde (3) – dann tut er das vielleicht um sich selbst soweit runter zu beschädigen, dass er auch noch als Bürgermeister indiskutabel wird.
Dabei war er schon als Kandidat im Juni 2007 kaum mehr als ein recht plötzlicher Notnagel (6), nachdem vorher im Februar bei der Kandidatenwahl tausend ausgefüllte Stimmzettel der SPD-Basis aus einer Wahlurne gestohlen worden waren. Ein unfassbarer Skandal, wie jeder dieser Tage schnell vergessen. Naja, fast.. (7)
Ein Kandidat, der um´s Verrecken verlieren will und dann andere für seinen ungewollten Sieg verantwortlich macht, den er mit seinem sterbenslangweiligen Mumien-Wahlkampf und der daraus resultierenden niedrigsten Wahlbeteiligung seit dem letzten Weltkrieg fast verhindert hätte.
Eine elendige Posse ohnegleichen.
Was für ein schäbiges Theater.
Epilog: heute Nachmittag zeigte sich Herr Naumann „fassungslos“ darüber, wie sein 3-Seiten-Fax an Beck nur bekannt werden konnte. Er liess es sich aber dennoch nicht nehmen, dessen Inhalt noch einmal zu wiederholen.
(…)
Artikel zum Thema:
26.02.2007
Schwarz-grün: Die Elite kämpft um ihr Eigentum Bundesrepublik
25.02.08
Links und Frei in Hamburg: bei “Stern” und “Forsa” quiekt es
23.02.8
Hamburg: Das nackte Grauen Beust mit Vize Naumann
04.02.08
Hamburg oder Die Wolfgang Clements der Grünen
21.01.08
Hessen: ohne Linke kommt rot-grün und Ypsilanti
Quellen:
(1)
Hertener Allgemeine
(2)
http://www.zeit.de/news/artikel/2008/02/28/2485450.xml
(3)
http://www.tagesschau.de/inland/spd158.html
(4)
http://politfactor.wordpress.com/2008/02/25/ole-von-beust-verliert-17-an-wahlern/
(5)
http://www.mein-parteibuch.com/wiki/Michael_Naumann
(6)
http://www.mein-parteibuch.com/blog/2007/06/24/glueckwunsch-genossen/
(7)
http://www.mein-parteibuch.com/blog/2007/02/26/humorvoller-dialog-zur-kriminellen-urwahl-der-spd-in-hamburg/
(8)
http://www.wahlrecht.de/news/2008/hh-2008.htm
(9)
http://www.usaupload.net/d/sj7y31d3ky3