Von der Mittelmeerunion zur Abendlandunion

Hannover: Wie wir am 23. Februar berichteten, haben heute Merkel und Sarkozy ihre Pläne einer Mittelmeerunion „von allen 27 EU-Mitgliedstaaten“ sowie „mit den Anrainern des Mittelmeers“ verkündet (1). Das „Kompromiss“-Geschwafel ist dabei die übliche Nebelkerze um den eigentlichen Vorgang zu verschleiern. Die deutsche Republik soll – mit allen anderen Staatsgebilden – unter Vorspiegelung einer europäischen Vision erst der Exekutiv-Diktatur in Brüssel im Rahmen des „EU-Reformvertrages“ unterstellt und dann u.a. mit Lybien und Israel in ein absurdes, imperiales Machtgefüge gezwungen zu werden.
Doch es geht noch weiter. Es droht ein ähnliches Konstrukt der nordischen Monarchien, welche über Erdöl- und Gas-Vorkommen verfügen.

DIE KALMARER UNION

In Anlehnung an Margarethe I., Begründerin des skandinavischen Großreichs von Dänemark, Schweden, Norwegen, Grönland, Island, Färöer in der Kalmarer Union (1397–1527) welche wahrscheinlich ihren Vater, ihren Sohn sowie ihren Mann umbrachte und von einflußreichen Handelskreisen installiert wurde, könnte eine Anbindung der verschiedenen Königshäuser in Nordeuropa versucht werden.
Die Zeit der dänisch-norwegischen Personalunion (1380-1814) bezeichnete der bekannte norwegische Schriftsteller Henrik Ibsen übrigens bitter zurückblickend als „die 400-Jahre-Nacht“ für sein Volk.

DIE WAHLMONARCHIE

In den Niederlanden, Dänemark, Norwegen, Schweden und Grossbritannien herrschen konstitutionelle Monarchien, die in Skandinavien auf die Tradition des „Wahlkönigtums“ zurückgehen. In dieser handelte die Oberschicht aus Klerus, Adel und feudalen Landbesitzer z.B. im „Reichsrat“ von Dänemark vor der Bestätigung eines Königs neue Bedingungen für sich aus.

DIE BRITISCHE MONARCHIE

Auch in Grossbritannien gibt es seit dem 14.Jahrhundert ein Parlament der Oberschicht, was quasi Unterbau und Korsett der Monarchie bildete.
Die erste Revolution („Bürgerkrieg“) und Republik Europas gab es dort bereits 1642, satte 276 Jahre vor unserer. Sie wurde dann in weiser Voraussicht auf kommende deutsche Entwicklungen bereits nach 11 Jahren durch den Militärdiktator Oliver Cromwell gestürzt, der dann immerhin 5 Jahre regierte.
Seitdem, von 1660 bis jetzt, herrscht in Grossbritannien das gleiche System – die konstitutionelle Monarchie.
Das bedeutet soviel wie, „wir haben zwar eine Verfassung, aber die hat einen König“.
Die Queen kann jederzeit das Parlament auflösen. Was wir nur als „Deppendrang“, „Da lang, nein, da lang“, „mein Chef/Mann/Weib/Nachbar/Vorsitzender hat gesagt“ kennen, hat dort als „Gewohnheitsrecht“ des Monarchen Verfassungsrang.
Der „Verfassungstheoretiker“ Walter Bagehot bezeichnete 1867 in seinem Werk „The English Constitution“ die Monarchie als den „würdevollen Teil“ des Staates, die Regierung und das Parlament hingegen als den „arbeitenden Teil“.
Was würden bloss „Verfassungstheoretiker“ dazu sagen, wenn sie qua Gewohnheitsrecht nicht sofort Verschwörungstheoretiker wären.

SZENARIO

Jederzeit ist ein Zusammenbruch der nach alt-griechischen Philosophien und Staatenkunde hergeleiteten Demokratien Europas denkbar.
Nur eine Republik ist strukturell im Stande, sich autoritären Putschversuchen oder Umstürzen aus der Oberschicht zu widersetzen, eine Monarchie ist das nicht, da die „Spitze der Pyramide“ gleich bleibt.
Dabei muss man sich eine Revolution nicht wie ein wildes Geballer im Parlaments-, Verzeihung, Regierungsviertel vorstellen, sondern per Definition als Umkehrung der realen Machtverhältnisse.

Diese kann sehr viel effektiver sein, wenn sie (anfangs) schleichend daher kommt und unter Beifallgeklatsche derjenigen, die alles verlieren und sich noch dafür bedanken. Die entsprechenden staatlichen Strukturen stehen zwar formell noch, sind aber ausgehöhlt und ohne Rückhalt, die Völker sind desorientiert und verwirrt.

Heute werden einfach bestimmte Begriffe ausgetauscht und relativiert, bisschen schnickschnack, bisschen buntes Lametta, noch´n Video, dann läuft das. Die gewünschten Konzepte werden einfach als 24-Stunden-Hypnose auf die Bildschirme gezaubert, vor denen die Menschen des 21.Jahrhunderts den ganzen Tag zu hocken pflegen.

Entsprechende zivilisatorische Fortschritte, die dies hätten verhindern können, wurden zumindestens kulturell in den letzten 30 Jahren (fast) widerstandslos beseitigt. Irgendein Schockereignis oder grösserer Krieg könnte dann den Hebel ruckartig umschmeissen.

DER ÖL-FAKTOR

In Norwegen, Dänemark, Grossbritannien und den Niederlanden gibt es nicht nur „konstitutionelle“ Monarchien – die über die Medienherrschaft de facto die gleiche, abgemilderte Wahlmonarchie des Mittelalters ist – sondern auch Rohstoffvorkommen von Erdöl und Gas.
Da auch im Digitalen Zeitalter durch die Handelskammern alles getan wird um das Monopol der Verbrennungsmechanik durch ineffektive Vernichtung nichtnachwachsender fossiler Rohstoffe aufrecht zu erhalten, ist die Kontrolle über solche Ressourcen (auch auf dem eigenen Territorium) ein nicht zu unterschätzender Machtfaktor.

Ein Erdöl- und Gasembargo gegen Deutschland durch diese Länder wäre sehr viel effektiver als eins durch Russland, da wir auch von den entsprechenden Raffinierien, Umschlagplätzen und Häfen abgeschnitten wären.
Wer das jetzt (nur) für ein Szenario hält, der übersieht dass Politik und Handel stets von Interessen und realen Machtverhältnissen bestimmt werden, und nicht wie die Handlungen der meisten Menschen durch dummes Gequatsches und Versprechungen aus Politik und Handel.

DIE ROLLE FRANKREICHS UND DEUTSCHLANDS

Wenn in den mitteleuropäischen Republiken Frankreich und Deutschland die Verfassungen als oberste Instanz ausgehöhlt, verleumdet, diffamiert, weggeschwätzt, uminterpretiert und einer verblödeten Bande von dekadenten Hornochsen aus den Händen genommen würde (jetzt mal rein theoretisch), würde nicht nur die zentrale Schwerkraft der Vision eines vom angloamerikanischen Block unabhängigen Europas entfallen.
Es würde auch die geschichtlich, kulturell, historisch, staatlich und zivilisatorisch einmalige Konstellation zweier Demokratien und Republiken zerstört werden, die unter diesen Bedingungen eigentlich in der Lage sein müssten, die Macht der Handelskammern und ihrer Monarchien nach tausend Jahren endlich zu brechen.

DIE VERSCHIEBUNG DER MACHTVERHÄLTNISSE NACH TAUSENDEN VON JAHREN

Das Entstehen asiatischer Grossmächte mit eigener Zeitrechnung, eigener Religion, eigener Schrift und Sprache ist für unsere auf europäischen Imperien basierenden Eliten nicht mehr beherrschbar.
Daher versuchen diese die bestehenden Gesellschaftssysteme in ihrem Einflussbereich formbarer und beherrschbarer zu machen, sowie Möglichkeiten der Mitbestimmung durch die einfache Bevölkerung zu eliminieren.
Sollte sich die Bevölkerung widersetzen, werden die Anführer der Bevölkerung eliminiert.
So läuft das seit Jahrhunderten.

DIE VERNICHTUNG DER ANFÜHRER

Dabei gibt es auch hier vielfältige Methoden. Menschen verschwinden zu lassen oder physisch zu vernichten ist nicht mehr so einfach wie noch vor 45 Jahren, immerhin wurde damals u.a. noch ein US-Präsident erschossen.
Simpel und effektiv ist die gesellschaftliche Stigmatisierung und systematische Verarmung. Wer klug und talentiert ist wird rekrutiert und eingebunden, oder er fliegt raus.
Wer dumm ist, aber gerade noch Knöpfchen drücken und Sprüche klopfen kann, der wird befördert und überbezahlt.
Wer jung ist, aggressiv und vielleicht entwurzelt kriegt `ne Kanone und muss trainieren um gegen irgendeinen Feind zu ziehen, während man in seinem Rücken genau das vernichtet, was er angeblich irgendwo verteidigt.
Arbeit wird belastet, wer keine bekommt wird noch mehr belastet und aus der Gesellschaft ausgestossen.
Solidarität, Mitmenschlichkeit, Anstand und Fairness gelten als prinzipielle Gefahr für diese Ordnung und werden bestraft oder lächerlich gemacht.
Besitz dagegen wird belohnt durch noch mehr Besitz.
Teile (aber nie was Du hast) und herrsche. Auch das läuft so seit Jahrhunderten.

AKTUELLE ANALYSE

Die Erosion der EU ist nur für berufsbedingte Gläubige zu übersehen. Das ganze Weggerede gilt es elegant an sich vorbeifliessen zu lassen.
Niemand kann ernsthaft annehmen, dass sich Dänemark einer „Mittelmeerunion“ anschliessen wird, geschweige denn Schweden oder Norwegen. Die dortigen Königshäuser – die grade auffällig stille sind – werden irgendwann in den nächsten Monaten holterdipolter den Empörten machen und mit irgendeinem „Gegenentwurf“ ankommen.
Der Begriff „Mittelmeerunion“ – ist neben einem möglichen Bund der nordischen Staaten – aber nur ein Teil der Strategie

DIE „ABENDLANDUNION“ AUS USA, EU UND MITTELMEERLÄNDERN

Edouard Balladur, Gaullist und aus der französischen Oberschicht gar nicht wegzudenken, veröffentlichte Anfang dieses Jahres einen 120-seitigen Strategie-Entwurf mit der Überschrift „Für eine Abendlandunion zwischen Europa und den USA“ („Pour une Union occidentale entre l‘Europe et les États-Unis“). (2)

Er bezeichnete dies ganz offen als nötigen und konsequenten Weg gegen Russland und China und berief sich dabei u.a. auf alte Pläne des damaligen US-Aussenministers James Baker aus den 80er Jahren.
Ganz besonders lobend erwähnte er die Frau, die immer noch nicht mit einem Riesenfusstritt aus dem Kanzleramt geflogen ist: Angela Merkel.
Sie und der britische Kanzler Gordon Brown gelten Balladur hierbei als Verbündete.
Explizit Merkel hatte zum Jahresbeginn 2007 am 1.1. den unter Nachdurst leidenden Deutschen ein ”transatlantisches Wirtschaftsabkommen” unterjubeln können, ohne dass es in der Republik jemand so richtig bemerken wollte (3, siehe auch unseren Artikel vom 14.Januar: „Iran: Bush und Sarkozy zu Kriegsrat in Saudi-Arabien“ )

Zählt man jetzt die öffentlich geäusserten Pläne von Sarkozy (nicht wirklich weit weg von Balladur) dazu, sowie die Pläne der US-Neocons für eine „Nordamerika Union“ im Geltungsbereich des NAFTA-Abkommens, dann weiss man worüber man hier redet.

EIN NEUES IMPERIUM RÖMISCHEN AUSMASSES

Wenn man sich die 2006 bekannt gewordenen Strategie-Entwürfe der US-Militärs ansieht (Grafik), dann passt die Zerschlagung jedes Staatengebildes zwischen Israel und Indien voll in das Konzept der zwei neuen Superblöcke.

Dabei sind die Nationalisten für die Elite der jeweiligen Länder wie im 20.Jahrhundert die nützlichen Idioten gegen im besten Sinne republikanische und demokratische Kräfte. Stehen sie dann strategisch im Weg und haben ausgedient, werden sie abserviert. (In diesem Zusammenhang ist z.B. auch das geforderte NPD-Verbot in Deutschland zu sehen.)
Man hätte mit dem Shanghai-Pakt SCO (SZO) aus Russland, China, dem assoziierten Indien sowie mittelasiatischen Staaten den einen Block und mit einer explosiv vergrösserten NATO (alias „Abendlandunion“ als politischem Begriff) den Gegenpart, welche beide den zersplitterten Zwischenraum als Niemandsland zwischen sich aufteilen könnten, ggf. mit viel sentimentalem Friedens- und Piep-piep-pieb-Geheule.

Ein gleichzeitig stattfindendes neues (für die Eliten beider Blöcke äusserst lukratives) Wettrüsten wäre denkbar (quasi als Angebot an einflussreiche Kreise in Russland, Indien und China) bis die komplette Erschöpfung aller Ressourcen des Planeten der gesamten Menschheit so elementare Probleme bereiten würde, dass sie nur noch verbrannt beherrschbar wäre.
Wir nähern uns im Menschzahn diesem Stadium.

Dabei heuchelt sich die „westliche“ Elite eins. Sie ist weder europäisch, noch amerikanisch, noch „abendländisch“ (was immer das heissen mag in Städten die niemals schlafen), noch hängt die Elite irgendeinem Glauben an ausser dem an sich selbst.

Die Lüge, die Täuschung, der Raub und der Betrug ist ihr Einkommen, ihr „Verdienst“.
Und der Krieg ihr Mittel zum Zwecke der Bestandswahrung.

(…)

weitere Artikel:
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14.01.08
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aus 2007:
18.12.2007
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02.03.2007
EU: “Bundeswehr” nach Darfur, Palästina, Irak?
22.02.2007
Plant Merkel den EU-Beitritt von Israel?
aus 2006:

22.07.2006
Israel fordert atomaren Angriff auf den Iran

Quellen:
(1)
reuters
(2)
http://www.iht.com/articles/2008/01/07/europe/politicus.php?page=1
(3)
http://www.foerderland.de/419+M568a82c217f.0.html

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