Bin Laden und Glausamel Killel
Wir befinden uns im Jahre 1965. Ein Frühlingstag.
In den Hauptnachrichten des Westens erscheint ein asiatisch aussehendes Gesicht. Die Person sagt, er sei stolz ein Südwest-Vietnamese zu sein.
Er sei aber ebenso der Anführer einer weltweit operierenden kommunistischen Guerilla, welche u.a. in Algerien unter dem Namen „Organisation de l‘armée secrète“ (Organisation der geheimen Armee) massenhaft Muslime getötet, am 23. April 1961 einen Generalsputsch in Algier angeführt und am 22. August 1962 ein Attentat auf den französischen Präsidenten Charles de Gaulle verübt habe, mitten im US-gestützten Guerillakrieg der FLN für die Unabhängigkeit Algeriens und mitten in Bemühungen de Gaulles, den Krieg friedlich und durch Verhandlungen zu beenden.
Die Äusserungen des gefährlich aussehenden Asiaten an jenem Frühlingstage des Jahres 1965 im US-Fernsehen zur Hauptsendezeit, standen vorher schon in allen Zeitungen auf der Titelseite, obwohl man bis gestern noch nie etwas von ihm gehört hatte.
Er verkündet der schreckensstarren Öffentlichkeit in den USA und im gesamten Westen, dass es in Wirklichkeit er gewesen sei (und natürlich auch seine weltweit operierende Armee, ähh, Terrorgruppe) welche am 2.November 1963 den südvietnamesischen Präsidenten Ngo Dình Diem ermordet habe und nicht etwa das südvietnamesische Militär mit Hilfe der CIA, weil Diem kurz davor war mit Ho Chi Minh und Nordvietnam einen Deal abzuschliessen.
Und natürlich sei er es auch mit seinem kommunistischen Terrornetzwerk gewesen, der 2 Wochen später am 22.November 1963 den US-Präsidenten John F.Kennedy ersch.. und nicht etwa das.. ähhh..
(raschel, knister, Flüstern aus dem Off..)
Ähh, ja.
Also.
Sagt der gefährliche Asiate, der bald darauf unter dem merkwürdig deutsch klingenden Namen „Glausamel Killel“ bekannt wird, im TV also in seiner weltweit ausgestrahlten Sendung (alle Asiaten sehen ja bekanntlich aus wie Südwestvietnamesen), er würde jetzt Südostvietnamesen umbringen. Weil die mit den USA unter einer Decke steckten. Das wäre ihm nach dem durch die USA im Rahmen des geheimen Operationsplanes 34A am 2.August 1964 im Golf von Tonkin provozierten Kriegsausbruchs gegen Nordvietnam aufgefallen.
Die Guerillas des Vietkong seien Verräter. Sie seien vom wahren Kommunismus abgefallen und seien alles Südostvietnamesen.
Deshalb habe seine weltweite Terrorgruppe mit dem Namen „Gelbe Almee Flaktionen“ in Südwestvietnam jetzt den „Südwestvietkong“ gegründet.
Er appelliere an alle seine Landsleute in Südwestvietnam, Südostvietnamesen umzubringen. Und wenn es gerade mal Südwestvietnamesen wären, dann würde das auch nichts machen, sie hätten ja vielleicht irgendwas mit Südostvietnamesen zu schaffen.
Die Nordvietnamesen bezichtigt er, mit den Südostvietnamesen unter einer Decke zu stecken und nach dem Sieg eine Herrschaft von Nord-Südostvietnam errichten zu wollen.
Deshalb ruft er auf, auch alle Vietkong umzubringen.
Tatsächlich sterben nach seiner weltweit ausgetrahlten TV-Sendung, die auch in allen vietnamesischen Zeitungen schriftlich abgedruckt wird, bei Explosionen in Südost- und Südwestvietnam (welche jetzt in allen westlichen Medien mit Landkarten und Essays über die unterschiedliche Historie beider Länder penibel differenziert werden) täglich oft Dutzende, manchmal Hunderte Vietnamesen, aus allen Landesteilen.
Immer wieder fliegen ganze Strassenzüge in die Luft, riesige Massaker unter den Vietnamesen finden statt, Massengräber werden gefunden.
In den Nachrichten heisst es, dass seien alles Vietcong gewesen, mit denen der Südwestvietcong abgerechnet habe.
Manchmal heisst es auch einfach, dies seien Südost- oder Südwestvietnamesen, die sich alle gegenseitig umbringen.
US-Soldaten kommen bei diesen Vorfällen nicht um. Sie sterben weiterhin bei regulären Kämpfen mit den Streitkräften Nordvietnams und bei Guerilla-Angriffen des Vietcong.
Trotzdem wird seit dem Auftritt von „Glausamel Killel“ nur noch vom „Vietnamanschlag“ gesprochen.
Das Wort „Vietnamkrieg“ verschwindet vollkommen aus den Nachrichten und wird nur manchmal, bei Jahrestagen, verwendet.
Der unheimliche Südwestvietnamese erscheint regelmässig in den Hauptnachrichten und steht in allen Zeitungen.
Er übernimmt auch immer wieder Verantwortung für Massaker in Nordvietnam, ganze Dörfer werden dort ausradiert.
Auf Behauptungen in kleinen westlichen Zeitungen dabei handele es sich um simple Bombardements der US-Streitkräfte, reagieren die Regierungen des Westens mit Behauptungen, Kommunisten von „Glausamel Killel“ hätten nun Filialen im Westen aufgemacht.
Journalisten, Künstler, Intellektuelle und Menschenrechtler werden schärfsten Überwachungsmassnahmen unterworfen.
Der Sozialistische Studentenbund in Deutschland erklärt sich, nach schwersten Auseinandersetzungen, doch nicht solidarisch mit den „Gelben Almee Flaktionen“, obwohl seitens einiger Mitglieder flammende Reden für die erkennbare antiimperialistische Linie der Massaker gehalten werden.
Dafür kann man sich leider nicht mehr auf eine Solidaritätsadresse für den Vietkong einigen. Einige Teilnehmer sind sogar der Meinung, der Südwestvietkong habe nach dem Sieg in Vietnam vor, Japan aus der Luft mit Atomwaffen zu bombardieren, die es heimlich bei Chinesen stehlen oder in Russland bauen könnte.
Daher sei es auch völlig in Ordnung Russland oder China mit Atomwaffen zu bombardieren, damit der Südwestvietkong dort nicht Atomwaffen klauen oder bauen könnte.
Das solle man aber in Russland oder China nicht falsch verstehen. Man habe nichts gegen Russen oder Chinesen, ein paar beste Freunde von ihnen seien Russen oder Chinesen, aber so ginge das nicht.
Schliesslich habe man im 2.Weltkrieg ja auch zivile Wohnviertel in Deutschland bombardieren müssen, obwohl dies militärisch keinen Sinn gemacht habe. Aber dies sei moralisch, im Kampf gegen eine Diktatur, einfach notwendig gewesen.
Der Vietnamanschlag geht nun schon einige Jahre. Die Situation wird keinen Deut besser, obwohl man jeden Tag vermutet dass sie gleich besser werde.
Vermutlich trägt das dazu bei, dass der Vietnamanschlag dennoch irgendwie nicht ganz so schlimm ist, weil er ja ständig weitergeht, weil er ja jeden Augenblick besser wird.
Am Ende vermutet man „Glausamel Killel“ dann in Kambodscha. Da findet man ihn nicht.
Dafür gründen sich dort sofort nach dem Einmarsch von US-Truppen in Windeseile zwei sich bekriegende Terrorgruppen in Ostkambodscha und Westkambodscha. Hunderttausende Kambodschaner sterben.
Dann vermutet man „Glausamel Killel“ in China.
– ZEITSPRUNG –
US-Präsident Bush in seiner gestern im US-Verteidigungsministerium gehalten Rede:
„5 Jahre in dieser Schlacht, da gibt es eine verständliche Debatte darüber ob der Krieg es wert war geführt zu werden..Die Angriffswelle („surge“) hat mehr getan als das Blatt im Irak zu wenden, es hat die Tür aufgestossen für einen grossen strategischen Sieg in dem umfassenden Terrorkrieg („war on terror“).“
Bush hat Recht. Noch.
DER TERRORKRIEG
ist der effektivste Krieg, der je durch ein Imperium geführt wurde.
Mit einem Minimum an eigenen Verlusten (ca.3000 Zivilisten am 11.September 2001) schafften es die USA und die sie beherrschende Elite aus Handelskammern, Konglomeraten und militärisch-industrieller Kreise nicht nur die eigene Bevölkerung und die der Kolonien zu mobilisieren, sondern auch entsprechende Ressourcen in gigantischem Ausmass.
3 Billionen Dollar – wieviele Menschen müssten dafür leben und sterben, um umgerechnet diese Summe nach Stundenlohn zu erarbeiten?
Ohne Widerstand – und Murren zählt nicht – haben alle Institutionen des Westens und der USA diesem wirtschaftlichen Aufwand zugestimmt. Einem Aufwand, der kein positives Ergebnis für die USA oder deren Menschen brachte, wohl aber für deren Elite und Kriegsindustrie.
Die militärischen Verluste der Invasion und anschliessenden Besatzung des Irak sind im Vergleich zu jedem anderen Krieg in der Geschichte zuvor minimal – offiziell knapp 4000 Soldaten.
Die Verluste in Afghanistan sind bisher nicht offiziell. Es werden nicht mehr als im Irak sein.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass eine unbekannte Masse an entbehrlichen Söldnern sterben musste die man sich in irgendwelchen Elendsvierteln der Welt rekrutierte, so ändert dies nichts an der Effektivität der angewendeten Kriegführung.
Selbst wenn man wie der britische Nobelpreisträger Harold Pinter bei seiner Rede am 9.Dezember 2005 den US-Strategen einen „glänzenden, sogar geistreichen, äußerst erfolgreichen Hypnoseakt“ attestiert; der ganze Sinn hinter den Worten Bushs, der ganze Ablauf der Dinge kann sich nur dann erschliessen, wenn man einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen des 11.Septembers, dem Irak-Krieg, dem Afghanistan-Krieg und der Tatsache zieht, in wieviele Teile der Welt nach 2001 US-amerikanische Truppen und Geheimdienstler ausschwärmen und sich einnisten konnten.
Unsere genetischen Daten, unsere Bankdaten, unsere Bewegungsmuster sowie psychischen und physischen Profile werden unterwürfig, hemmungslos und liebedienerisch durch unsere de facto kolonialen Behörden an die USA und andere Länder verkauft, man denke z.B. an die insgesamt 8 (!) unterzeichneten Abkommen mit der völlig korrupten und im eigenen Land äusserst gering geschätzten Regierung von Israel.
In der Nacht nun erschien angeblich auf der von niemandem mehr ernst genommenen Webseite der „Terrorforscher“ von SITE eine neue Meldung von „Bin Laden“.
Sie drohte Europa und Papst Benedikt, der vor 4 Tagen in einer dramatischen Botschaft an das „geliebte irakische Volk“ zu einem Ende des Massakers und der Gewalt in dem 2-Stromland aufgerufen hatte.
„Geliebtes irakische Volk, erhebe dein Haupt, und baue vor allem du selbst das Leben deiner Nation wieder auf! Mögen die Versöhnung, die Vergebung, die Gerechtigkeit und der Respekt vor dem zivilen Leben der Stämme, Ethnien und religiösen Gruppen der solidarische Weg sein zum Frieden im Namen Gottes!“
Ein Grund sich auch heute über ihn aufzuregen.
Vor 2 Tagen schrieb die „Mitteldeutsche Zeitung“ als einzige noch über die grösste Peinlichkeit, die sich August Hanning (umtriebiger Innenstaatsseretär und gefeuerter BND-Chef), Wolfgang Schäuble (kein Kommentar nötig), Generalbundesanwältin Monika Harms und BKA-Chef Jörg Ziercke je geleistet haben: die „Islamische Dschihad Union“ (IJU), auch zärtlich die „Sauerländer“ genannt. Ein „hoher Geheimdienstler“ habe der Nachrichtenagentur ddp erzählt, es würden „mehrere IJU-Terrorzellen auf deutschem Boden vermutet“.
Das heisst gar nichts. Es bedeutet aber auch, hier kann jemand dann nachher behaupten, er hätte vor einem Anschlag in Deutschland ja gewarnt, aber niemand habe für ihn das Grundgesetz abschaffen oder wenigstens einschränken wollen, dass sei dann die Schuld dieser blöden Liberallas in Karlsruhe und anderer Weichziele.
Falls etwas in Deutschland passieren sollte – vielleicht wieder einmal nichts und dann 2 Wochen später wieder irgendwelche Leute mit Ballack-T-Shirt, die für eine „Koffberbomben“-Story extra aus Syrien eingeflogen werden müssen – dann weisss man, wer da wieder Glausamel Killel spielt.
Der Terrorkrieg, der 3.Weltkrieg unserer Epoche, wird sich nur dann aufhalten lassen, wenn über seine Lügen anständig und wahrheitsgetreu berichtet wird.
Dann bricht er von allein zusammen.
Denn mehr als Lügen hat er nicht auf seiner Seite.
(…)
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