Diener eines Herrn: Naumann bettelt um schwarz-grün

Hamburg: Man weiss ja – Sozens unterliegen dem Gewohnheitsrecht alles tun zu dürfen damit sie verlieren.

Nicht das eigene Gehalt, oder den eigenen Posten, nein, nein, da gibt´s für einen Tritt vom Wähler oft noch eine Beförderung vom Parteiapparat als Belohnung.

Verlieren für die SPD, denn dort heisst es „Der einzige Gegner den Du hast und mit allen Mitteln besiegen musst ist Deine Basis“.
Was aber Michael Naumann, Schwiegersohn von ex-BND-Chef Gerhard Wessel, nun alles anstellt, um nur ja nicht an die Stadtregierung zu kommen, das sprengt auch sonst übliche CDU-Hilfsmassnahmen, selbst in Hamburg.

„Ich gehe fest davon aus, dass diese Koalition kommen wird.“
Das sagt ein SPD-Bürgermeisterkandidat in dem Augenblick über schwarz-grün, in dem sich die GAL-Unterhändler bei den Verhandlungen mit Beust im Falle des von den Handels- und Industriekammern praktisch befohlenen Bau des Steinkohlekraftwerks in Moorburg „keinen Zentimeter“ bewegen.

Das ist das klare Signal an die Unterhändler der GAL – und an die Basis, deren Mitglieder versuchen Unterschriften für eine Urabstimmung zusammen zu bekommen – dass sie die CDU um jeden Preis aus ihrer strategischen Falle der nicht-existierenden „bürgerlichen Mehrheit“ zu befreien haben.

„Wir wollen eine gute Oppositionsarbeit abliefern“, sagt Michael Naumann, der von der SPD erst nach einer ganzen Reihe von Wahlmanipulationen und Affären als Kandidat gehoben worden war.

OPFER SPD

Am 25.Februar 2007 suchte man bei der Hamburger SPD erst nach einem Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gegen Beust und am Abend dann fast 1000 abgegebene Stimmzettel.
Die waren nämlich weg.
Verdunstet.

Und anstelle der zwei aufgestellten Kandidaten Mathias Petersen und Dorothee Stapelfeldt wurde dann im März einfach Michael Naumann als Spitzenkandidat nominiert.
Petersen hatte angeblich „laut Presseberichten“ bei der Wahl „uneinholbar“ in Führung gelegen, trotzdem wurde die Auszählung der Stimmen abgebrochen und nie mehr wiederholt.
Die Presseberichte sahen so aus: der „Spiegel“ meldete, dass in der „Bild“ gestanden habe, Petersen habe mit 1000 Stimmen geführt.

Schon vorher war ein Online-Voting des Hamburger Senders „Hamburg1“ abgebrochen, weil praktisch auf einmal 20.000 Stimmen für Petersen eingetrudelt kamen. Den Verantwortlichen kam das irgendwie „nicht geheuer“ vor, das Abendblatt titelte „Internet-Voting für Petersen manipuliert?“
Es passierte nichts. Wie immer. Das Schweigen fiel auch über diesen Vorgang.

Schliesslich übernahm bei der SPD Hamburg Landesgeschäftsführer Walter Zuckerer die Verantwortung für die geplatzte Wahl und die verschwundenen Zettel.
Zuckerer war durch Petersen selbst ins Amt gehoben worden und hatte vorher die linke Dorothee Stapelfeldt aufgefordert als Vize zurückzutreten, wenn sie die Urwahl verlieren sollte.
Der Diebstahl wurde nie aufgeklärt. Wahrscheinlich weil die Anzahl derer, die da im Interesse einer demokratischen Partei Licht ins Vampidunkel bringen wollten, so un-glaub-lich gross war.

Anschliessend verzichtete Petersen auf eine erneute Kandidatur, die Kunsthistorikerin und ehemalige Asta-Vorsitzende Dorothee Stapelfeldt zog sich ebenfalls zurück.
Naumann kassierte die frei gewordene Stelle des SPD-Spitzenkandidaten.

DIE HEUCHLER VON HAMBURG

Liest man sich den gestrigen Artikel vom „Hamburger Abendblatt“ durch („Wen interessieren die Parolen von gestern?“), so verstärkt sich der Eindruck dass die Hamburger Bürgerschaftsparteien vor der letzten Wahl in einer skrupellosen, verabscheuungswürdigen Allparteienkoalition nur und ausschliesslich für ein einziges Ergebnis in einen Schein-Wahlkampf gezogen sind:
Eine CDU-GAL-Koalition.

DIE FDP

Man stelle sich das mal vor..

Er steht, mit dem Blumenstrauss im Platzregen und brüllt zur Party im 3.Stock hoch, „ICH LIIIIIIIIIEEEEBEEEE NUUUUR DIIIIIIIICH..“, während oben die Angebetete schon das Aufgebot für die Hochzeit mit einem anderen bestellt hat und ordentlich vorfeiert.
Gleichzeitig wird dann Passanten trockenen Auges nach Geld für die Disco gefragt, man habe gleich ausgedient.

Die FDP hat den gesamten Wahlkampf nichts anderes getan, als sich selbst unter die 5%-Hürde zu bringen. Sie schwafelte von schwarz-gelb, während Beust über jede Hamburger Politampel fuhr, weil ihm da seine Farbe fehlte.
Schwarz-grün war die Haselnuss, doch weiter sang die FDP im Regen ihr Lied, bewusst am Tage der Wahl in den Schlamm aber Richtung Horizont reitend, mit dem Lied „CDU oder Tod“ auf den Lippen.
Hauptsache, nie mit den Sozens. Man war anständig gestorben. Der Niebel, der Niebel, der hat immer Recht.

DIE GAL

Die Rollenverteilung innerhalb der GAL in einer Hamburger Version des alten Theaterstücks „Diener zweier Herren“ vom italienischen Dramatiker Carlo Goldoni wäre unschwer erkennbar.
Während die als Mann verkleidete Beatrice (Christa Goetsch) ihrem Florindo (unwillige Parteibasis) – welcher unschuldig verdächtigt wird den Bruder Beatrices (die schwarz-grüne Vision) ermordet zu haben – nach Venedig nachreist um ihn wiederzugewinnen, macht der Landesvorstand der GAL Hamburg den umtriebigen Diener Truffaldino, der mal hier, mal da erscheint, sich selbst in Geschichten verheddert, aber zum Schluss dann wenigstens einen hochbezahlten…die Kammerzofe als Belohnung bekommt.

Zitat aus dem „Abendblatt“:
„Vergessen scheint aber auch einer der größten knallgrünen Kracher der Vorwahlzeit, nämlich der GAL-Landesvorstandsbeschluss von Anfang Februar. Damals hatte die Parteispitze ein schwarz-grünes Bündnis faktisch noch ausgeschlossen.
Begründung: „In den wesentlichen politischen Fragen fehlt zwischen der GAL und der CDU eine inhaltliche Schnittmenge“, die Basis für Koalitionsverhandlungen mit der CDU sei nicht ausreichend.

Heute muss man sagen: Wohl noch nie hat die Partei, die einst als Alternative zum politischen Establishment angetreten war, in Hamburg einen solchen Popanz aufgebaut.
Mehr denn je ist inzwischen klar, dass die GAL den ominösen Beschluss nur als Notbremse eingebaut hatte, um ihre Talfahrt bei den Umfragen im Vorfeld der Wahl zu stoppen. Zur Erinnerung: Von Mai 2007 bis vergangenen Februar war sie von rund 16 auf unter zehn Prozent abgeschmiert.“

Wohl formuliert. Dieses ganze abgefeimte Dummgequatsche der GAL-Funktionäre richtete sich einerseits an die eigene Basis, um die angesichts eines katastrophalen Einbruchs um ein Drittel mit irgendeinem Stuss nur ja solange vollzutexten, bis schwarz-grün nun endlich beschlossene Sache sei und andererseits an den Wähler, um dem zu erzählen man wolle das gar nicht was die eigene Spitzenkandidatin Christa Goetsch ganzen Tag erzähle.
Denn die war Bürgermeister Beust am 7.Januar genau in dem Augenblick zu Hilfe geeilt, als dieser in den Umfragen abschmierte und bot ihm öffentlich Verhandlungen über schwarz-grün an.
Eine miese Heuchelorgie, wie sie abgefeimter nicht geht.
Der GAL-Landesvorstand wird dies als Kompliment sehen. Endlich mal in irgendwas so gut sein wie die CDU, das ist schon was.

DIE CDU

Frank Horch, Chef des Industrieverbands Hamburg, wird langsam unruhig.
„Führende Industrieunternehmen haben wichtige unternehmerische Entscheidungen in Verbindung mit den Kraftwerksplanungen in Moorburg getroffen,“ so Horch.
„Man“ erwarte daher, dass der vor der Wahl versprochene „Bau eines grundlastfähigen Kraftwerks in Moorburg für die industrielle Energieversorgung“ gefälligst auch komme.
Horch liess es sich nicht nehmen, im Namen der Hamburger Kapitalisten die zukünftige Regierung aus CDU und Grüne über das grosse Springer-Megafon zu warnen.
Es gäbe da die Möglichkeit einer „deutlichen Verschlechterung des Klimas zwischen Politik und Wirtschaft.“

„Die Stimmung in der Hamburger Industrie wird sicherlich stark sinken, wenn Zusagen, auf die man sich verlassen hat, nicht eingehalten werden.“ Sollte das Kraftwerk in Moorburg nicht gebaut werden, seien mehr als 100.000 industrielle Arbeitsplätze in Hamburg „in Gefahr“.

Das ist Baronsherrenart. Nichts weiter.
Der Lord gibt seinem Diener die Anweisung seine Anweisungen gefälligst zügig umzusetzen und dem Pöbel (der immer noch so dumm ist zu glauben, er könne wenigstens wählen welcher Diener dem Baron zugeteilt wird) irgendwas zu erzählen, damit er pariert.

DAS ist die CDU in Hamburg. Ein Diener, und nur eines Herrn.
Das ist alles.
Wer das weiss, den wundern auch nicht die kolpotierten Sprüche des Baronjünglings Alexander Weiß. Der angehende Richter, der also wirklich wie die Faust auf´s Auge nach Hamburg passt, hatte eine südländisch aussehende Kommilitonin als „Niggerschlampe“ beschimpft und „Nichtarier“ als „eine Schande für das Juristentum“ bezeichnet.
Zufällig ist Weiss auch Vorsitzender der Jungen Union (JU) in Hamburg-Nord.
Man kann sich denken, was die GAL sagt. „Du, Du..“

Weiter geht´s mit schwarz-grün, damit man dann demnächst die Schande im Senat ist.

DIE LINKE

Was soll man da noch schreiben?
Wenn man schon nichts kann, kein Rückgrat, keine Inhalte, keine Moral hat und keine demokratisch funktionierende Partei ist – und das schreibt hier ein Sozialist, damit das mal klar ist – wo ist denn dann der Grund für diese Partei?
Wo ist der Sinn? Wo ist die SEELE?

DIE SPD

Hmm. Also, da wird´s kritisch. Opfern gegenüber muss man sensibel sein, aber Opfern ihrer selbst? Was macht man da?
Auf jeden Fall sollte klar sein, das man es hier mit den schlechtesten Schauspielern dieser eh miesen Schmierenkomödie zu tun.
Die SPD Hamburg hat nur die Wahl erstmal genau das zu tun, was sie angeblich vom Wähler will:
„Nicht weinen, wählen“ und zwar einen neuen Landesvorstand, einen neuen Geschäftsführer, einen neuen Schatzmeister und bevor man das tut ein Tagespräsidium mit Nicht-Lumpen in der Mehrheit.
Was aber noch viel wichtiger ist: eine Partei, die sich nie trifft (weil sie sich so ankotzt) macht diesen Zustand nur schlimmer.
Der alte Funktionärs-Traum in dieser gescheiterten Ehe, nämlich der von der Scheidung von der Basis, läuft auf eine Scheidung vom Wähler hinaus.
Da der SPD-Funktionär an sich aber glaubt, dass der Deutsche und vor allem der SPD-Wähler einfach so passiv und so doof ist, dass er auch einen Besenstil wählen würde wenn „SPD“ draufsteht, ist die einzige Lösung der Partei die Scheidung von ihren Funktionären.Vorneweg Naumann.

Wer so dumm tut wie Michael Naumann („nein, nein, nein..“), der ist es nicht. Der will verlieren.
Das kann er ja gerne. Zum Beispiel seinen Posten.

Das gilt für alle etablierten Parteien und ihre Funktionäre in Hamburg, die samt und sonders nur den Superreichen, den Strippenziehern in Nachrichtenorganen und den mächtigen Handels- und Industriekammern dienen.

Ihrem einen Herrn: der Elite.

(…)

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