DAS GESPENST III: Das „Märchen vom Gespenst des Kommunismus“
Erste Folge der Reihe:
“Das Gespenst”
Zweite Folge der Reihe:
“Das Gespenst II: Revolution oder die Beherrschung der Gegenwart”
21.Februar 1848:
Mitten in heute „bürgerlich“ genannte Erhebungen, Aufstände und Umstürze gegen die feudalen Herrscher und Handelskreise Europas wird im Zufluchtsort sämtlicher gestürzter Usurpatoren der kontinentalen Monarchien, in London, ein Schrieb veröffentlicht welcher mit den Worten anfängt:
„Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“.
Ein Begriff, den – wenn es ihn vorher überhaupt gab – nur sehr wenig Personen jemals gehört hatten.
Der Inhalt des Manifestes jedenfalls erklärt dem einen Teil der Revolutionäre in Europa (Arbeitern, Bauern, Handwerkern) dass ihr wirklicher Feind der andere Teil der Revolutionäre sei („Ärzte, Juristen, Pfaffen, Poeten und Wissenschaftler“).
Kapitel VI: Anfang
Die ersten Sätze des „Kommunistischen Manifestes“ sollte sich nun jeder genau durchlesen.
„Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. Alle Mächte des alten Europa haben sich zu einer heiligen Hetzjagd gegen dies Gespenst verbündet, der Papst und der Zar, Metternich und Guizot, französische Radikale und deutsche Polizisten.
Wo ist die Oppositionspartei, die nicht von ihren regierenden Gegnern als kommunistisch verschrien worden wäre, wo die Oppositionspartei, die den fortgeschritteneren Oppositionsleuten sowohl wie ihren reaktionären Gegnern den brandmarkenden Vorwurf des Kommunismus nicht zurückgeschleudert hätte? Zweierlei geht aus dieser Tatsache hervor.
Der Kommunismus wird bereits von allen europäischen Mächten als eine Macht anerkannt.
Es ist hohe Zeit, daß die Kommunisten ihre Anschauungsweise, ihre Zwecke, ihre Tendenzen vor der ganzen Welt offen darlegen und dem Märchen vom Gespenst des Kommunismus ein Manifest der Partei selbst entgegenstellen.“
Das ist nackter, blanker Hohn.
Niemand kümmert am 21.Februar 1848 irgendein „Kommunismus“, nirgendwo. Die Völker sind im Aufruhr gegen die Könige, Fürsten, Handelskammern und Ausbeuter, überall geht es um Freiheit und einen schriftlich garantierten Gesellschaftsvertrag (Fachbegriff: Verfassung) für die Menschen.
Und dann wird praktisch aus dem Nichts eine Realität beschrieben, die nicht extistiert.
So etwas machen Autoren, wenn sie für mehr Spiele bei immer weniger Brot eine Schmierenkomödie inszenieren.
Diese ganzen Zeilen sind das Zeugnis eines zynischen Humors, das Werk eines Erfinders durch dessen Zeilen man Jahrhunderte altes Lachen durch die Epochen der Unterdrückung hört und Produkt eines Verrates der tiefer reicht, als es sich die Menschen damals und heute vorstellen können.
Kapitel VII: militärstrategische Wirkung
Wenn ich einen Feind habe, den ich nicht besiegen kann weil er stärker und zahlreicher ist, dann muss ich versuchen ihn zu spalten.
„Teile und Herrsche“ ist die alte Regel des Römischen Imperiums, was einmal als Römische Republik angefangen hatte, mit Ständeherrschaft, Kolonialismus, Sklaverei, Militärstaat nach dem Zusammenbruch des Milizsystems, Rechtlosigkeit der Frauen und so weiter.
Doch wie bei den alten Griechen war die Macht über die Gesellschaft nie in der Hand eines einzigen Menschen.
Auch lag sie nicht ausschliesslich nur bei einer Kaste der Besitzenden, also der eigentlich Stärkeren, welche in der Lage waren sich Söldner und Soldaten leisten zu können um ihre Geschäfte und Handelsinteressen abzusichern.
Die demokratischen Elemente in der Römischen Republik, wie beim Vorläufer des Stadtstaates Athen, ermöglichten eine Einflussnahme durch Wahlen und die Absetzung eines Herrschers oder obersten Repräsentanten.
Ein Fortschritt, der danach fast 2000 Jahre in der abendländisch-christlichen Versenkung verschwand und heute bereits dumm-freudig in die Gegend guckend wieder an der Kante steht.
Die Wirkung dieses „Manifestes“ aus dem europäischen Revolutionsjahr 1848 zielte schlicht darauf aus, die Menschen der jeweiligen Einflussgebiete im revolutionären und unruhigen Europa gegeneinander aufzubringen und vom Aufstand abzuhalten.
Denkbar ist auch, dass der „Bund der Kommunisten“, der dieses Manifest angeblich in Auftrag gab, nie existierte und nur im Nachhinein als Legende erfunden wurde, um irgendwie eine Art Bewegungshintergrund vorzutäuschen.
Man darf die Wirkung der Französischen Revolution von 1789 mit der Erklärung der „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ (Déclaration des Droits de l‘Homme et du Citoyen) auf die Monarchen und Adelshäuser in Europa nicht vergessen. Ganze Schockwellen frassen sich damals durch den Kontinent, jede seit Jahrtausenden unantastbare Herrscherfamilie, Handelskammer, institutionelle Kirche und Theokratur fürchtete nun um ihre seit Ewigkeiten nie in Frage gestellten Pfründe.
Kapitel VIII: Vergleich mit der „Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte“ von 1789
„Artikel 1:
Die Menschen werden frei und gleich an Rechten geboren und bleiben es. Soziale Unterschiede dürfen nur im allgemeinen Nutzen begründet sein.“
Dieser Satz ist 59 Jahre älter als das „Kommunistische Manifest“ und im Gegensatz dazu war er bereits durchgesetzt.
Im Artikel 17 beschreibt die Erklärung auch die Möglichkeit der Enteignung, wenn die „gesetzlich festgestellte öffentliche Notwendigkeit dies eindeutig erfordert und vorher eine gerechte Entschädigung festgelegt wird“.
Während der Französischen Revolution hatten viele liberale (es gilt diesen Begriff nicht mit Witzfiguren späterer Jahrhunderte zu verwechseln) Adlige auf ihre Privilegien verzichtet. Sowohl mittellose „Plebejer“ als auch Intellektuelle, im Kommunistischen Manifest verächtlich „französische Radikale“ genannt, hatten sich gegen die Monarchie erhoben und gesiegt, trotz einer blutigen Unterstützung der europäischen Königshäuser für „Ludwig XVI. von Frankreich“, wie es immer so schön über Herrscher heisst.
Eine wesentliche Rolle für die Revolution und den Sturz der Monarchie spielte übrigens etwas heute (dank des planetaren Internets) wieder selbstverständliches:
ein Lexikon.
Die „Encyclopédie“, die französischsprachige Enzyklopädie von Denis Diderot, Jean Baptiste le Rond d’Alembert und weiteren 138 Bearbeitern, den sogenannten Enzyklopädisten ab 1751 gilt sogar bei Wikipedia als „wohl berühmteste frühe Enzyklopädie im heutigen Verständnis“.
Die Bildung, das Lesen, das Verstehen, die Aufklärung im eigentlichen Sinne war die Voraussetzung für die Revolution und die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte.
Der Untergang der 1. Republik von Frankreich, die Schreckensherrschaft und der Aufstieg des Imperators Napoleon durch seine Position als Kommandeur des Bürgerheers ist ein Fallbeispiel der Geschichte über Fehler die man nicht machen sollte.
Im Prinzip ist es immer das Gleiche: aus fehlendem Selbstvertrauen in Zeiten der Umbrüche und Veränderungen geben die Menschen ihre Grundrechte auf, legen die Macht über sich selbst in die Hände von anderen, am Ende immer eines einzelnen und scharen sich dann um diesen Führer.
Ein tödlicher Kreislauf.
Kapitel VIII: Inhalt
Lesen wir jetzt die zentralen Vorhaben eines „Kommunismus“ nach der „Erhebung des Proletariats zur herrschenden Klasse“ und der „Erkämpfung der Demokratie“, wie es im britischen Königreich des Jahres 1848 erschienenen „Kommunistischen Manifest“ beschrieben wird:
„Es kann dies natürlich zunächst nur geschehen vermittelst despotischer Eingriffe in das Eigentumsrecht und in die bürgerlichen Produktionsverhältnisse, durch Maßregeln also, die ökonomisch unzureichend und unhaltbar erscheinen, die aber im Lauf der Bewegung über sich selbst hinaustreiben und als Mittel zur Umwälzung der ganzen Produktionsweise unvermeidlich, sind.
Diese Maßregeln werden natürlich je nach den verschiedenen Ländern verschieden sein.
Für die fortgeschrittensten Länder werden jedoch die folgenden ziemlich allgemein in Anwendung kommen können:
1. Expropriation des Grundeigentums und Verwendung der Grundrente zu Staatsausgaben.
2. Starke Progressivsteuer.
3. Abschaffung des Erbrechts.
4. Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebellen.
5. Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.
6. Zentralisation des Transportwesens in den Händen des Staats.
7. Vermehrung der Nationalfabriken, Produktionsinstrumente, Urbarmachung und Verbesserung der Ländereien nach einem gemeinschaftlichen Plan.
8. Gleicher Arbeitszwang für alle, Errichtung industrieller Armeen, besonders für den Ackerbau.
9. Vereinigung des Betriebs von Ackerbau und Industrie, Hinwirken auf die allmähliche Beseitigung des Unterschieds von Stadt und Land.
10. Öffentliche und unentgeltliche Erziehung aller Kinder. Beseitigung der Fabrikarbeit der Kinder in ihrer heutigen Form. Vereinigung der Erziehung mit der materiellen Produktion usw.“
Wie klingt das jetzt für die Menschen des Jahres 1848, neunundfünfzig Jahre nach der Französischen Revolution und der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte? Wie klingt das für Revolutionäre überall in Europa, die gerade echte Probleme und wirklich was zu tun haben?
Wie ein blöder Witz. Als ob irgendein kranker Pfaffe, verkleideter Bonaparte oder notorisch Autoritätsgläubiger sich irgendetwas Wirres aus dem Zahn gezogen und damit sinnlos die Menschheit beglückt hätte.
Man muss sich einfach mal simpel vor Augen halten, dass bei allgemeinem Wahlrecht die Mehrheit der Bevölkerung sich sowieso das holt was sie will. Es sei denn natürlich, man schwätzt ihr die ganze Zeit die Ohren voll, verbietet demokratischen Parteien oder ihren Verbänden zur Wahl überhaupt anzutreten, fälscht, manipuliert und organisiert Abstimmungen, übt dreckigsten, gemeinsten Verrat an den Idealen die man vorgibt zu vertreten und ist ein boden- und hodenloser Heuchler. Das ist dann aber ein menschliches Problem, und für die Deppen die sich sowas gefallen lassen ein medizinisches.
Man hat irgendwie das Gefühl, heute ist das auch nicht anders. Wie kommt das?
Kapitel VIIII: Die Bedeutung des „Kommunistischen Manifestes“ für die Revolutionen des Jahres 1848 und zuvor, sowie für die Menschheit insgesamt zum damaligen Zeitpunkt
Keine.
Kapitel X: Die Erfindung von „Links“ und „Rechts“
1848, in der Zeit der Umbrüche und Revolutionen, gibt es die politischen Begriffe „Linke“ oder „Rechte“ nicht, zumindest in verschwindend geringem Masse. Sie tauchen nur sehr vereinzelt auf oder eben überhaupt nicht.
So wurden zum Beispiel die „radikalen“ Anhänger einer deutschen Republik „im Jargon der damaligen Zeit“, wie es bei Wikipedia so schön heisst, auch als die Ganzen bezeichnet.
Der Begriff „Demokratische Linke“ ist ein wir-definieren-die-Vergangenheit-um-Witzwort, der damals nie verwendet wurde.
Was der Begriff „Die Ganzen“ in diesem Zusammenhang zu bedeuten hat, erschliesst sich leicht, wenn man weiss dass die sogenannten „Halben“ (wie z.B. die Gruppe „Württemberger Hof“) für die „parlamentarische Monarchie“ waren.
Die einzige Verwendung klischeehafter Einordnung nach den Denkmustern des 20.Jahrhunderts, die sich über diesen Begriff durch mehrere Einträge und Hausarbeiten zieht, ist der Begriff „Linke im Frack“ über die „Westendhall“-Fraktion in der Frankfurter Nationalversammlung.
Die Quelle für diese Satz wird nirgends angegeben.
Gerade die „radikale“ Fraktion des Paulskirchen-Parlamentes, die Donnersberg-Gruppe, kommt vor lauter „linkelinkelinke“ in der Beschreibung gar nicht mehr aus, allerdings nicht in auffindbaren, zeitgenössischen Schriften.
Nur in der Definition aus Sicht der heutigen Zeit hat der Begriff „links“ irgendeinen Bezug zu damaligen Ereignissen. In keiner Forderung der deutschen Revolutionäre, Arbeiter, Akademiker, Liberale, Bauern oder hastunichgesehn taucht der Begriff „links“ auf.
Er käme ja auch schwerlich ohne „rechts“ aus. Da würde man sich ja nicht anlehnen können und somit auf die Schnauze fallen.
Gerade die „radikale“ Donnersberg-Gruppe der Paulskirche stand schlicht für eine Revolution zur Schaffung der Demokratie und der Gewährung von Bürgerrechten – also für Republik und Verfassung, übrigens nach dem damaligen Vorbild der Republik USA, in der vor knapp 70 Jahren bereits eine Revolution gegen des britische Empire stattgefunden hatte.
Aus heutiger Sicht skurril. Aber eben nur aus heutiger Sicht.
Später einmal, aus der Sicht der Interessen nach dem 1.Weltkrieg, wird im Nachhinein behauptet der Begriff „links“ beziehe sich auf die „parlamentarische Sitzordnung“ in Frankreich nach der Julirevolution von 1830.
Das ist insofern sehr merkwürdig, als dass in allen Fürstentümern und Monarchien Europas, in denen sich die Bevölkerung des Jahres 1848 gegen die Herrschaftshäuser erhebt, die Wörter „links“ oder „rechts“ keine Rolle spielen.
Ganz zu schweigen vom „Gespenst“ Kommunismus.
Kapitel XI: Das Gespenst in Wikipedia
Es drückt sich hier bei all den Einträgen über die Entstehung des Begriffes und der Ideologie des „Kommunismus“ der Eindruck auf, dass hier eine Menge Leute mit viel Zeit und Fingerspitzengefühl nach Möglichkeit Einträge zurecht gebogen und auf Karl Marx als den Urvater des Sozialismus und Kommunismus hingebogen haben.
Das ist aus heutiger Sicht einfach erklärbar.
Ein Sozialismus ohne die späteren totalitären Diktaturen des 20.Jahrhunderts (im Namen des Kommunismus) als historischen Ballast wäre im 21.Jahrhundert für die in jahrhundertelanger Kontinuität herrschenden Feudal- und Handelskreise viel gefährlicher als das ewige Vor-Sich-Hinblubbern der strukturell reaktionären, gedanklich unterirdischen und theoretisch antagonistischen Ursuppe namens „Die Linke“, die sich als Bewahrer des Status Quo gönnerhaft über den unabhängigen, progressiven und sozialistischen Kräften der deutschen Republik fett gemacht hat, damit sich nämlich im besseren Viertel (dem oberen nämlich) nur ja nix ändert.
„Die Linke“, diese Partei im 21.Jahrhunderts, baut auf einer fehlerhaften Analyse und falschen Theorie auf. Das lässt sich allein dadurch einfach aufzeigen, indem man auf Computer als Produktionsmittel für Informationen, Musik, Filme und allerlei kreatives Zeugs verweist.
Ich habe einmal einen marxistischen Kollegen aus den unabhängigen Medien gefragt, was denn nach der marxistischen Mehrwert-Theorie ein Artikel von ihm oder mir wert sei.
Er: „Nix.“ Und fand das auch noch gut.
Wenn man einmal begriffen hat, dass es seit Jahrtausenden um den ewigen Kampf zwischen Menschenmacht und Wertemacht geht und der Rest hohles Gelaber ist, dann erklärt sich auch dieses dienstbeflissene Herumgemurkse beim Wikipedia-Eintrag über den Begriff „Verfassung“.
„Verfassungen enthalten meist auch Staatsaufgaben- und Staatszielbestimmungen, diese finden sich häufig in einer Präambel wieder.“
Genau das nicht. Schwachsinniges Geblubber wie die dem Grundgesetz vorgepflanzte Präambel braucht keiner. Das ist sinnfreies Geschwafel ohne Rechtswirkung.
Weiter:
„Verfassungsgesetze unterscheiden sich für gewöhnlich von einfachen Gesetzesbestimmungen in mehreren Punkten“
Eine Verfassung ist nicht nur Gesetz, sie steht über dem Gesetz und besteht aus Artikeln.
Die Formel „Recht und Gesetz“ müsste eigentlich heissen „Recht über Gesetz“.
Nur könnte man sich das in Rheinland-Pfalz vielleicht schwerer merken.
„Sie genießt Vorrang gegenüber allen anderen staatlichen Rechtsvorschriften.“
Wie bei den meisten Genialitäten wie „Politisch Verfolgte geniessen Asyl, aber nicht bei uns“ kommt es immer auf die Ergänzung an, die „Reform“ quasi.
Mehr ist immer mehr, das weiss man doch.
Was wäre denn, wenn es eigentlich heissen müsste:
„Sie genießt Vorrang gegenüber allen staatlichen Rechtsvorschriften.“
Mal ehrlich: da würde so manchem etwas fehlen, oder?
Und so geht es weiter.
Immer steht da zwischen den Zeilen, „Da lang, nein, da lang!“, irgendwer lässt da von oben ständig, zahlreich und gut alimentiert die Steine in den Weg rollen, die man dann mühsam den Berg der Erkenntnis wieder hinauf bugsieren muss.
So geht das nicht nur heute.
So geht das schon seit Jahrhunderten.
(…)
Vierte Folge der Reihe:
Das Gespenst IV: Utopie und Gesellschaft