Name: Sapiens Transnet, 250.000 Exemplare

Die Wähler von Norbert Hansen sind der beste Beweis für die unendliche Flexibilität des menschlichen Rückgrats

Von allen auf den Hund gekommenen Bücklingen der Spezies Menschheit gibt es ausgerechnet in dieser Republik immer wieder grössere Batzen auf einem Haufen zu bestaunen. An den Spezialdemokraten (immer noch über 500.000) haben jetzt die 250.000 Exemplare des Sapiens Transnet in einem beindruckenden Überholmanöver im Tiefflug über die rechte Leitplanke vorbeigezogen und liegen z.Z. unangefochten in Führung.

Allerdings gibt es natürlich auch die Möglichkeit einer Kreuzung beider Exemplare. Erschütterndes Beispiel: das Universum Norbert Hansen.

Es ruht quasi in sich selbst. Es gibt da auch nichts anderes. Warum sollte es auch, solange der Sapiens Transnet einem vor den Füssen rumrutscht und ab zu etwas wimmert wenn er wieder mal bezahlen muss.

Norbert Hansen nun in einer öffentlichen Verlautbarung, nach all den Jahren als Transnet-König und Hausgewerkschaftler der Bahn AG, zu der er jetzt endlich auch offziell wechselte…:

BILD: Kann ein Ex-Gewerkschaftsboss ein guter Manager sein?
Norbert Hansen: Das kann er nicht nur – das muss er sogar.

Warum muss er das wohl?

Die Führung einer großen Gewerkschaft und die Arbeit im Vorstand eines Großunternehmens unterscheiden sich kaum.

Hätte das so ein linker Zausel behauptet, hätte man es ihm nicht geglaubt. So wird es bloss schnell wieder vergesssen.

In beiden Fällen hat der Chef in erster Linie die Verantwortung für die Mitarbeiter und er muss für den Erfolg des Ladens sorgen…

Warum eigentlich nicht gleich „Pharao Hansen“?

BILD: Wem sind Sie denn künftig mehr verpflichtet – dem Unternehmen Bahn oder den Mitarbeitern, Ihren ehemaligen Kollegen?

Norbert Hansen: Das Projekt kann nur funktionieren, wenn Unternehmen und Mitarbeiter an einem Strang ziehen. Insofern gibt es da keinen Interessengegensatz.

Man stelle sich jetzt dazu das unendlich dämlich aus der Wäsche guckende Gesicht irgendeines regulären, strunzdummen Transnet-Mitglieds oder Sozens vor, wie er überlegt wie er das nun wieder den Kollegen weitererklärt.

BILD: …und was machen Sie als künftiger Bahnvorstand, wenn es darum geht Personal abzubauen – oder in Billigfirmen auszugliedern?

Norbert Hansen: Auch das ist für mich als Manager kein wirklich neues Thema.

Hehe. Hehehe..

Schon als Gewerkschaftschef habe ich Arbeitsplätze in der Verwaltung von TRANSNET abbauen müssen.

Den Mitgliederabbau nicht zu vergessen.

Tatsache ist allerdings: Wir werden bei der Bahn weiter rationalisieren müssen. Und das wird in einigen Bereichen nicht ohne Personalabbau gehen. Noch wichtiger ist aber, dass die Effizienz der Mitarbeiter steigt.

Es sei denn, sie tun eh nix ausser alles zu verkaufen, kassieren dafür Millionengehälter und sind Manager.

BILD: Was heißt das konkret?

Norbert Hansen: Ein Beispiel: Es gibt mittlerweile viele regionale Bahngesellschaft, die zeigen, wie es gehen kann. Da ist dann z.B. ein Lokführer nicht nur dafür verantwortlich, den Zug zu steuern – sondern kann in den Zugabteilen auch mal aufräumen oder auf einem kleinen Bahnhof mit anpacken.

Man sieht vor seinem geistigen Auge den letzten Lokführer der Transnet mit dem Handfeger durch die Abteile rutschen, während das Wiehern der GDL-Kollegen noch bis in den Bahnhof zu hören ist.

BILD: Und was macht der künftige Bahnmanager, wenn er bei Tarifverhandlungen seinen ehemaligen Gewerkschaftskollegen als Gegner gegenübersitzt?

Norbert Hansen: Ich habe als Gewerkschafter in zahllosen Tarifschlachten gelernt, dass es keinen Abschluss geben kann, mit dem alle rundum zufrieden sind.

Dass Arbeiter grundsätzlich „Arbeitnehmer“ genannt werden, daran haben sich ja die Meisten seit dem 2.Weltkrieg gewöhnt.
Aber „Alle“?

BILD: Apropos Tarif – als Bahnvorstand werden Sie doch sicher ein Vielfaches verdienen im Vergleich zu ihrem früheren Job…?

Norbert Hansen: Wenige wird es sicher nicht sein – aber darüber muss ich erst noch verhandeln. Die Verträge sind noch nicht unterschrieben.

Will er wirklich selbst verhandeln? Es könnte sein, dass dann nicht alle rundum zufrieden sind.

Verglichen mit anderen großen Konzernen zahlt die Bahn deutlich weniger.

Das erinnert ein bisschen an den Fressneid einer Heuschrecke inmitten von Millionen sabbernder Kollegen.

BILD: Die Große Koalition hat beschlossen, höchstens 24,9 Prozent der Bahn an die Börse zu bringen. Ist das auch für Sie das letzte Wort?

Norbert Hansen: Nein. Für mich ist wichtig, dass der Bund bei der Bahn weiter das Sagen hat – also die Mehrheit der Anteile behält. Das heißt: Die Obergrenze für eine Privatisierung liegt für mich bei 49,9 Prozent.

Nun – von dem bisschen Megageheuchel zwischen vorher/nachher der letzten Monate mal abgesehen: schon die SPD hat ihren Exemplaren verschwiegen, dass nach dem Aktiengesetz „Kapitalinvestoren“ im Rahmen der sogenannten Treuepflicht Anspruch auf die Erwirtschaftung einer höchstmöglichen Rendite haben.
Weicht da also ein Konzernvorstand von dieser Vorgabe ab und erhält unprofitable Verbindungen oder Strecken, dann können ihm die Anteilseigentümer mit einem „Nachteilsausgleich“ drohen.

Dazu reicht selbst ein Anteil von 5%.
Beispiel TUI: der Reeder John Fredriksen setzte mit 5% Anteil gegen den Widerstand des Vorstandes die vollständige Zerschlagung des Konzerns durch. Ähnlich die US-Heuschrecke Blackstone (ebenfalls 5% Anteil an der Beute) bei der Telekom.

Das nicht mehr peinliche, sondern perverse Schauspiel vervollkommt Mehdorn. Dem Chef des Bahnkonzerns ist erkennbar nur zuwider, dass Hansen nach all dem bloss halbwegs profitablen Rumgemurkse als Gewerkschaftsfunktionär nun allzu offensichtlich in den Selbstbedienungsladen Deutsche Eisenbahn stürmt wie ein Alkoholiker mit Speichelfluss in die nächste Bar.
Mehdorn heute:

„Spekulationen über einen Personalabbau bei der Bahn sind an den Haaren herbei gezogen. Es gibt weder entsprechende Pläne und schon gar nicht gibt es derartige Beschlüsse“.

Man spürte förmlich die ganze Verachtung eines alten, abgezockten Profis über seinen neuen blöden Sozen im Konzern, der dumm-feist einfach die Hand aufhält, so dass es auch noch alle Leute sehen können.

Wer die in den Orbit offene Erbämlichkeitsleiter noch nicht in den luftleeren Raum erklommen sieht, der muss nur abwarten bis der Restbestand der „Gewerkschaft“ Transnet wieder anfängt mit irgendwas zu „drohen“.
Sie öffnen vielleicht den Mund und wollen ganz doll Luft holen.
Aber da kommt nix mehr.

(…)

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