Der Buchautor und Ex-BND Mitarbeiter Wilhelm Dietl hat die Flucht nach vorn angetreten und ist mit einer eigenen Webseite, der – www.wilhelmdietl.de – mit über 400 Seiten Startinhalt an die Öffentlichkeit gegangen.
Selbst angeblich belastendes Material des irakischen Geheimdienstes des Saddam Hussein hat er im Original ins Internet gestellt, mit amtlicher Übersetzung und der Stellungsnahme des BND gegenüber der Generalbundesanwaltschaft.
Lustig wird die Webseite ab und an. So bei der Wiedergabe eines Telefonats mit Helmut Markwort am 12.9. 2001 – also drei Tage nach dem WTC-Anschlag – in dem sich Marktwort für eine Talk-Show „klug machen ließ“ und angeblich fragte:
• „..Die Taliban, das sind doch die alten Kommunisten?……“
Traurig ist die Webseite beim Thema Pressemanipulation, bei der Wilhelm Dietl sehr detailliert aufzeigt, was in dem Münchner Nachrichtenmagazin veröffentlicht werden durfte und was nicht und wie dieses angebliche Nachrichtenmagazin „Stimmung für den Irakkrieg 2003“ machte oder wie ein Bericht über das US-Militärgefängnis in Abu Ghraib, in dem Gefangene entwürdigt wurden, zugunsten eines Interviews mit einem Windsor-Prinzen zurückgestellt wurde.
Angeblicher O-Ton Markwort:
• „….Das ist doch schon wieder eine Kampagne gegen die Amerikaner. Außerdem sind das olle Kamellen……“
Dietels Behauptung, die Staatsanwaltschaft München I ermittle gegen Mitarbeiter des Nachrichtenmagazins wegen:
• „…. Bestechung deutscher Beamter ….“
kann ich bestätigen, da ich am 3. Januar 2008 zu diesem Sachverhalt vom Landeskriminalamt Berlin – im Auftrag der Staatsanwaltschaft München – (als Zeuge) befragt wurde.
Für die Juristen ist die Rubrik „Recht und Unrecht“ interessant. Dietl geht ins Detail, bezüglich seiner (Kündigungsschutz-) Klage gegen den FOCUS, aber auch bezüglich seiner Medienprozesse.
Merkwürdige Moral
Die Leser der R-Archiv.de kennen sicherlich den Artikel »Spione: treu im deutschen Dienst«. Eine Vertiefung und Fortsetzung des dortigen Artikels findet sich nun unter
http://www.wilhelmdietl.de/page.php?lang=de&cont=sub&show=6&sub=5&submenue=-%20FOCUS&menue=Recht%20und%20Unrecht
Die dortigen Passagen über Thomas T. zeigen, dass im Journalismus nachrichtendienstliche Kontakte keineswegs unerwünscht sind, solange der Journalist einem Blatt genehm ist.
Zerrbilder:
Diese Rubrik auf der Wilhelm Dietl.de können sich die ehemaligen Leser der R-Archiv.de ersparen. Sie ist eine Spiegelung der dortigen Webseite.
Fazit:
Wilhelm Dietl hat mit dem Buch „Deckname Dali“ seine BND-Vergangenheit aufgearbeitet und arbeitet nun mit seiner Webseite nach meinem Eindruck seine journalistische Vergangenheit auf. Eine Aufarbeitung die zeigt, dass Presse keine Berichterstattung ist, sondern Meinungsmache. Oft viele Meilen von der Wahrheit entfernt.
Quellenhinweis:
Der in den Kommentaren veröffentlichte Auszug eines Interviews wurde der Mittelbayerischen Zeitung entnommen.