Der König von Conti gegen die eiserne Gräfin der Wälzlager

Wenn man Maria-Elisabeth Schaeffler mit zwei Worten beschreiben sollte, dann wäre „fürchterlich effizient“ wohl genau die richtige Beschreibung. Zu Manfred Wennemer käme man dann schnell auf den „eitlen Pfennigfuchser“. Natürlich sind solche Betrachtungen immer etwas kurz gegriffen.

Tatsächlich ist die eiserne Gräfin Maria-Elisabeth Schaeffler der Typ Frau, der einem sofort Respekt abnötigt. Als sie nach dem Tode ihres Mannes 1996 gebraucht wurde, stand sie ihre Frau und übernahm die Führung. Auch wenn sie schon lange mit ihrem Mann zusammengearbeitet hatte, ist es etwas anderes, für jemanden zu arbeiten der letztendlich die Verantwortung trägt, als auf sich alleine gestellt alle Verantwortung selbst tragen zu müssen.

Das sich diese gestandene Frau dann 1998 mit Jürgen Geißinger einen agilen und gewieften Vorsitzenden der Geschäftsführung an ihre Seite holte, war ein genialer Schachzug. Ohne im Alltagsgeschäft zu ertrinken, sind beide in der Lage Zeichen zu setzen. Der Kauf von FAG Kugelfischer im Rahmen einer eher feindlichen Übernahme war ein gutes Stück Kaufmannskunst zum richtigen Zeitpunkt. Es macht Spaß sie zu beobachten.

Ganz anders bei Manfred Wennemer. Stets ist man versucht wegzuschauen. Alles was er macht, macht er ungelenk. Es sieht künstlich aus. Selbst zum Zeitpunkt des Triumphs sieht er eher wie magenkranker Silberrücken aus. Da ist keine Freude, da ist keine Leichtigkeit. Alles ist Aufgabe, düstere Last.

Wenn man seinen Ruf kennt sucht man bei seinem Auftreten unwillkürlich die Ärmelschoner und jenen grünen Fingerhut zum Geld zählen, aus der Zeit als das noch Menschen erledigten. Menschen interessieren ihn wenig bis gar nicht. Er liebt Zahlen, wenn es geht runde Zahlen. 10 Prozent war seine Renditeerwartung und um diese zu erreichen, kannte er eigentlich nur eine Maßnahme. Entlassungen, Stillegungen und niedrige Löhne.

Innovation und Entwicklung treten eher auf der Stelle, weil Innovation ja bedeutet, dass man Geld in die Hand nehmen muss, es riskieren muss um auf Dauer Erfolg zu haben. Das ist seine Sache nicht. Er ist ein harter Verwalter, aber eben kein Unternehmer.

Selbst der Zukauf von VDO war wohl eher nicht Teil einer strategischen Entscheidung sondern mehr ein „Wennemer ist auch dabei“, im Rahmen der allgemeinen Übernahmeritis. Irgendwie hängen die Teile des Konzerns völlig frei in der Luft, quasi ist die einzige Gemeinsamkeit Wennemer und die Kasse in die sie die Gewinne abliefern. Das ist viel zu wenig für Synergieeffekte. Das ist eigentlich weniger als nichts.

Maria-Elisabeth Schaeffler spielt nicht nur die Mutter der Firma, sie lebt es augenscheinlich auch. Natürlich weiß sie das auch zu verkaufen, aber sie setzt auf die Firmenfamilie und holt damit natürlich noch mehr Einsatzbereitschaft aus ihren Leuten heraus. Es gibt Leute die sagen, das sie stolz darauf sind für sie zu arbeiten. Das hört man im Zusammenhang mit Wennemer eigentlich nie.

Allerdings sollte man sich nicht täuschen lassen von all der Offenheit, Zuneigung zu den Mitarbeitern und dem angenehmen Arbeitsstil. Direkt unter der Haut ist eine Rüstung aus bestem Wälzlagerstahl. Nicht blockierend sondern kraftübertragend. Sie lernt vor allem sehr schnell. Das was sie FAG Kugelfischer noch falsch machte und was zu einer fünfwöchigen Schlacht führte, hat sie jetzt gekonnt ausgehebelt.

Ihr gehören bereits 36 Prozent des Unternehmens und während sie freundlich davon spricht um die 30 Prozent haben zu wollen, will sie die Mehrheit. Nur ein Narr würde glauben das die eiserne Gräfin weniger als alles will. Witzigerweise ist sie im Vorteil. Sie hat ihr Wort bei FAG Kugelfischer weitgehend gehalten. Wennemer hat entlassen und jeder weiß, dass er es morgen wieder tun wird.

Typisch für Wennemer ist, dass er jetzt die Solidarität der Gewerkschaften und der Politik einfordert. Den Funktionären unserer heutigen Gewerkschaften ist ein Wennemer natürlich lieber, ist er doch ein Funktionär wie sie selbst auch. Das sich natürlich auch Herr Wulff äußert ist klar. Als Wennemer die Werke in Hannover und andernorts schloss, war Wulff nicht zu sehen und nicht zu hören. Aber Christian Wulff fand ja auch schon Entlassungen bei VW völlig in Ordnung.

Gegenüber stehen sich also eine echte Unternehmerin und ein Manager der nicht nach vorne will, sondern einfach nur billiger werden möchte. Billiger auf Kosten der Arbeitnehmer und in dem er die Zukunft der Firma riskiert, weil er die Innovation ängstlich aussperrt. Da ist es einfach zu entscheiden wem man in dieser Auseinandersetzung Glück wünscht.

Die eiserne Gräfin Maria-Elisabeth Schaeffler bekäme damit aber nur das Glück der Tüchtigen. Ein verdientes Glück. Dieses Land braucht Unternehmer, schlechte Verwalter haben wir viel zu viele.

Quelle

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