Profifußball zum Erbrechen

Der deutsche Profiußball entwickelt sich immer mehr zu einem Ärgernis. Das könnte man übersehen, weil Fußball wirklich nicht besonders wichtig ist, aber am Beispiel Fußball lässt sich gut darstellen wie verkommen unser Wertesystem ist. Das was sich Uli Hoeneß in Bezug auf Kartellamt und die ARD erlaubt hat, ist nicht nur wie bei Hoeneß üblich, völlig unter der Gürtellinie. Es ist auch eine Frechheit gegenüber dem Bürger.

Im Poker um die Vergabe der TV-Rechte für die Fußball-Bundesliga vom Jahr 2009 an hat Bayern Münchens Manager Uli Hoeneß scharfe Vorwürfe gegen die ARD erhoben.

Der 56-Jährige bezichtigt den öffentlich-rechtlichen Sender, der die Rechte bis zum Ende dieser Saison innehat, das Bundeskartellamt zu beeinflussen. «Ich bin sauer auf die ARD. Sie steckt hinter der Entscheidung des Kartellamts», sagte Hoeneß dem Magazin «Focus Money».

Der Bayern-Manager plädiert für einen Wechsel zum Bezahlfernsehen. «Wer sagt denn, dass wir mit der ARD weiter zusammenarbeiten müssen? Wir müssen das Pay-TV, und damit Premiere, wie noch nie pushen», forderte der heutige Funktionär und ehemalige Nationalspieler.

Das ist typisch für Hoeneß. Auf der einen Seite will er ein Monopol von Fußballvereinen, die in Wirklichkeit Wirtschaftsunternehmen sind, gründen und sich dann aber nicht an die Regeln halten. So wie er die Schiedsrichter beeinflusst will er überall seinen Einfluss und den von Bayern München geltend machen, um Sonderegeln, oder besser einen Rechtsbruch zu seinen Gunsten zu erreichen.

Er ist, wie der von ihm und ähnlichen Leuten gesteuerte Verein, unfair bis ins Mark. Regeln sollen immer nur für andere, aber nie für ihn und seine Leute gelten. Bei einem Fußballverein, auch mit Millionenbeträgen, ist das nicht gefährlich. Aber er betreibt ja wohl auch eine Wurstfabrik und bei den laschen Kontrollen in Bayern dürfte bei ihm wohl seit Jahrzehnten nicht mehr kontrolliert worden sein, was eine echte Gefahr bedeuten kann.

Jemand mit einer solchen Einstellung wie sie Uli Hoeneß immer wieder zeigt, sollte wirklich nichts mit Lebensmitteln zu tun haben. Dafür braucht man Menschen die sich an Regeln halten. Hoeneß ist nicht bereit sich an Regeln zu halten und damit ein typisch deutscher Manager.

Natürlich muss er nicht einen Teil seines Produktes an die ARD verkaufen. Dazu kann ihn niemand zwingen. Zumindest dann nicht, wenn es sein Produkt ist. Es ist aber nicht sein Produkt. Der feine Herr Hoeneß vergisst nämlich immer, das es sein Produkt nur gibt, weil die Allgemeinheit dafür zahlt. Der FC Bayern ist nichts anderes, als betrügerischer Sozialhilfeempfänger der Beihilfen kassiert und gleichzeitig Gewinne macht.

Die Fußballunternehmen lassen sich ja nicht nur die Polizeieinsätze , die nur durch ihre Veranstaltungen notwendig werden, sponsern sondern nehmen auch andere Subventionen gerne in Anspruch.

„Die Stadt München hat, obwohl ihr dadurch jährlich einige Millionen Euro an Einnahmen für das Olympiastadion verloren gehen, dem FC Bayern seinen mit Nachdruck vertretenen Wunsch erfüllt, einen Stadionneubau zu ermöglichen. Der Steuerzahler hat dafür insgesamt 200 Millionen Euro aufgebracht – und da beklagt sich der FC Bayern über fehlende Unterstützung durch die Politik.“
Christian Uhde, Münchens Oberbürgermeister

Was Uhde nicht erwähnt hat sind die Autobahnzubringer, die jährlichen Folgekosten für die Nichtnutzung des von allen Deutschen bezahlten Olympiastadions und die Steuerverluste durch die Abschreibung des Stadionneubaus über Jahrzehnte. Praktisch alle deutschen Fußballvereine werden so durch vielfache Subvention unterstützt.

Es ist also so, dass das Produkt, das Honeß vermarkten will, ihm in Wirklichkeit nur zu Teilen gehört. Wie alle wirtschaftsfaschistischen Neoliberalen hat er nur ein Ziel. Gewinne sollen privatisiert und Verluste, wie auch Kosten, weitgehend sozialsiert werden. Das wird besonders deutlich, wenn man bedenkt, dass bei den Kosten für den Polizeieinsatz der DFB mit einem Grundrecht auf Fußball argumentiert.

Das Argument des DFB, die Polizei habe einen verfassungsrechtlichen Schutzauftrag bei Fußballspielen so wie bei Demonstrationen trifft nicht zu, so Rainer Wendt: „Die Berufung des DFB auf den verfassungsrechtlichen Schutzauftrag der Polizei überzeugt nicht. Es gibt nämlich kein Grundrecht auf Fußball.

Natürlich will auch der DFB die Freiheit Monopole zu bilden für die Profiliegen. Das ist besonders nett, weil der DFB eigentlich den Breitensport vertreten sollte, sich aber längst zum billigen Handlanger der fußballerischen Großkonzerne und insbesondere des FC Bayern gemacht hat, der beim DFB schon lange den Ton angibt. Wenn man beobachtet wer da gerade unter lautem Kampfgeschrei nach vorne stürmt, dann weiß man was da gespielt wird.

Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge spricht vom drohenden Verlust der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, DFL-Präsident Reinhard Rauball sieht den deutschen Fußball um Jahre zurückgeworfen. Nun wird es erst einmal keine höheren Einnahmen aus den TV-Geldern für die Bundesliga-Vereine geben. „Das wird sich negativ auf die Spielqualität auswirken. Das Volksgut wird mehr und mehr leiden, bis am Ende der deutsche Profi-Fußball auf griechischem Niveau angekommen ist. Er wurde dann kaputt geschützt“, kommentiert Marco Klewenhagen im Sponsoringmagazin Sponsors. Unter dem Strich habe das Kartellamt eine Entscheidung getroffen, „die mit der Wirklichkeit der europäischen Fußball-Ligen nur wenig zu tun hat“, meint der Sponsors-Mitherausgeber.

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Am Rande des Trainingslagers der Fußball-Nationalmannschaft in Herzogenaurach hat sich auch DFB-Team-Manager Oliver Bierhoff kritisch gegenüber der Kartellamtshaltung geäußert. „Die gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung des Fußballs wird in Deutschland trotz aller Sonntagsreden der Politiker immer wieder unnötig in Frage gestellt und somit nicht angemessen gewürdigt. Mich würde mal interessieren, was passiert, wenn wie in den USA oder Italien die ganze Liga streikt und damit den Spielbetrieb an mehreren Wochenenden einstellt“, so Bierhoff gegenüber der Welt.

Wenn Fußball ein Volksgut wäre, wie es Klewenhagen definiert, dann müsste das Interesse aller sein, dieses Gut auch dem Volk möglichst kostenfrei zugänglich zu machen. Aber Klewenhagen redet ja nur um den heißen Brei herum. Es geht um Geld und es geht um Vermarktung. Natürlich ist auch ihm klar, das die Sponsoren für das doch sehr begrenzte Trüppchen von Premiere-Zuschauern, das aus Rezessiongsgründen demnächst noch weiter schmelzen dürfte, nicht derartige Preise ausgeben werden.

Die paar Hansel auf Premiere sind einfach so hohe Werbegelder nicht wert. Breitenwirkung hat die Sportschau und andere Sendungen im Free-TV und den Öffentlich Rechtlichen. Herrn Bierhoff muss man eigentlich nicht kommentieren. Sollen die Ligen doch streiken. Bitte schön. gibt es eben keine Eintrittsgelder und Entschädigungen für die Dauerkarteninhaber. Der Staat spart viel Geld für Polizeischutz der Spiele.

Außerdem gibt es viele glückliche Ehefrauen, Kinder und Freundinen. Das Kartellamt wird sich an so einem Streik auch nicht stören. Das ist eine typische Bierhoff Idee. Er sollte öffentliche Äußerungen besser lassen, es reicht bei ihm einfach nicht zu Sätzen, die mehr als Gelächter hervorrufen.

Natürlich soll auch Premiere gefördert werden. Auf diese Art und Weise könnten die Fußball-Fans zu Premiere gezwungen werden. Das sollte Grund genug sein, die Lizenz für Premiere zu prüfen. Da Uli Hoeneß, mit Premiere als Hebel, eine Erpressung versucht, dürfte dies ausreichen, Premiere zumindest die Lizenz für Sportübertragungen auf zehn Jahre zu entziehen. Damit wäre das Thema Premiere erledigt.

Des weiteren muss der Profisport strikt vom Breitensport getrennt werden. Eine wirtschaftliche und personelle Verpflechtung darf nicht stattfinden. Anlagen des Profisports müssen vom Profisport gebaut und finanziert werden. Einnahmen von Profisportlern und deren Umfeld müssen wie normale Einnahmen gewertet werden. Subventionen für den Profisport dürfen in keiner Weise vorkommen. Das Sponsoring von Profisport darf nicht steuerabzugsfähig sein, Werbung im Profisport muss steuerlich gedeckelt werden.

Wenn dann auch noch hohe Ablösesummen bei einem Wechsel vom Breitensport zum Profisport per Gesetz festgeschrieben werden, dann darf Uli Hoeneß mit seinem Produkt machen was er will. Wahrscheinlich kann er dann aber nichts mehr mit seinem Produkt machen, weil es dieses Produkt ohne staatliche Subvention nicht mehr geben wird. Wie in den USA müssen dann Privatleute einspringen und die Clubs finanzieren. Das ist aber für die breite Masse egal.

Ohne die Kommerzsportler wird es wieder schönen und guten Sport geben. Selbst Doping dürfte sich weitgehend von selbst erledigen. Vor allem aber könnte es wieder fairen Sport geben. Es ist ein guter Zeitpunkt für weitgehende Änderungen in der Sportpolitik. Breitensport, statt Kommerz. Bolzplätze statt Sportpaläste. Es wäre auch ein guter Zeitpunkt um aus dem Olympia Irrsinn auszusteigen. Das Geld kann an anderer Stelle besser verwandt werden.

Quelle

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