Jeden Tag 22 Uhr: Russia Today auf TV Berlin!

Viele Leute lesen Blogs wie diese, aber noch mehr Leute vertrauen nach wie vor auf die großen Medien. Um diese mit vernünftigen Gegeninformationen zu erreichen, gibt es seit Anfang August eine super Möglichkeit: Im Programm des Privatsenders TV Berlin läuft täglich von 22 Uhr bis 23 Uhr die Nachrichtensendung von Russia Today. Der Kanal ist – jedenfalls in der Hauptstadt und im Umland – ganz normal im terrestrischen Netz zu empfangen, also über Kabel, KEIN Pay TV!!

Bitte unbedingt weitersagen! Mehr dazu in meinem Artikel im „Neuen Deutschland“, 22. August 2008.

ND, 22.08.2008

„Pravda“ auf TV

Von Jürgen Elsässer

Gestern, beim schläfrigen Zappen durch die Fernsehkanäle, hatte ich plötzlich eine Begegnung der dritten Art: Ein englischer Sender brachte ein ausführliches Interview mit dem russischen NATO-Botschafter Dmitri Rogosin, mit scharfen – und nicht weggeschnittenen – Angriffen gegen die US-Politik in Georgien und anderswo. Was war mit CNN beziehungsweise BBC los? Sollte dort jetzt plötzlich auch die andere Seite zu Wort kommen?

Ich wurde hellwach und merkte schnell, dass der Nachrichtenkanal ein mir unbekanntes Logo hatte: RT, die Abkürzung für Russia Today. Seit Anfang August hat der schwächelnde Berliner Privatsender TV Berlin dem russischen Mediengiganten täglich eine Stunde Sendezeit verkauft – jeweils von 22 bis 23 Uhr.

Die ganze Machart ist von den angloamerikanischen Vorbildern originalgetreu abgekupfert, von dem unten mitlaufendem Band mit aktuellen Tickermeldungen bis zu den hippen Frisuren der Ansagerinnen und den lässigen Krawatten der Moderatoren, fast durch die Bank waschechte Briten mit gediegenem Oxford-Englisch. Zwischen den Nachrichten sind Werbeclips zu sehen, die potenziellen Touristen auf Reiseziele wie Jekaterinburg oder Weliki Nowgorod ähnlich Lust machen wie die westliche Konkurrenz auf Johannisburg oder Bangkok.

Streifzüge durch die Discos von St. Petersburg und eine ausführliche Olympiaberichterstattung, natürlich mit Schwerpunkt auf die russischen Athleten, runden das Ganze ab. Kurz und gut: Lenin hätte seine wahre Freude an der Professionalität dieser Propaganda. Das ist wirklich »Prawda« für das 21. Jahrhundert, und gerade in diesen Zeiten der unsäglichen Russophobie auf allen anderen Kanälen ein wohltuendes Gegenmittel.

Wer die Sendung einmal verpasst hat, findet im Internet das Ganze noch einmal – und vieles mehr. Unter der Adresse www.russiatoday.com gibt es ständig aktuelle Meldungen, meist mit einem zusätzlichen Video. Wer also sehen will, ob das georgische Gori tatsächlich von den russischen Angriffen zerbombt wurde, wie es uns die westlichen Einpeitscher glauben machen wollen, kann die Kamera bei einer Rundfahrt durch die Stadt begleiten. »Gori in ruins? You decide!«, heißt der Beitrag: »Gori in Ruinen? Entscheiden Sie selbst!« Schade nur, dass alles auf Englisch ist. Vielleicht könnte Schröder mit Gazprom-Rubeln eine deutsche Übersetzung sponsern?

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