Auf den Anfang kommt es an

So schließen über 500 hessischen Grundschulleiterinnen und -leitern einen Brandbrief an den geschäftsführenden hessischen Kultusminister Banzer. Natürlich ist es reine Energieverschwendung an ein Mitglied der Koch-Truppe in Sachen Bildung zu appellieren. Bildung ist für die Kochtruppe immer nur ein Wort gewesen, das sich im Wahlkampf gut macht und wo man nach der Wahl am leichtesten streichen kann. Wen interessieren in der neolibealen CDU schon Kinder.

Man muss aber ehrlicherweise zugestehen, das Koch damit nur die Aufgabenstellung von Mohn/Bertelsmann und der INSM erfüllt, die ja alles tun um möglichst große bildungsferne Schichten zu erzeugen, die als billige Arbeitssklaven in einer Verfügungsmasse gehalten werden und nicht klug genug sind, um zu verstehen, was mit ihnen passiert.

Allerdings sind das auch genau die Leute, die Koch und die CDU als ideale Wähler brauchen. Doof aber treu. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Bildung überall in Deutschland zurückgefahren wird, auch wenn die Lippenbekenntnisse laut sind. Es ist natürlich lobenswert, das die Grundschulleiter ihrer Stimmung Ausdruck, verleihen, weil sich nur so, eine breitere Öffentlichkeit mit dem Thema beschäftigen kann.

Nach unserer Erfahrung reicht es eben nicht aus, in Elternbriefen, Verordnungen und Erlassen die gezielte Förderung jedes einzelnen Kindes zu postulieren – gleichzeitig aber nicht die dafür notwendigen zusätzlichen Lehrerstunden zur Verfügung zu stellen; und dies gilt in besonderem Maße für unsere jüngsten Schülerinnen und Schüler an den Grundschulen.
Im Grundschulbereich stehen ausreichend bestens ausgebildete Lehrkräfte zu Verfügung, um die längst überfällige Verbesserung der Unterrichtsversorgung umzusetzen.

Dieser Auffassung schlossen sich bisher über 500 Schulleiterinnen und Schulleiter hessischer Grundschulen an. Sie haben uns im Rahmen einer Email – Aktion während der Sommerferien damit beauftragt, folgenden Minimalkatalog an Sofortforderungen an Politik und Öffentlichkeit zu formulieren, den wir Ihnen, sehr geehrter Herr Banzer, hiermit zur Kenntnis geben möchten:

Die durch den Schülerrückgang freiwerdenden Lehrerstellen werden im System der Grundschule belassen und zur Verbesserung des pädagogischen Angebots genutzt!

Die Schülerhöchstzahl in den Grundschulklassen wird ab sofort auf 25 Kinder begrenzt! Der „Notparagraph“ der Verordnung, der ein Überschreiten der Höchstzahl der Klasse um bis zu drei Kinder ermöglicht, wird ersatzlos gestrichen!

Die in der Stundentafel vorgesehenen 2 zusätzlichen Stunden pro Klasse, die für Unterrichtserweiterungen, Förderstunden, Differenzierungsmaßnahmen und Arbeitsgemeinschaften vorgesehen sind, werden sofort und ohne Abstriche zugeteilt!

Dieser pragmatische Minimalkatalog ersetzt nicht die dringend notwendige und längst überfällige Debatte über die zukünftige Struktur und Ausstattung der Grundschule.
Er kann nur ein Einstieg sein.

Logischerweise wird Banzer, der sich ja wie die ganze hessische CDU, seit den letzten Landtagswahlen im Dauervorwahlkampf befindet, sehr freundliche Worte finden und sicher einem Treffen zustimmen, um sich hinterher mit dem Papier und den vernünftigen Forderungen den Hintern abzuwischen. Schüler dürfen nicht wählen und sind nicht in der Lage Politiker zu bestechen. Damit sind sie für Politiker uninteressant.

Aber auch das, was die Leiterinnen und Leiter der Grundschulen fordern ist deutlich zu wenig. In der Grundschule sollten maximal 12 Kinder von einem Lehrer unterrichtet werden und diesem Lehrer muss ein Schulhelfer/Sozialarbeiter zur Seite gestellt werden, der betreuende und helfende Aufgaben hat. Damit ist die die Grundschule sofort in der Lage ihre Aufgabe zu erfüllen und natürlich muss ein Pool an Vertretungslehrern existieren, so dass praktisch keine Stunden ausfallen, sondern sich schlimmstenfalls auf andere Tage verschieben.

Genauso wichtig ist es, die Ausstattung der Grundschule an Materialien und Lehrmitteln deutlich zu verbessern. Eine Verdopplung des bisherigen Aufwandes wäre sicher nicht zu wenig. Die Gebäudesituation muss den neuen Anforderungen angepasst werden und vor allem die Nebenanlagen müssen auf die Altersgruppe abgestimmt werden.

Darüberhinaus brauchen freie Bürger auch eine freie Schule, die sich am leichtesten im Internet errichten lässt und die als Ergänzung und Vertiefung der Präsenzschule für Schulpflichtige und als freies Bildungsangebot für alle dienen soll.

Deshalb ist es an der Zeit das die Bürger das Thema Bildung selbst in die Hand nehmen. Das Internet ist schon lange kein Netz der Buchstaben mehr, es umfasst Töne, Bilder und Filme. Podcast und Videopodcast, wie auch Liveradio und Livefernsehen lassen sich von jedermann produzieren und können von jedem gesehen werden. Natürlich wollen da die Medienanstalten auf die Bremse treten, aber das ist keine wirkliche Hürde. Denen entgeht man durch einen Server der im Ausland steht und einen Verantwortlichen den solche Typen nicht verklagen können.

Schulstunden, sind in erster Linie Frontalunterricht unter Einbeziehung von Medien, Arbeitsblättern, Texten und Büchern. Das lässt sich als Videopodcast mit Downloads jederzeit aufnehmen. Ein gutes Beispiel war das Telekolleg welches aber bei einer immer mehr verteilten Arbeitswelt den Nachteil hatte, das kaum jemand wirklich alle Folgen sehen konnte.

Im Internet stellt sich das Problem nicht mehr. Die Sendungen können jederzeit abgerufen werden. Es gibt sogar Beispiele von Web-Schulen, die zwar noch nicht für einen Massenbetrieb ausgelegt sind, aber der Massenbetrieb ist ein technisches Problem. In Finnland wurde dieses Problem gelöst und auch in anderen Ländern gibt es Modelle, die brauchbar sind.

Neben all den Feinheiten die sicher noch ungelöst sind, kann aber gesagt werden, das Tutorien über Chat, Sprachchat und Videokonferenz machbar sind. Es also einen Präsenzanteil an Unterricht geben kann. Es ist auch kein Problem solche Tutorien bundesweit, rund um die Uhr zur Verfügung zu stellen. Das Netz ermöglicht es, dem Bedarf zu folgen.

Es ist auch kein wirkliches Problem mehr Tests und Prüfungen am Rechner durchzuführen. Natürlich muss es es Präsenzprüfungen geben und sicherlich lässt sich in größeren Städten auch über Präsenztutorien reden. Die Schulen werden am Wochenende und Abends ja nicht genutzt, so dass auch kaum zusätzliche Kosten entstehen.

Sebstverständlich müssen Abschlussprüfungen unter staatlicher Aufsicht erfolgen. Aber neben der Bereitstellung von Schulräumen für Präsenzprüfungen und Tutorien, ist es von Staatsseite nur erforderlich für die Filmaufnahmen an sehr gut ausgestatten Schulen, Räumlichkeiten und Arbeitsmaterialien zur Verfügung zu stellen.

Es ist möglich innerhalb einer gewissen Zeit jede Unterrichtsstunde, vom ersten Schultag bis zur Abiturprüfung anzubieten. Daneben natürlich auch die Vorlesungen der Hochschulen, die Unterrichtsstunden der Berufsschulen und jede Art von beruflicher Weiterbildung.

Das schönste aber ist, dass all dies praktisch ohne den Staat geht. Schon heute gibt es jede Menge Lehrer die begeistert unterrichten würden. Leute die gerne filmen und schneiden gibt es ebenfalls. Vermutlich würde schnell ein Wettbewerb ausbrechen, wer die beste Schulstunde zu einem Thema bringt. Das gleiche gilt für die Programmierer die das System bauen und die Prüfungen programmieren müssen.

Viele Menschen sehen einen Sinn darin, die Bildung aus den Händen der Unfähigen und Unwilligen zu nehmen und sie als Bürgerauftrag zu verstehen. Natürlich ist Geld für eine solche Aufgabe erforderlich, aber es gibt so viele gemeine aber völlig unnütze Stiftungen. Eine Deutsche Bildungsstiftung im Internet wäre etwas was den Bürgern gehört und für die Bürger da ist.

Selbstverständlich dürfen auch diejenigen, die gar keinen Abschluß machen wollen, die Unterrichtsstunden abrufen und die Materialien verwenden, die Tutorien besuchen. Der Appetit kommt beim Essen. Wenn die Menschen sehen, das es auch ihnen Möglich ist, neues zu erlernen, dass sie dies nach ihrem eigenen Zeitrahmen tun können, dann werden sich viele sehr schnell bereit erkläre auch mit zu machen.

In der traditionellen Präsenzschule sind aber nicht nur die Grundschulen in einer prekären Situation. Die Misere zieht sich durch alle Schulformen und reicht von unzureichenden Gebäuden, nicht brauchbaren Nebenflächen, absolut mangelhafter Ausstattung mit Lehrmitteln und Materialien, bis zu totalem Lehrermangel und unerträglichem Stundenausfall.

Für alle Schulformen gilt, das in den meisten Unterrichtsstunden die Zahl von 12 Schülern das absolute Maximum darstellt, das von einer Lehrkraft vernünftig unterrichtet werden kann. Bei Klassen die sich aufgrund ihrer Zusammensetzung oder sonstiger Gründe in einer besonderen Situation befinden, ist es zwingend erforderlich, dass ein Schulhelfer oder Sozialpädagoge als zweite Unterrichtskraft unterstützend zur Seite steht.

Natürlich kostet das Geld. Aber es gilt der alte Satz: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr!“. Auch wenn wir heute Methoden haben, dass auch Hans noch lernen kann, ist es trotzdem einfacher und effektiver, das Hänschen lernen zu lassen. Jeder Euro der in Bildung angelegt ist, verzinst sich um ein vielfaches, da höhere Bildung in den meisten Fällen auch ein höheres Einkommen und mehr Steuern bedeutet.

Kein Gärtner käme auf die Idee in seinem Treibhaus Samen auszusäen und sich dann nicht mehr darum zu kümmern was passiert und bestenfalls in unregelmäßigen Abständen mal Wasser zuzugeben. Was in jeder Gärtnerei ein Totalverlust wäre, ist es auch in Bildung und Erziehung. Wer Menschen schon als Jugendliche in eine ausweglose Situation manöveriert, darf sich nicht wundern, wenn er Wut und Kriminalität erntet.

Bildung ist bei Kindern keine Holschuld. Es ist eine Bringeschuld der Gesellschaft und die sollte ihre Schulden nun endlich bezahlen.

Quelle

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