Deutsche Soldaten missachteten bei Tod von Zivilisten Einsatzregeln

Die Bundeswehr-Führung in Afghanistan und in Berlin tut offenbar alles, um die Aufklärung des Kriegsverbrechens am Checkpoint bei Kunduz zu verhindern

Berlin: Der Bericht der „Financial Times Deutschland“ dürfte sicher für einiges Unbehagen in der deutschen Militärführung sorgen. „Aus sicherer Quelle“ habe man erfahren, so die FTD, dass beim Tod einer afghanischen Familie (einer Frau und zwei Kindern) an einem deutschen ISAF-Checkpoint am 28.August ausschliesslich deutsche Soldaten auf das Auto der Zivilisten feuerten.
Die Einsatzregeln der Bundeswehr in Afghanistan besagen aber ausdrücklich, dass nur afghanische Polizeiposten Fahrzeuge kontrollieren und unter bestimmten Umständen das Feuer eröffnen dürfen.

Ausserdem sei es deutschen Soldaten in Afghanisten verboten nach dem Abbruch eines Angriffs auf Flüchtende zu schießen, so der Bericht. „Flüchtende Fahrzeuge“ dürften zudem nur mit Schüssen auf die Reifen oder in den Kofferraum gestoppt werden, weil sie keine unmittelbare Bedrohung mehr darstellen.

Nach Informationen der „Financial Times“ gingen die Schüsse auf das zivile Auto aber durch die Fenster. Am Checkpoint waren zudem ausgerechnet Feldjäger des Ausbildungskommandos in Masar-i-Scharif, welches Afghanen für den Polizeidienst schult.

Worauf Radio Utopie am 29. in einem Bericht hinwies, scheint nun sicher:

Das Auto mit den Zivilisten entfernte sich zum Zeitpunkt des Beschusses in entgegengesetzter Richtung vom Checkpoint.

Nach dem Tod der Zivilisten am 28.August waren sowohl durch die kriegsfreundliche Bellizisten-Presse als auch durch deutsche Militärs Desinformationen veröffentlicht worden um den Vorfall zu verschleiern.

PRESSE UND MILITÄR: NEBELKERZE UND WERFER

Der Gouverneur der Provinz Kunduz hatte von einem Fehler des Fahrers des „Minibusses“ gesprochen, welcher angeblich von einer Hochzeit kam. Dieser hätte panisch reagiert und habe „umgedreht“.
Der Polizeichef der Provinz Kunduz hatte behauptet, die deutschen ISAF-Militärs hätten Vorabinformationen über Drogen in einem von zwei Autos gehabt, welche in den Vorfall verwickelt gewesen seien. Dieses Auto sei aber entkommen.
SpOn behauptete gleich mehrere Versionen gleichzeitig aus allerbester Quelle erfahren zu haben, darunter eine angebliche Version die besagte, man habe von Offizieren erfahren, dass die deutschen Soldaten mit einem Sprengstoffanschlag gerechnet hätten.

Dies legte nahe, dass die deutschen Soldaten quasi aus einer Bedrohungslage heraus gehandelt hätten. Angesichts der nun offensichtlichen Tatsache, dass die Autos oder das Auto sich zum Zeitpunkt des Kriegsverbrechens, der Erschiessung einer Frau und zwei Kindern, vom Checkpoint der deutschen ISAF-Truppen wegbewegte, eine offensichtliche Lüge.

Das deutsche Militär äusserte sich seit Freitag nicht zu dem Vorfall und den Stück für Stück in der Presse auftauchenden Einzelheiten, weder in Berlin noch in der ISAF-Führung in Kabul.
Das Kommando über die ISAF hat US-General David D. McKiernan.
Das Kommando über die ISAF-Nord (Regional Commander North, RC North) in der deutschen Besatzungszone hat Brigadegeneral Markus Kneip.
Das Kommando über die ISAF in der Provinz Kunduz hat Oberst Schiebold.

Was genau an jenem Donnerstag Abend am deutschen Checkpoint im Afghanistankrieg genau geschah, das prüft jetzt die Staatsanwaltschaft.
Sogar der Verteidigungsausschuss soll ausnahmweise nicht im Urlaub sein (wie insgesamt 7 Monate im Arbeitsjahr) sondern vorhaben einmal tagen zu wollen.

Mal sehen, um welche Maus am Ende dieser Berg wieder einmal kreisen mag.

(…)

Bericht hierzu:

29.08.08 Polizeichef von Kunduz: Drogendeal bei tödlichen Schüssen im Spiel

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